"Schlag ins Gesicht"

Olympia-Ausschluss wegen Tierquälerei gefordert: Strafbefehl gegen Springreiter aus Bayern

Stefan Besner

Online-Redaktion

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23.7.2024, 16:46 Uhr
Die Staatsanwaltschaft München II hat Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen Springreiter Max Kühner gestellt.

© IMAGO/Julien KAMMERER/IMAGO/PanoramiC Die Staatsanwaltschaft München II hat Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen Springreiter Max Kühner gestellt.

Laut einer Mitteilung vom 9. Juli hat die Staatsanwaltschaft München II Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen Springreiter Max Kühner beim Amtsgericht Starnberg gestellt. Grund dafür ist nach Informationen der Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Bereits im Februar teilte die Behörde mit, dass ein Ermittlungsverfahren gegen den Reiter geführt wird.

Dauerhafter Ausschluss gefordert

Demnach bestand der Anfangsverdacht, dass das tierschutzwidrige "aktive Barren" beim Springreiten angewendet wurde. Beim sogenannten aktiven Barren steht eine Person am Hindernis und hält eine Metall- oder Holzstange, sodass das Pferd beim Überspringen mit den Beinen dagegen stößt.

Im Juli 2023 haben Polizei und Behördenvertreter Kühners Ausbildungsanlage in Starnberg durchsucht. Auch ein Beschlagnahmungsbeschluss wurde vollzogen. PETA hat nach eigenen Angaben im September 2023 über Whistleblower von dem Vorgang erfahren und daraufhin Strafanzeige erstattet. Die Tierrechtsorganisation forderte heute das Österreichische Olympische Comité und den österreichischen Pferdesportverband auf, Kühner von den Olympischen Spielen in Paris und weiteren "Pferdesportveranstaltungen" dauerhaft auszuschließen.

"Schlag ins Gesicht für den Tierschutz"

"Da die Staatsanwaltschaft nun von dem hinreichenden Tatverdacht ausgeht, dass Max Kühner gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat, wäre eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz", so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. "Pferde sind bei der Veranstaltung ohnehin Zwangsteilnehmer, die mit Gewalt zu Höchstleistungen gebracht werden. Das muss sofort aufhören. Wir fordern Olympische Spiele ohne Pferdedisziplinen."

Der bayerische Springreiter Max Kühner war Anfang September des vergangenen Jahres bei der Europameisterschaft in Mailand für Österreichs Team gestartet und hatte sich dort für die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris qualifiziert. Auf Anfrage von PETA bestritt Kühner im September 2023 die Vorwürfe. Zuletzt wurde bekannt, dass Kühner trotz eines im Juni erlittenen Handbruchs bei den Olympischen Spielen antreten will.

Gewaltsame Trainingsmethoden im Pferdesport

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat im März 2022 in Folge des damaligen Skandals um den viermaligen Olympiasieger Ludger Beerbaum vom März 2022 das sogenannte "Touchieren" verboten. Dabei handelt es sich um ein Sensibilisieren des Pferdes durch gezieltes Berühren der Pferdebeine im Sprungablauf.

Der Einsatz von Peitschen ist beim Springreiten ebenfalls weit verbreitet. Als Fluchttiere würden Pferde in diesem Moment am liebsten fliehen, aber können es nicht, was zu immensem Stress und Angst führt. Auf diese Weise wird versucht, die Tiere im Training und bei Turnieren gefügig zu machen und zu Höchstleistungen anzutreiben. Die Tierschutzorganisation kritisiert solche Methoden scharf.