Kein Sieger im Regionalliga-Vergleich
"Noch sehr viel Jugendfußball" im kleinen Franken-Derby der Reserven
29.8.2021, 16:29 UhrRichtig Stimmung kam über 90 Minuten im Fürther Ronhof nie auf. Wie auch bei 348 Zuschauern, darunter 66 Gästefans aus Nürnberg?
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18 500 Zuschauer passen ins Fürther Stadion und wären bei den Spielen der beiden Nachbarstädte nicht immer immense Sicherheitsbedenken gegeben – das kleine Derby hätte auf einem einfachen "Sportplatz" das Zeug für ein packendes Amateur-Duell.
So aber war es gefühlt ein Spiel zwischen zwei U 19-Mannschaften. Mit 23 Jahren war Fürths Torhüter Leon Schaffran der älteste Spieler auf dem Platz, beim FCN stellten Tim Steinmetz und Lukas Schleimer mit 21 Jahren die "Oldies". Klar, die Profiklubs setzen in der Reserve mittlerweile vehement auf den Nachwuchs. Nürnbergs zweite Mannschaft sogar explizit als "U 21".
Den abgezockten Sechser oder den durch 300 Bayernligaspiele gestählten Innenverteidiger sucht man in beiden Teams vergebens. In der einen oder anderen Situation hätte beiden Teams am Samstag Erfahrung allerdings gutgetan. Doch die sollen die Jungprofis selber sammeln.
Start einer kleinen Serie?
"Ich bin ganz zufrieden mit der Entwicklung meiner Mannschaft. Es geht schneller voran als ich es erwartet hatte", sagt Kleeblatt-Coach Dominic Rühl. Immerhin blieb seine Elf nach dem 4:1 in Burghausen im zweiten Spiel in Folge ungeschlagen – eine erste kleine Serie für die Fürther, die sie auch brauchen. Denn mit sieben Punkten nach zehn Spielen steht das Kleeblatt weiter auf einem Abstiegsrang.
Drei Zähler mehr hat der kleine Club eingesammelt. Mit Christian Fiél hat sich der FCN einen Ex-Profi mit Fußballlehrerlizenz im Sommer geangelt.
Der 41-Jährige ist das Gegenteil seines Fürther Trainerkollegen. Während Rühl sich immer wieder mal auf die Bank setzt oder ruhig im Stehen das Spiel verfolgt und nur selten Anweisungen gibt, steht Fiél 90 Minuten an der Linie, dirigiert, korrigiert, motiviert und schlägt ab und an die Hände vors Gesicht. Nach dem Abpfiff ist die Stimme angeknackst. "Ich merke das gar nicht, wenn ich im Spiel so drauf bin", sagt er.
In den ersten 25 Minuten vergeben seine Jungs sieben(!) gar nicht so schlechte Chancen, kombinieren auf engem Raum gefällig und setzen Fürth immer wieder unter Druck. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Spielvereinigung ein Schüsschen abgegeben und keine Antwort. "Nürnberg war die erste halbe Stunde einfach besser", sagt auch Rühl. Bis zur Pause fängt sich seine Elf, im zweiten Abschnitt haben die Fürther dann mehr vom Spiel und Chancen.
Der Matchplan löst sich auf
Juho Ojanen schießt das Kleeblatt schließlich nach einer Ecke (73.) in Führung, acht Minuten später nagelt Pascal Moll den Ball ins rechte Eck, vorbei am erneut starken Schaffran zum Ausgleich. "Viele Chancen, wenige Tore, 1:1", lautet Fiéls knappes Fazit.
Die Enttäuschung ist ihm anzumerken. Der anfangs so gute Matchplan löst sich mit der Zeit mehr und mehr auf. "Bei uns ist noch sehr viel Jugendfußball und wenig Männerfußball", findet der Nürnberger Trainer. Entwicklung braucht eben Zeit, in Nürnberg wie in Fürth. "Wir arbeiten täglich an unserem Spiel. Aber wir machen einfach zu oft Fehler, müssen mal mit ein, zwei weniger Kontakten spielen", sagt Fiél.
Verständnis für den einen oder anderen schiefen Pass und ein unnötiges Dribbling haben beide Trainer. So lange es im Rahmen bleibt. Ein bisschen für die Galerie wollen ihre Jungs trotzdem spielen. Denn wer nicht auffällt, der wird auch nicht weiterkommen. Da ist der Profifußball ein gnadenloses Geschäft.
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Spätestens nach zwei Jahren endet in der Regel die Reise in der Profi-Reserve. Dann hat man es geschafft oder nicht. Immerhin: Die Laufbahn eines gefürchteten Bayernliga-Recken, der es einmal auf die eingangs erwähnten 300 Spiele bringt, ist dann immer noch möglich.
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