Pavel Horak: "Die Erlanger haben einfach nicht locker gelassen"
3.6.2015, 18:39 Uhr„Wir haben sehr lange und ausführlich über die Pläne und Vorstellungen in Erlangen gesprochen“, sagt der 32-jährige tschechische Nationalspieler, „und das Handballprojekt in Erlangen hat mich angesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas Neues machen sollte.“
Der 1,98 m große und 113 kg schwere Rückraumhüne glaubt deshalb auch nicht, dass der Gang mit dem HCE in die 2. Bundesliga ein Rückschritt in seiner sportlichen Laufbahn ist. „Mir war das bewusst, auch wenn zu Beginn unserer Verhandlungen noch eine Chance auf den Klassenerhalt bestand. Aber ich gehe davon aus, dass hier alle wieder in die 1. Liga wollen.“ Besonders die Tatsache, dass man in Erlangen den Kader so zusammengehalten hat, hat den Rechtshänder überzeugt. „Wenn man einen Weltklassespieler wie Martin Stranovsky aus Barcelona hierher holen und hier halten kann, dann ist das für mich ein Zeichen, dass hier ernsthaft und erfolgreich gearbeitet wird.“ Gewundert über die Anfrage vom Abstiegskandidaten aus Erlangen hat sich Pavel Horak übrigens nicht: „Ich fand die Anfrage interessant. Es hatten ja einige gefragt, aber eigentlich hatte ich nicht vor Berlin zu verlassen.“
Treffen hat Ausschlag gegeben
Immerhin hätte Horak in Berlin noch einen Vertrag bis 2016 gehabt. Nun hat er in Erlangen bis zum 30. Juni 2017 unterschrieben und kann sich jetzt schon eine Zusammenarbeit darüber hinaus vorstellen. Nach einem persönlichen Treffen mit den HC-Verantwortlichen war Horak dann endgültig überzeugt: „Weil es auch auf menschlicher Ebene gepasst hat war es für mich keine Frage mehr woanders hinzugehen.“
Dabei wurde der 73-fache Nationalspieler von verschiedenen Seiten umworben, „doch die Erlanger haben einfach nicht locker gelassen.“ Und nur sie haben Horak letztlich überzeugen können Berlin zu verlassen. „Es war schwierig“ erinnert sich HC-Geschäftsführer Stefan Adam, „weil Pavel unbedingt 1. Liga spielen will.“
Deshalb hat Horak den HC eingehend geprüft: „Ich habe mich natürlich sehr viel über das Umfeld hier informiert und ich habe nur positive Berichte bekommen. Auch über die Athletikbetreuung, die mir sehr wichtig ist, weil ich da auch bisher nur in besten Händen war.“ Auch über Trainer Robert Andersson hat er sich schlau gemacht: „Da habe ich mit den schwedischen Jungs in meiner Mannschaft gesprochen und alle haben mir gesagt, dass er ein super Trainer und toller Typ ist.“ Andersson gibt das Kompliment zurück und freut sich auf einen weiteren Führungsspieler: „Mit seiner Erfahrung wird er uns noch variabler in Abwehr und Angriff machen.“ Letzteres wird für Horak, der in Berlin hauptsächlich im Abwehrzentrum eingesetzt wurde, eine Neuerung sein, auf die er sich freut.
Jetzt gilt es für ihn nur noch sich mit seiner neuen Heimat bekannt zu machen. „Durch Nürnberg bin ich immer gefahren, wenn ich von Göppingen nach Hause nach Tschechien wollte und ich weiß, dass der Weihnachtsmarkt sehr schön sein soll. Das zählt aber glaube ich nicht . . .“, sagt der fünffache tschechische Meister, der sechs Jahre lang für Frisch Auf gespielt hat und dort zwei Mal EHF-Pokalsieger wurde. Am Mittwoch nutzte Horak deshalb die verbleibende Zeit bis zu seinem Rückflug nach Berlin, um sich bei Wohnungsbesichtigungen auch gleich die Region und natürlich die Arena anzuschauen.
Wiedersehen mit Jan Stochl
Seine Mitspieler kennt Horak bislang auch nur von den Spielen, aber da bleibe nie Zeit, sich kennen zu lernen. Immerhin kennt er Jonas Thümmler, der ja erst Anfang Dezember von den Füchsen zum HC gewechselt war. Und mit Jan Stochl trifft er auf einen alten Bekannten und Landsmann, hat er doch mit ihm als Teamkollegen seine Karriere in Deutschland begonnen: im Jahr 2006 bei der Ahlener SG. In Berlin hat Horak mit Jans Bruder Petr zusammengespielt: „Scheinbar spiele ich immer mit einem Stochl zusammen. Außer in Göppingen, das waren sechs Stochl-freie Jahre. Aber ich freue mich, denn das sind zwei unglaublich nette Typen.“
Zum Abstieg des HC hat der sympathische Neuzugang vergangene Woche übrigens nicht beigetragen. Horak war beim 28:28 gegen die Füchse zwar in der Arena, spielte aber nicht, weil er an einer Knieverletzung laborierte: „Ich habe über mehrere Monate in Berlin und in der Nationalmannschaft mit Knieproblemen gespielt, deshalb habe ich nun in den letzten Spielen pausiert.“ Das Ergebnis habe er zwar mit gemischten Gefühlen betrachtet, wäre aber auch mit einem Sieg der Berliner gut klargekommen: „Ich bin ja immer noch ein Füchse-Spieler.“
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