Neuer HCE-Coach: Eyjolfsson fordert klare Philosophie
23.10.2017, 19:59 UhrHerr Eyjolfsson, es heißt, Sie kennen die Westmännerinseln sehr gut.
Eyjolfsson: Ja, das stimmt. Ich habe dort als Handballtrainer gearbeitet.
Es gibt 14 Vulkaninseln, 30 Felsen – und viel Wind. Und auch Handball?
Eyjolfsson: Ja, es gab IB Vestmannaeyja, zwei Handballmannschaften: ein Frauen- und ein Männerteam. Mit 25 Jahren war das für mich die erste professionelle Stelle. Ich habe das als Vorbereitung aufs Ausland gesehen, auf die Reisestrapazen, die wir in der Bundesliga haben. Mit IB fuhren wir nicht mit dem Bus, sondern mit dem Schiff zwei Stunden auf Auswärtsfahrten.
Mit 25 Jahren waren Sie bereits Handballtrainer?
Eyjolfsson: Ich habe mit 15 angefangen, als Co- Trainer. Ich war A- Jugendspieler und habe die C-Jugend trainiert. Eines Tages habe ich die Mannschaft übernommen. Nach meiner schweren Knieverletzung musste ich 18 Monate Reha machen. Da habe ich begonnen, noch intensiver den Trainer zu machen. Wir wurden mit beiden Teams Meister – dann war für mich klar, ich möchte Trainer werden.
Ihr Vater war auch Trainer. Hat Sie das beeinflusst?
Eyjolfsson: Das ist doch klassisch: Der Sohn sieht zum Vater auf, die Tochter zur Mutter. Ich bin in der Halle praktisch aufgewachsen, mein Vater war Spieler, ich war in jedem Training, in jedem Spiel dabei. Als er später Trainer wurde, war ich mit auf der Bank, habe die Wasserflaschen getragen. Ich habe das Trainersein im Blut. Ich kenne wenig anderes als Handball.
Reden ja, aber nicht zu viel
Welcher Trainertyp sind Sie?
Eyjolfsson: Ich glaube, es ist schwer, sich selbst zu beschreiben. Oft ist die Wahrnehmung anders...
Dann frage ich so: Welcher Trainertyp wären Sie gerne?
Eyjolfsson: Ich versuche, ein strukturierter Trainer zu sein, der gut vorbereitet ist, einen klaren Plan besitzt. Jeder Spieler weiß bei mir, was er zu tun hat – sofern man das im Handball planen kann. Ich habe einen fairen, aber klaren Führungsstil, der situativ entscheidet. Aber das Menschliche darf man bei allem nie vergessen – auch wenn ich als Trainer Vorgesetzter bin. Aber wir haben alle doch gemeinsame Ziele, die Spieler und der Trainer und der Vorstand. Es geht nur gemeinsam.
Sie arbeiten also auch mehr individuell mit den Spielern und weniger im Kollektiv?
Eyjolfsson: Ich arbeite generell viel mit Individualtraining, ja. Man darf auch nicht zu viel reden, aber Reden ist unheimlich wichtig. Das merke ich auch als Vater. In der Arbeit muss ich den Spielerrat in einige Entscheidungen mit einbinden, manchmal aber auch nicht. Das ist die Balance, die man finden muss, die Goldene Mitte, sozusagen.
Sie haben mit Hüttenberg vor nicht allzu langer Zeit einen Punkt in der Arena gegen den HC Erlangen geholt. Ist Ihnen damals schon aufgefallen, dass bei dieser Mannschaft eine größere Diskrepanz zwischen Potenzial und abgerufener Leistung besteht?
Eyjolfsson: Das war am vierten oder fünften Spieltag, damals hatte Erlangen nur gegen Lemgo verloren – gegen Gummersbach und in Stuttgart gewonnen. Das war noch eine ganz andere Situation.
Aber jetzt ist die Situation anders.
Eyjolfsson: Jetzt herrscht Vakuum, das merkt man schon, ja. Es gibt immer wieder gute Ansätze, aber die Mannschaft fühlt sich offenbar verunsichert. Über 60 Minuten fehlt die Konstanz. Das wird unsere Aufgabe, die zurückzubringen und eine klare Spielphilosophie auf die Beine zu stellen.
Eine klare Linie und eine relative Frage
Haben Sie schon eine Idee, wie Sie das anstellen werden?
Eyjolfsson: Mit Systemtreue. Wir müssen klare Sachen spielen, jeder muss wissen, was zu machen ist, wie man laufen muss. Kleine Änderungen brauchen wir im Abwehrbereich, um den Torhütern das Leben ein wenig zu vereinfachen. Es fehlt insgesamt nicht viel.
Das sah zuletzt anders aus...
Eyjolfsson: Ich finde, es sind keine grundlegenden Dinge. Die richtigen Handlungen sind da, die muss man vielleicht ein wenig klarer definieren, um Struktur zu geben, wenn etwas nach drei, vier Pässen nicht funktioniert hat. Das gibt Kontinuität im Balltransport. Und wir brauchen noch eine klare Linie im Übergang von Angriff auf Abwehr und umgekehrt.
Es fehlt nicht viel, sagen Sie, das bedeutet im Umkehrschluss: Es wird schnell aufwärts gehen mit dem HCE?
Eyjolfsson: Das wird man erst sehen, wenn ich mit der Mannschaft arbeite. Die Frage ist aber auch: Was ist schnell? Das ist eine relative Frage. Erst einmal muss man sehen, dass das, was wir uns vornehmen, Früchte trägt, und wir andere Ergebnisse liefern.
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