Remis an der Reeperbahn! Club holt Punkt auf St. Pauli
31.10.2016, 22:35 UhrVier Siege hintereinander in der Zweiten Liga ließen wieder so etwas wie Hoffnung aufkeimen beim Anhang, dass es nach verkorkstem Start noch eine aufregende Runde werden könnte. Nach der Flucht aus dem Tabellenkeller schaut der Relegationsteilnehmer ja neuerdings wieder ganz vorsichtig nach oben, die Ergebnisse vom Wochenende interpretierten einige gar als Steilvorlage; der Erste, der Zweite und der auch der Dritte hatten verloren - der Club machte es aber nicht viel besser.
Mit dem 1:1 (1:1) beim FC St. Pauli hielt zumindest die kleine Erfolgsserie. Duksch nutzte mehrere Unachtsamkeiten im Nürnberger Abwehrverbund früh zur Führung, die Burgstaller nach 20 Minuten ausgleichen konnte.
Der Tabellenvierte der vergangenen Runde hat ganz andere Sorgen; nach den Siegen der direkten Konkurrenten aus Bielefeld, Kaiserslautern und München ist der FC St. Pauli plötzlich arg unter Druck geraten. Mit nur fünf Punkten aus zehn Partien stehen die Hamburger ganz unten, lassen sich ihren ganz speziellen Zugang zum Krisen-Gerede wegen so einer Anhäufung von Pleiten, Pech und Pannen aber natürlich nicht nehmen. "Arsch aufreißen" stand auf einem riesigen Transparent, "auch Niederlagen können erhaben sein" in der offiziellen Stadionzeitung zum Heimspiel, "vielleicht muss man erst durchs Dunkel, bevor man Sterne stehlen kann."
Wie schnell das gehen kann, hat in den vergangenen Wochen der Gast aus Nürnberg vorgemacht. Der positive Trend basiert, um es möglichst einfach zu formulieren, auf klassischen Zweitliga-Tugenden, die vor allem Dauerläufer Behrens und der wuchtige Innenverteidiger Bulthuis verkörpern. Beide fehlten gestern mehr oder weniger malad, weshalb wie erwartet Leibold und Mühl in die Startformation rutschten.
Der unglückliche Mühl
Der 19-Jährige stand bereits in der sechsten Minute im Mittelpunkt, allerdings etwas anders, als er sich das wohl vorgestellt hatte. Gleich zwei Mal missglückte ihm ein Klärungsversuch, erst mit dem Kopf, Sekunden später mit dem Fuß. Weil ihm auch die Kollegen Hovland und Sepsi keine große Hilfe waren, sondern Ducksch im Strafraum einen Querpass gestatteten, lag der Club früh hinten (Torschütze: Buchtmann).
Auch in den verbleibenden 84 Minuten schien die Offensivstrategie des FC St. Pauli vor allem auf Nachlässigkeiten der Nürnberger zu basieren. Der Letzte hatte spielerisch nicht viel drauf und tat sich extrem schwer damit, Chancen zu kreieren. Der anfangs an den Tag gelegte Schwung sollte die Hamburger nicht lange tragen; der Club erholte sich allmählich vom 0:1 und kombinierte sich ein paar Mal gefällig in die Gefahrenzone. Dem Ausgleich ging ein Eckstoß voraus: Matavz verlängerte die Kugel per Kopf an den hinteren Pfosten, wo Burgstaller nicht mehr viel Mühe hatte mit seinem bereits neunten Saisontreffer (1:1, 20.).
Handspiel von Hedenstad übersehen
Nürnberg wollte mehr und kontrollierte fortan das Geschehen, nur der zweite Treffer ließ auf sich warten. Kempe erschreckte Hamburgs Schlussmann Himmelmann mit einem Kopfball auf den Querbalken, der auffällige Behrens-Ersatz Leibold zielte aus über 20 Metern knapp daneben. Die wahrscheinlich beste Möglichkeit in Form eines Elfmeters blieb den Gästen versagt, weil Schiedsrichter Osmers ein klares Handspiel von Hedenstad erstaunlicherweise nicht gesehen haben wollte.
Bornemann: "Der Schiedsrichter hat hinterher zugegeben, dass es ein Handelfmeter für uns gewesen wäre" #fcn
— Die Sportredaktion (@NN_Sportler) 31. Oktober 2016
Auch nach der Pause blieb St. Pauli letztlich nicht viel mehr anderes übrig, als sich energisch und mit der Unterstützung des Publikums gegen das drohende Unheil in Form der fünften Niederlage in Folge zu wehren. Sie ackerten sich regelrecht hinein in die Partie und schienen den 1. FC Nürnberg mit ihrem physischen Aufwand auch ein wenig zu beeindrucken.
Koglin (59.) vergab im Getümmel überhastet, auf der anderen Seite strich Sepsis Schrägschuss um einen halben Meter vorbei. Richtig zufrieden, das merkte man beiden Mannschaften an, war am Millerntor niemand mit dem Unentschieden.
Mit jedem Angriffsversuch der Hamburger wurde es noch ein bisschen lauter im Stadion; Kirschbaum musste sich zweimal gewaltig strecken (Sahin, 62.; Sobiech, 68.) und von hinten mit ansehen, wie St. Pauli mit hohem läuferischen Aufwand den Druck erhöhte. Als nach weitem Abschlag von Himmelmann plötzlich Sahin vor ihm auftauchte, blieb er einfach stehen - und somit auch das 1:1.
+++Das Spiel im Live-Ticker zum Nachlesen+++
FC St. Pauli: Himmelmann - Hedenstad, Sobiech, Koglin (66. Buballa), Nehrig - Cenk Sahin, Avevor, Buchtmann, Sobota (74. Neudecker) - Ducksch, Miyaichi (29. Litka)
1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Hovland, Mühl, Sepsi - Petrak, Leibold (91. Kammerbauer) - Kempe, Möhwald, Burgstaller - Matavz (55. Sylvestr)
Tore: 1:0 Buchtmann (6.), 1:1 Burgstaller (20.) | Gelbe Karten: Buchtmann (49.), Nehrig (60.), Litka (82.) - Petrak (65.) | Schiedsrichter: Osmers (Hannover) | Zuschauer: 29.546 (ausverkauft)
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