Reife Leistung in Aue: Hack lässt den FCN jubeln
20.4.2021, 21:18 UhrFußball ist bestimmt nicht wichtig, kann aber verdammt wichtig werden. Fast 7800 so genannte Unterstützertickets hatte der FC Erzgebirge für das gestrige Geisterheimspiel verkauft, davon über 2000 an Fans des 1. FC Nürnberg, für fünf Euro das Stück. So kamen fast 40.000 Euro für den kleinen, schwerkranken Erik zusammen; in einer Audiobotschaft bedankten sich die Auer vorab für die Hilfsbereitschaft und ausdrücklich bei den Gästen.
In den 90 Zweitliga-Minuten im Anschluss sollten die "Veilchen" aber weniger höflich mit dem Club umgehen. Es ging unter der großzügigen Leitung von Schiedsrichter Gräfe phasenweise ganz schön zur Sache, wovon sich die über die komplette Spielzeit deutlich überlegenen Nürnberger aber mitnichten stören ließen.
Nach vier zum Teil 100-prozentigen Chancen vor der Pause nutzte der eingewechselte Hack fünf Minuten vor Schluss die fünfte zum viel umjubelten 1:0, zugleich der Endstand im Erzgebirgsstadion. Einen noch abgefälschten Pass des starken Krauß schob der U21-Nationalspieler cool an Männel vorbei ins Netz. Den Aufschrei nach dem Schlusspfiff dürfte man noch in Zwickau gehört haben.
Große Erleichterung
"Es war eine sehr reife Leistung", meinte Geis danach, "auch von den jungen Spielern." Die Erleichterung ist riesengroß beim 1. FC Nürnberg, zumal es auch personell noch mal richtig eng hätte werden können bis Ende Mai. Weil sich mit Schäffler (Innenbandeinriss) und Schleusener (muskuläre Probleme) mehr oder weniger kurzfristig noch zwei Mann dienstunfähig gemeldet hatten, schrumpfte das Aufgebot von 20 auf nur noch 18 Profis.
Die Abstiegszone ist mit nunmehr 36 Punkten in etwas weitere Ferne gerückt, so dass sie das mindestens komplizierte Restprogramm etwas entspannter angehen können. Hoffnung macht vor allem die fast jugendliche Unbekümmertheit, nicht nur im vorderen Block; notgedrungen stellte Trainer Klauß zwei 19-Jährige (Shuranov, Borkowski) in den Angriff, die auch gleich für erhebliche Unruhe sorgen sollten.
Sieben Minuten waren erst vorbei, als Möller Daehli auf Shuranov durchsteckte, der aber mit links nur den Pfosten traf. Nürnberg bemühte sich umgehend um Ball- und Spielkontrolle, wollte Aue so schnell wie möglich beeindrucken – was zumindest optisch gelang.
Club betrieb hohen Aufwand
Die Gastgeber hatten sichtlich Mühe, selbst konstruktiv aufzubauen, wären aber trotzdem beinahe in Führung gegangen; Strauß’ Schuss lenkte Margreitter gerade noch um den Pfosten (13.), da fehlte nicht viel. Ebenso auf der anderen Seite, als Shuranov, erneut geschickt von Möller Daehli, plötzlich vor Männel auftauchte, sich aber aus unerfindlichen Gründen an einem Heber versuchte, anstatt platziert abzuschließen.
Männel fing die Kugel problemlos herunter, brauchte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aber auch etwas Glück. Valentinis Kopfball nach Flanke von Nürnberger strich knapp vorbei, das 1:0 wäre längst verdient gewesen für die couragiert auftretende Klauß-Elf.
Auch nach dem Seitenwechsel betrieb der Club zunächst einen gewaltigen Aufwand, drang aber nur noch selten bis in den Strafraum vor; Margreitters Kopfball nach Freistoß von Geis stellte Männel vor keinerlei Probleme (59.), etwas mehr Mühe hatte er mit Dovedans Versuch (81.). Überhaupt verteidigte der FC Erzgebirge auf Kosten der eigenen Offensivbemühungen jetzt wesentlich konzentrierter, konnte sich aber trotzdem nicht beschweren über die späte Niederlage.
Und überhaupt, es gibt nicht nur im Erzgebirge viel Wichtigeres als Fußball. Gute Besserung, Erik!
Erzgebirge Aue: Männel - Breitkreuz, Gonther, Bussmann, Strauß - Gnjatic, Fandrich (87. Jonjic) - Hochscheidt, Nazarov (74. Baumgart), Krüger - Testroet
1. FC Nürnberg: Mathenia - Valentini, Margreitter, Sörensen, Handwerker - Geis - Krauß, Nürnberger (78. Hack) - Möller Daehli (87. Behrens) - Shuranov (87. Mühl), Borkowski (66. Dovedan)
Tore: 0:1 Hack (84.) | Gelbe Karten: - / Krauß, Shuranov | Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
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