Olympische Spiele

Olympia-Halbfinale! Nürnberger Schwimmer weiter

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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24.7.2021, 14:18 Uhr
Banger Blick auf die Anzeigetafel des Tokio Aquatics Centre: Fabian Schwingenschlögl analysiert, was seine Zeit wert ist.

© Michael Kappeler, dpa Banger Blick auf die Anzeigetafel des Tokio Aquatics Centre: Fabian Schwingenschlögl analysiert, was seine Zeit wert ist.

Die Bucht von Tokio bietet eine imposante Kulisse, der Bau zahlreicher olympischer Wettkampfstätten hat daran nichts geändert, eher im Gegenteil; Moderne in Stahl und Glas gegossen. Augen dürfte Fabian Schwingenschlögl dafür bisher nicht gehabt haben. Die Umstände erlauben es nicht, allzu weit abzuweichen von den vorgegebenen Routen bei den Olympischen Spielen. Zimmer, Bus, Schwimmhalle und zurück - so lautet Schwingenschlögls Weg bisher. Abgesehen davon ist Nürnbergs Schwimm-Hoffnung über die 100m Brust ja nicht als Olympia-Tourist nach Japan gereist.

Sein Ziel, sagte Schwingenschlögl im Interview mit nordbayern.de, sei es "ja nicht nur, an Olympia teilzunehmen, sondern ich möchte auch um etwas schwimmen"; vielleicht nicht gleich um eine Medaille, aber doch zumindest um die Teilnahme am Finale. Am Samstagabend um kurz vor 21 Uhr Ortszeit ist er diesem Ziel im Tokio Aquatics Centre einen Schritt näher gekommen. Nach einem verhaltenen Start kämpfte sich Schwingenschlögl noch als Fünfter seines Vorlaufs ins Ziel und sicherte sich mit einer Zeit von 59,49 Sekunden einen Platz unter den besten Sechzehn.

"Eindrücke sind atemberaubend"

Bei den Spielen in Rio scheiterte Schwingenschlögl knapp an der Qualifikation, danach verbesserten sich die Voraussetzungen, sich den olympischen Traum zu erfüllen, nicht unbedingt. Der 29-Jährige geht bereits einem geregelten Beruf nach, vor und nach seinen Aufgaben als Fertigungsplaner stieg er in den vergangenen Jahren in Neckarsulm immer wieder ins Becken oder ging in den Kraftraum.

Vier Jahre schuftete er für sein großes Ziel, dann wurden es sogar fünf, weil die Spiele verlegt wurden. Beirren ließ er sich davon nicht. Im Frühjahr sicherte er sich in seiner Disziplin mit 58,95 Sekunden und deutschem Rekord ein Ticket für Tokio und auch wenn er dort weitgehend den Kontakt zu anderen Sportlerinnen und Sportlern meiden muss und seine Mahlzeiten im olympischen Dorf an desinfizierten Tischen, mit Handschuhen und einer Glasscheibe vor der Nase einnehmen muss, war er sich schon vor dem ersten Sprung ins Becken, dass sich das Schuften gelohnt hatte. "Die Eindrücke sind atemberaubend", sagte Schwingenschlögl vor seinem ersten Wettkampf.

Zwei Deutsche im Halbfinale

Nachdem Lucas Matzerath mit persönlicher Bestzeit (59,40 Sekunden) vorgelegt hatte, erreichte mit Schwingenschlögl auch der zweite Deutsche über die 100m Brust das Halbfinale. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (4.33 Uhr, MESZ) kämpft der Nürnberger um einen Startplatz im Finale, wobei es nach der vierzehntbesten Zeit eine Leistungssteigerung brauchen wird, um dieses Ziel zu erreichen. Schwingenschlögl will noch länger keine Augen für die Tokyo Bay haben.

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