Mit.Menschen Podcast
Para-Schwimmer Josia Topf - Von der Freiheit zu schwimmen
3.3.2022, 05:55 Uhr"Schwimmen ist für mich Psychologe, Motivationstrainer und Freund - alles in einem", beschreibt es Josia Topf. "Ich kann mich frei bewegen, Saltos machen, tauchen. Es gibt eigentlich keine Grenzen." Das Schwimmen begleitet den 18-Jährigen Erlanger seit seiner Kindheit.
Die Fotos an seiner Zimmertür sind Zeugnis davon. Auf den meisten ist er im Wasser, mit seinem Vater, anderen Kindern, Trainern. Auf jedem einzelnen lächelt er glücklich in die Kamera. "Ich liebe diese Sportart. Und auch nach über zehn Jahren ist die Liebe keinen Tag geringer geworden. Im Wasser habe ich das, was mir am Land leider teilweise verwehrt bleibt: Freiheit", erzählt Topf im Podcast Mit.Menschen.
Josia Topf kam mit dem TAR-Syndrom auf die Welt. Er hat verkürzte Arme und steife Beine, das Rechte ist kürzer als das Linke. Kurze Strecken, wie in der Wohnung, läuft er, ansonsten hilft ein Rollstuhl. In vielen Situationen ist es zwar "scheiße, behindert zu sein", doch Aufgeben war nie eine Option für ihn. "Ich kämpfe für jeden Vorteil im Leben. Ich werde es nicht ändern können also mache ich das Beste daraus", sagt er.
Er legt seinen Fokus auf das, was er kann. Acht Mal trainiert er die Woche im Wasser, dazu kommen noch drei Krafttrainingseinheiten. Er ordnet seinen sportlichen Zielen alles unter, die Stunden im Wasser sind für ihn pure Freude, kein Zwang. Schwamm er am Sonntag noch einen Wettkampf, saß er am Montag in der Schule in der Bio-Klausur. "Die Zeit war hart. Teilweise wusste ich nicht, wie ich den Tag überstehen soll. Mein Motto war Mut zur Lücke", gibt er zu und lacht. "Dafür ist mein Abi-Durchschnitt gar nicht mal so schlecht."
Josia Topf sprudelt im Gespräch vor Optimismus und positiver Energie, auch darauf legt er seinen Fokus, um mit Rückschlägen besser umgehen zu können. "In den letzten Jahren hat mir das Schwimmen zusätzlich Mut und Kraft gegeben, dass ich an mich glauben und meine Ziele wirklich erreichen kann", sagt er. Seinen Lebenstraum hat sich Josia Topf im vergangenen Jahr mit nur 18 Jahren erfüllt: die Teilnahme an den Paralympics.
"Tokio war fantastisch", erzählt er rückblickend. Das Olympische Dorf, das Gemeinschaftsgefühl und der Kontakt zu anderen Athleten - Topf gerät ins Schwärmen, wenn er an die Tage in Japan zurück denkt. Auf seinem Bett liegt das olympische Maskotten als Plüschtier - ein Andenken an eine "legendäre Zeit".
Als Beweis seines Könnens und Motivationsschub hängen gegenüber an der Wand unzählige Medaillen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen. Obwohl er mit seinen Rennen in Japan zufrieden ist, er erreichte in allen vier Disziplinen das Finale, hat es zu einer olympischen Medaille (noch) nicht gereicht. Die Erfahrungen der Paralympics will er nun mitnehmen, sein Training weiter optimieren. "Ich bin noch so jung, bei mir gibt es immer ein nächstes Mal, das ist cool", sagt er.
Er hat nach eigener Aussage Blut geleckt. "Die Teilnahme langt mir jetzt nicht mehr. Beim nächsten Mal möchte eine Medaille", zeigt er sich ehrgeizig. Die nächste Gelegenheit hat er 2024 in Paris. Im Sommer wartet erst einmal die Weltmeisterschaft auf Madeira auf ihn. Bis dahin steht weiter hartes Training an, zudem startet er an der FAU Erlangen sein Jura-Studium. Der Terminplan für das Jahr 2022 ist also gut gefüllt. "Und sonst, hab ich einfach Spaß am Leben", sagt Josia Topf.
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