Nielsen-Doppelpack gegen HSV: Fürth gleicht spät zum 2:2 aus
17.5.2020, 15:56 UhrKleeblatt-Coach Stefan Leitl hat gegenüber dem letzten Spiel am 8. März in Kiel (1:1) auf mehreren Positionen umgestellt. In der Abwehr stand lediglich erneut der scheidende Kapitän Marco Caligiuri, um ihn herum positionierten sich Maximilian Wittek – nach seinem Armbruch mit Manschette -, Paul Jaeckel und Marco Meyerhöfer statt Maximilian Bauer, Maximilian Sauer und David Raum. Für den gelbgesperrten Sebastian Ernst kam Jamie Leweling in die Partie sowie Julian Green für Kenny Prince Redondo. Daniel Keita-Ruel fehlte wegen muskulärer Probleme, Mergim Mavraj saß wie angekündigt wegen Trainingsrückstand (Leiste) nicht auf der Bank.
Und, ja, es fühlte sich komisch an, das historisch offiziell erste Geisterspiel im Ligabetrieb. Die Mannschaften betraten unabhängig voneinander das Feld, die Fürther kamen sogar über die Vortribüne. Immerhin gab es zaghaften Applaus von den wenigen Funktionären und Mitarbeitern auf der Tribüne. Es ist ja nicht so, dass wir langjährige Berichterstatter nicht schon öfter ein Spiel des Kleeblatts fast ohne Zuschauer gesehen hätten – in zahlreichen Vorbereitungs- und Testspielen. Aber unter diesen Umständen war auch das noch einmal etwas Neues. Mit Mundschutz und ausreichend Abstand voneinander beobachtete das kleine Journalistengrüppchen – zehn waren insgesamt zugelassen – das Treiben auf dem Rasen.
Die Stille vor dem Anpfiff fühlte sich an wie eine Schweigeminute. Und es dauerte, bis die Fußballer bei diesem Kaiserwetter auf Betriebstemperatur kamen, Abspiel- und Annahmefehler zogen sich bei beiden Mannschaften durch die ganze Partie.
Nach zehn Minuten schoss Branimir Hrgota das erste Mal aufs Tor – eine Fingerübung für HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Es war der Auftakt zu einer immerhin spielerisch dominanten Phase der Gastgeber, sie näherten sich dem Tor vor allem über die rechte Seite an, auf der Jamie Leweling mit starkem Körpereinsatz den Ball behauptete. Auch nicht ohne jedoch war sein Widersacher Bakery Jatta – einer der besten Hamburger in der ersten Hälfte. In der 20. Minute der erste Schock-Moment für die Fürther: Jairo startet durch, wird aber in letzter Sekunde abgedrängt, sodass er aus kurzer Distanz am Tor vorbeischießt. Trotzdem behält Fürth das Heft in der Hand. In der 35. Minute schließlich belohnte sich die Leitl-Elf für ihr Anrennen. Wittek flankte dem seit Jahresbeginn bärenstarken Havard Nielsen punktgenau auf die Stirn, der nickte den Ball aus fünf Metern unter die Latte. Da war selbst die Musikanlage des Stadions verzückt und versagte ihren Dienst, als nur aus einzelnen Lautsprechern "Gemeinsam nur nach vorne" dröhnte.
Hamburg antwortet schnell, Fürth spät
In der 41. Minute aber folgte die Antwort des HSV: Der eigentlich gut aufgelegte Leweling bewies schon die vergangenen Minuten Schwächen im Defensivverhalten und wurde Tim Leibold auf dessen linker Bahn nicht Herr. Der Ex-Cluberer durfte zum wiederholten Mal unbedrängt flanken – da halfen auch Sascha Burcherts Rufe „linker Fuß“ nichts. Leibolds linker Fuß beförderte den Ball zu Joel Pohjanpalo, der ihn in einer exakten Nielsen-Kopie ins Tor köpfte. Da sprang auch Patrick Esume von seinem Platz auf, der Ex-Footballspieler und TV-Kommentator hospitiert derzeit beim HSV.
Das 1:1 zur Halbzeit ging in Ordnung, der HSV machte aus zwei großen Chancen ein Tor, das Kleeblatt erarbeitete sich mit spielerischer Dominanz seinen Treffer. Beim Warmmachen der Ersatzspieler in der Pause wurde der Unterschied der beiden Klubs deutlich. Beim HSV können noch fünf Hochkaräter ins Spiel kommen: Martin Harnik, Louis Schaub, Sonny Kittel, Lukas Hinterseer und David Kinsombi stünden bei einem Großteil der Zweitligisten in der Startelf. Der Ex-Fürther Khaled Narey, ebenfalls im Kader, muss sich da hinten anstellen. Doch bis auf Kittel brauchten sie diese Stars zunächst gar nicht, um in Führung zu gehen. Die erste Chance nach Wiederanpfiff hatte zwar wieder Hrgota, sein Ball flog aus 17 Metern nur knapp übers Tor.
Und wieder antwortete der HSV prompt, als bräuchten sie immer einen Schubser: Jeremy Dudziak wird im Strafraum nicht attackiert und schießt flach ins lange Eck zum 2:1 (48.). Nach gut einer Stunde verzog der eingewechselte Kenny Prince Redondo aus aussichtsreicher Position – vier Fürther schafften es nach einem Konter gegen zwei Hamburger nicht, den Ausgleich zu erzielen. Das Spiel war keine Augenweide, doch spannend blieb es wegen der eingestreuten Fehler allemal. In der 72. Minute etwa durften Aaron Hunt, Pohjanpalo und Leibold aufs Tor schießen, die Fürther wirkten platt. Trotzdem warfen sie noch einmal alles nach vorne und drückten den HSV in seine Hälfte.
In der 87. Minute brachte Leitl noch Marvin Stefaniak, HSV-Coach Dieter Hecking setzte Harnik und Schaub dagegen. Die individuelle Klasse schien das erste Geisterspiel in der 110-jährigen Geschichte des Ronhofs zu entscheiden. Doch dann trat Stefaniak noch einmal zum Eckball an, Burchert stand mit im Fünfmeterraum. Der Ball flog in den Strafraum, Caligiuri und Redondo scheiterten noch, da flog der Ball Nielsen vor die Füße, der ihn in die Maschen drosch. Die Fürther feierten den Ausgleich wie einen Sieg, die Hamburger sanken enttäuscht auf den Boden.
SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Meyerhöfer, Caligiuri, Jaeckel, Wittek (57. Raum) - Tillman (75. Sarpei), Seguin, Green (Redondo) - Leweling (87. Stefaniak), Nielsen, Hrgota.
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Leibold, Letschert, Beyer, Vagnoman (79. van Drongelen) - Fein, Dudziak (64. Kinsombi), Hunt (89. Schaub) - Jatta, Pohjanpalo (79. Harnik), Samperio (46. Kittel).
Tore: 1:0 Nielsen (35.), 1:1 Pohjanpalo (41.), 1:2 Dudziak (48.), 2:2 Nielsen (94.) | Gelbe Karten: Seguin, Leweling - Samperio, Beyer, Letschert | Schiedsrichter: Hartmann (Wangen) | Zuschauer: -.
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