Rugby: Ein Fass Bier als Belohnung

03.04.2014, 11:43 Uhr
Elf beziehungsweise 15 Freunde sollt ihr sein. So entspannt sieht man die Rugby-Spieler des TSV 1846 allerdings selten.

© Weigert Elf beziehungsweise 15 Freunde sollt ihr sein. So entspannt sieht man die Rugby-Spieler des TSV 1846 allerdings selten.

Die Spielstätte des TSV könnte idyllischer ja kaum liegen. Am Rand von Erlenstegen versteckt sich der Waldsportplatz, umringt von Bäumen und ruhig gelegen. Dazu strahlende Frühlingssonne und ein wolkenloser Himmel – die perfekte Möglichkeit, um sich hier ein bisschen zu entspannen.

Doch wer hier herkommt, um bei einem Rugbyspiel dabei zu sein, dem geht es nicht um Entspannung; nicht den Zuschauern, und erst recht nicht den Spielern. Die Rugby-Abteilung des TSV 1846 Nürnberg zu unterstützen, das ist vieles, aber keinesfalls entspannend.

Am Wochenende stand das letzte Heimspiel der Zwischenrunde des Ligapokals auf dem Programm. Derzeit rangiert der TSV auf dem letzten Tabellenplatz. Für eine bessere Platzierung in der K.-o.-Runde wollen sie zumindest noch die rote Laterne abgegeben. Ein Vorhaben, das im Vorfeld recht mutig klang, denn mit der zweitplatzierten Neckarsulmer Sportunion kam ein denkbar schwieriger Gegner nach Nürnberg, um den Waldsportplatz umzugraben. Umso überraschender, dass vom Klassenunterschied auf dem Papier, auf dem Platz zunächst nicht mehr viel zu sehen war.

Eine böse Vorahnung

Zwanzig Minuten lang neutralisierten sich beide Teams, bevor die Neckarsulmer SU mit 0:7 in Führung ging. Doch der TSV ließ sich nicht verunsichern, stand defensiv stabil und kam schließlich zu zwei Kontern, die man eiskalt verwandelte. Nach rund 35 Minuten hatten die Nürnberger das Spiel vollkommen im Griff und lagen mit 14:7 in Front. Am Ende der ersten Halbzeit waren sie verdient mit 14:12 knapp vorne.

„Eine tolle erste Hälfte. Das könnte was werden. Hoffentlich geht uns in der zweiten nicht wieder die Puste aus“, gibt sich Henning Wolfram vorsichtig optimistisch. Der gebürtige Trierer kam vor vier Jahren zum Studieren nach Erlangen und fand beim TSV eine neue Rugby-Heimat. „Das ist einfach der beste Sport der Welt. Und ich habe schon alles Mögliche ausprobiert.“ Vor einem halben Jahr zwang ihn dann eine Knöchelverletzung zu einer langen Pause und er gab den besten Sport der Welt auf. „Ich hatte auch keine Zeit mehr, musste mich auf das Studium konzentrieren“, sagt Wolfram. Heute ist er immerhin noch als Zuschauer hier. Ganz lässt ihn Rugby nicht los.

Der Beginn der zweiten Hälfte verlief ähnlich der ersten, nach gut einer Stunde lag der TSV weiterhin mit 26:24 knapp in Führung. Nürnbergs Forward Martin Deinzer musste die Partie abbrechen. „Ich bin heißgelaufen. Die Temperaturen gehen ganz schön an die Substanz.“

Die gute Leistung von Nürnberg hat für ihn vor allem mentale Gründe: „Wir haben beschlossen, so zu tun, als wäre unser letztes Spiel in Freiburg gewesen. Stuttgart haben wir aus unserem Gedächtnis gelöscht.“ In Freiburg hatten sie überraschend mit 25:23 gewonnen, in Stuttgart wurden sie dagegen mit 10:71 gedemütigt. „Im Moment hat Neckarsulm Abstimmungsprobleme, wir ziehen endlich mal unser System ordentlich durch“, überlegte Deinzer, nachdem er sich wieder etwas abgekühlt hatte.

Und dann das Comeback

Nürnberg hatte das Spiel weiterhin im Griff, nur noch 15 Minuten waren zu spielen. „Wenn ich so zuschaue, juckt es schon wieder gewaltig. Ich glaube, ich muss doch wieder einsteigen“, ist Henning Wolfram immer noch voll dabei. Doch dann ging dem TSV zusehends die Puste aus, und die Struktur verloren.

Der Sportunion gelang innerhalb von drei Minuten ein Doppelschlag, der Nürnberg resignieren ließ. Das Spiel endete mit 26:38. „Aber wir haben toll gekämpft und dagegengehalten. Jetzt können wir mit Selbstbewusstsein nach Bonn fahren“, findet Martin Deinzer. Bonn ist derzeit Vorletzter und könnte bei einem Sieg am letzten Spieltag noch überholt werden.

Dann hat Deinzer genug über die Leistung seiner Mannschaft und Tabellenplätze geredet. Ein kleiner Trecker fährt auf den Sportplatz, auf seinem Anhänger steht ein großes Bierfass. Deinzer grinst. „Respekt und Fair-Play ist bei uns ganz wichtig. Nach einem Spiel haken wir das ab und trinken dann mit der anderen Mannschaft noch einen.“ Am Ende des Tages kann auf dem idyllischen Waldsportplatz doch noch ein wenig entspannt werden.
 

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