Raus ohne Applaus! Mieser Club verabschiedet sich aus Pokal
5.2.2019, 20:22 Uhr193. Mal hatte der Hamburger SV bis zum Dienstagabend schon Fußball im DFB-Pokal gespielt. Eine Premiere gab es in der 194. Partie dennoch: Erstmals trafen die im Sommer erstmals aus der Bundesliga abgestiegenen Hamburger SV auf einen höherklassigen Verein. Weil dieser Verein aber der 1. FC Nürnberg war, hielt sich die Furcht auf Seiten der Gastgeber in Grenzen, man sah sich vor Anpfiff mindestens auf Augenhöhe mit dem neuerdings wieder Vorletzten der ersten Liga.
Dass das noch eine Untertreibung war, wussten 47.628 Zuschauer im Volksparkstadion nach 90 einseitigen Minuten. Gegen desolate Nürnberger reichte dem HSV ein mittelmäßiger Auftritt zu einem nie gefährdeten 1:0 (0:0)-Erfolg. Hamburg darf sich im Viertelfinale möglicherweise wieder auf einen höherklassigen Gegner freuen, der Club muss sich in dieser Verfassung vor einer einigermaßen schrecklichen Rest-Saison fürchten.
+++ Chancenlos beim HSV: Club-Fans schäumen vor Wut +++
Weil Tim Leibold nach seiner Gehirnerschütterung aus dem Spiel gegen Hannover ebenso ausfiel wie Innenverteidiger Georg Margreitter, musste Nürnbergs Trainer Michael Köllner seine Defensive umbauen. Lukas Mühl durfte Margreitter vertreten, Enrico Valentini verteidigte auf Leibolds linker Seite, während Kevin Goden sich nach rechts orientierte. Zwei weitere Wechsel nahm Köllner freiwillig vor gegenüber dem allgemein als Mutmacher betrachteten 1:1 gegen den SV Werder Bremen vom Samstag: Mikael Ishak stürmte anstelle von Adam Zrelak, Sebastian Kerk vertrat Virgil Misidjan im Mittelfeld.
Offensive? Nicht vorhanden
Dass der Club dadurch besser aufgestellt war, konnten die ersten 45 Minuten zunächst nicht beweisen. Nach einem zaghaften Beginn von beiden Mannschaften machte der HSV das Spiel erst einmal zu seinem, ohne dabei besondere Klasse ausstrahlen zu müssen. Ein Offensivspiel der Gäste fand praktisch nicht statt, der HSV wurde zumindest nach Standardsituationen hin und wieder halbwegs gefährlich.
Die Nürnberger hingegen gefährdeten sich erst einmal nur selbst. Nach 27 Minuten hatte Enrico Valentini zweimal so beherzt gefoult, dass es doch eine Überraschung war, dass er nicht mit der Gelb-Roten Karte vom Platz musste, sondern dass es in der 43. Minute Köllner war, der ihn aus seiner Überforderung befreite und Eduard Löwen auf den Platz schickte. Gut war für den 1. FC Nürnberg an dieser Halbzeit außerdem nur noch, dass es mit einem 0:0 in die Pause ging.
+++ Die Stimmen nach dem Spiel gibt's hier +++
"Wir sind etwas hinterher gelaufen", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann am Fernseh-Mikrofon, "bisher ist das ein glückliches Ergebnis für uns." Das klang einigermaßen besorgniserregend, war aber sehr richtig analysiert.
Nur ein Torschuss
Knapp zwei Millionen Euro ist der Einzug ins Pokal-Viertelfinale wert, wenn man auf TV-Gelder und erwartete Zuschauer-Einnahmen blickt. Geld, das sowohl der HSV als auch der FCN gut brauchen könnten. Dass sie wirklich Interesse an der netten Verdienstmöglichkeit haben, konnten die Nürnberger allerdings auch im zweiten Durchgang gut verstecken. Weiterhin agierte jeder Mannschaftsteil für sich – und vor allem für sich schlecht. Den Beweis, einer gemeinsamen Idee zu folgen, blieben die Nürnberger schuldig.
Zur Strafe ging nach 54 Minuten der HSV in Führung. Nach einem wunderbaren Pass von Douglas Santos scheiterten im Strafraum mit Eduard Löwen, Sebastian Kerk und abschließend Kevin Goden gleich drei Nürnberger am Versuch, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern – Berkay Özcan traf aus zwölf Metern zum 1:0.
Köllner reagierte auf den Rückstand und brachte Zrelak für Federico Palacios – gefährlich aber blieben nur die Gastgeber, die in der Folge und mit etwas mehr Zutrauen ins eigene Tun das Ergebnis hätten deutlicher gestalten können.
Klassenerhalt? So nicht
Als nach 79 Minuten Virgil Misidjan für Kerk auf den Platz kam stand es zur großen Überraschung aller Beteiligten immer noch nur 1:0 für den HSV - und hatte der Club bei gleichzeitig 17 Hamburger Versuchen tatsächlich noch keinen Torschuss in der Statistik stehen. Besser wurde es allerdings auch mit Misidjan nicht. Der Club schien damit zufrieden, einigermaßen glimpflich davon gekommen zu sein. Der Rest war ein glückseliges Volksparkstadion. In den 193 Pokalspielen zuvor wird sich der HSV nur sehr selten verdienter durchgesetzt haben.
Hamburger SV: Pollersbeck - Sakai, Bates, van Drongelen, Douglas Santos - Mangala - Narey, Özcan (70. Ito), Holtby, Jatta (85. Vagnoman) - Arp
1. FC Nürnberg: Mathenia - Goden, Mühl, Ewerton, Valentini (43. Löwen) - Petrak, Behrens - Kerk (79. Misidjan), Matheus Pereira, Palacios (61. Zrelak) - Ishak
Tore: 1:0 Özcan (54.) | Gelbe Karten: Mangala - Valentini, Kerk, Goden | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 47.628
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