Nürnberger Kampfkunst-Verein sammelte für Japan

14.11.2011, 17:42 Uhr
Nürnberger Kampfkunst-Verein sammelte für Japan

© Hagen Gerullis

Non-Profit war das Zauberwort und demzufolge stand die Frage im Raum, wie man das Geld am vernünftigsten einsetzen sollte. Für den Ur-Nürnberger Gheri, Kopf des Dojos in Langwasser und Lehrer der japanischen Kampfkunst Bujinkan, war die Sache recht schnell klar: „Wir wollten dem Volk und dem Land, dem wir unsere Kampfkunst verdanken, etwas zurückgeben.“
Der Sitzungssaal 9 des historischen Rathausgebäudes diente dabei für die symbolische Übergabe des 12000- Euro-Schecks in vielerlei Hinsicht als passender Rahmen, und selbst Nürnbergs Bürgermeister Horst Förther ahnte nicht, wie bedeutungsschwanger die Wahl des Saals wirklich war.

Zum einen deshalb, weil wie För-ther unterstrich, „hier damals die wirklich wichtigen Stadtbeschlüsse getroffen wurden“, dementsprechend die Besiegelung der Übergabe hier am rechten Ort stattfände. Zum anderen, und das konnte er nicht wissen, weil im Japanischen „kyu“ (neun) auch Leid bedeutet, wodurch die Nummerierung des Sitzungssaals gleichsam still des Anlasses der Spende mahnte.

9,0 – das war auch der Ausschlag des Bebens auf der Momenten-Magnituden-Skala am 11. März dieses Jahres. Das Beben, das Japan so viel Leid brachte und Ursache war für die folgende Tsunami- und Reaktorkatastrophe. Dieses Leid zu mindern, ist das Anliegen der Bujinkan-Gemeinde in Deutschland und so dankte Noriyuki Nozaki, Vorsitzender der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Nordbayern e.V., sichtlich gerührt für die großzügige Spende, die zeigt, dass „Bujinkan Budo Taijutsu“ nicht nur Kampfkunst, sondern Lebenseinstellung ist. Die Lehren des Großmeisters Masaaki Hatsumi werben stets für ehrenvolle Motive und für die Entschlossenheit, beschrittene Pfade zu Ende zu gehen. Auch Dr. Brigitte Perlick, Referentin für Internationale Angelegenheiten an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, würdigte den Einsatz Gheris und seines Teams, sowie ihre Leistung „zur Völkerverständigung, das über den Tellerrand hinausschauen und das Miteinander“.

Nürnberger Kampfkunst-Verein sammelte für Japan

© Wolfgang Zink

Dabei war es nicht einfach, dieses Miteinander zu organisieren. Denn im Gegensatz zu Kampfsportarten ist Bujunkan mehr als Kampfkunst denn als Sport ausgelegt. Es gibt in dem Sinne keinen Wettbewerb und dadurch auch keine Verbandsstruktur. Jedes Dojo (Schule) steht direkt in Kontakt mit dem japanischen Großmeister Masaaki Hatsumi. Bis vor gut zehn Jahren reiste Hatsumi einmal im Jahr in die USA und nach Europa, um dort die Taikais, die großen Treffen zu organisieren. Da der 79-Jährige Japan jedoch seit 2002 nicht mehr verlässt, gestaltete sich die Organisation für das deutschlandweite Taikai nicht gerade einfach.

Doch gerade vor dem Hintergrund der bestehenden Tradition war es Gheri und seinem Team wichtig, diese auch aufrechtzuerhalten und zumindest in Deutschland fortzuführen. Heraus kam die weltweit größte Bujinkan-Veranstaltung der letzten zehn Jahre. „Auch international fand die Veranstaltung in der Szene großen Anklang und hat Eindruck hinterlassen“, resümiert Gheri. Er ist sich bewusst, dass der Zusammenhalt der Bujinkan-Szene die Höhe der Spende erst möglich gemacht hat. Sein 50-köpfiges Team hat nicht nur tatkräftig mitgearbeitet, sondern auch freiwillig Eintritt gezahlt. Und die Bujinkan-Lehrer, die auf dem Taikai ihre Fähigkeiten und ihr Wissen mit allen Interessierten teilten, seien sogar bereit gewesen, im Notfall ihre Unterkunft selber zu zahlen, verrät Gheri. Dieses Engagement stimmt ihn zuversichtlich, dass auch in Zukunft weitere Taikais stattfinden werden: „Wir wollen einen zwei- bis dreijährigen Rhythmus.“

Nach den anstrengenden letzten Monaten und dem erfolgreichen Ausgang des Treffens wird Gheri gemeinsam mit anderen Lehrern Ende des Monats erst einmal nach Japan fliegen. Dort wird er mit einigen seiner Kollegen Großmeister Masaaki Hatsumi besuchen und ihm vom großen Erfolg des Taikai 2011 und der dadurch möglichen Spende berichten können. Am 2.Dezember feiert Hatsumi seinen 80.Geburtstag – neun Monate nach der Katastrophe. Vielleicht ist die Neun dieses Mal ja ein gutes Zeichen.

Keine Kommentare