Neues Goalie-Gespann der Ice Tigers: Die Chemie stimmt
1.5.2017, 10:50 UhrBankdrücken, Kniebeugen, Klimmzüge, Ausdauertests – irgendwie ist das Sommertraining ja überall ähnlich, wenn nicht sogar gleich. Niklas Treutle kann das beurteilen. Der neue Keeper der Thomas Sabo Ice Tigers bereitete sich als Profi auch schon in Nordamerika und Finnland auf eine Saison vor. In Nürnberg, seiner Heimatstadt ist es allerdings doch etwas familiärer als in Nordamerika. Dort können schon mal 75 Spieler in kleinen Gruppen von vielen Trainern gescheucht werden. Schummeln ist da nicht drin. Bei den Ice Tigers genügt Athletiktrainer Eckhart Acker, der die zehn, zwölf anwesenden deutschen Profis auf Trab hält.
Für Treutle, der seit Mitte der Woche zur Trainingsgruppe gehört, ist das alles nicht wie nach Hause kommen. Er ist nach Hause gekommen. Beim EHC 80 Nürnberg lernte er, wie man Pucks fängt, als die Ice Tigers kurz davor waren, aus finanziellen Gründen für immer zumachen zu müssen, stand er im Kader. Die Anfänge unter Thomas Sabo erlebte er mit.
"Es kommt einem alles sehr vertraut vor"
Als 18-Jähriger verließ er Nürnberg aber. Es folgten Stationen in Deggendorf, Hamburg, Crimmitschau, München, Riessersee, Arizona (NHL), Springfield (AHL), beim finnischen Erstligisten Kouvola und in Krefeld, bevor es jetzt wieder in die Heimat ging. "Einleben muss ich mich überhaupt nicht. Es kommt einem alles sehr vertraut vor", sagt Treutle, der derzeit zwischen München und Nürnberg pendelt, weil seine Freundin in der bayerischen Landeshauptstadt wohnt. Schläft der Torhüter in Nürnberg, tut er das natürlich bei der Familie. Es ist eben ein bisschen so, als wäre er nie weg gewesen. "Die Kabine ist ein bisschen schöner geworden, etwas moderner", gibt es zumindest Unterschiede beim Interieur in der Halle.
Seinen neuen Konkurrenten Andreas Jenike kennt er fast so wie die Halle und die Stadt. Schon im Nachwuchs spielten sie zusammen, besuchten gemeinsam die Bertolt-Brecht-Schule. "Wir haben, denke ich, einen ganz guten Draht zueinander", erzählt Treutle. Es war auch schon Zeit, sich in der Umkleide über die typischen Torhüterthemen auszutauschen – also über die Ausrüstung. Wer bevorzugt wo was, oder welcher Hersteller hat die Nase vorn, wer wählt warum welche Farbe bei manchen Ausrüstungsgegenständen. "Über so was kann man sich als Torwart stundenlang unterhalten. Wir sind uns erstaunlich ähnlich in der Wahl der Sachen", verrät Treutle, der als bisher einziger Nürnberger in der NHL, der besten Liga der Welt, zweimal im Tor stehen durfte.
Spiel fünf im Halbfinale gegen Wolfsburg verfolgte der 25-Jährige in der Arena, da stiegen Erinnerungen in ihm hoch. In der Geschäftsstelle kennt er praktisch noch alle Gesichter. Als Sportdirektor Martin Jiranek bei ihm anrief und fragte, ob er wieder für Nürnberg spielen wolle, überlegte Treutle auch nicht besonders lange. Jedoch nicht alleine wegen des Wohlfühlfaktors. "Nürnberg ist mittlerweile ein Top-Team geworden, hier wird tolle Arbeit gemacht, das Team hat einen guten Zusammenhalt. Ich glaube Nürnberg wäre das einzige Team gewesen, das München vor Probleme gestellt hätte", nennt der Linksfänger weiter Gründe für seine Unterschrift.
Zum zweiten Mal mit dem Halbbruder im Team
Treutle spricht in diesem Zusammenhang auch über das bisherige Duo im Tor, Jenike und Jochen Reimer. Für Letzteren ist er nun da, soll sich mit Jenike einen Konkurrenzkampf liefern. Vielleicht beabsichtigt Trainer Rob Wilson über die Saison ein ähnliches Wechselspiel wie in der vergangenen Spielzeit. "Ich denke, wir sollen uns gegenseitig antreiben", schätzt Treutle die Situation ein. Obwohl es gerade mal Ende April ist, dürfte er mit dieser Vermutung nicht daneben liegen.
Eine Besonderheit birgt die Rückkehr nach Nürnberg zusätzlich. Zum zweiten Mal nach der gemeinsamen Zeit bei den Hamburg Freezers (2011 bis 2013) spielt Treutle mit seinem Halbbruder Marius Möchel in der Deutschen Eishockey-Liga im selben Team. "Wenn ich ihn jetzt in dieser Woche bei den Fitnesstests sehe, muss ich immer noch grinsen, weil es noch ein bisschen unwirklich ist", beschreibt Treutle diese Momente. Weil sich das Sommertraining eben überall sehr ähnelt, sind die feinen Unterschiede besonders auffällig.
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