Sararer kickt seit der C-Jugend in Fürth
2.5.2012, 16:21 UhrDiese Gattung ist beinahe ausgestorben. Straßenfußballer gibt es heutzutage kaum noch. Sercan Sararer aber ist einer, und nicht nur das macht den in Röthenbach aufgewachsenen Sohn eines Türken und einer Spanierin so besonders. Sararer ist unberechenbar. Seit der C-Jugend kickt er für das „Kleeblatt“, schon in den Nachwuchsteams fiel er auf, vor allem durch seine Fertigkeiten, Dinge mit dem Ball anstellen zu können, die nur ganz wenige beherrschen. Er fiel jedoch auch auf, weil er oft ein ganzes Spiel nicht zu sehen war, dann aber in den letzten fünf Minuten für die entscheidenden Treffer sorgte.
Ein Mensch zwischen Genie und Wahnsinn – teuflisch gut und unglaublich unberechenbar: eine Einschätzung, die früher auch für Situationen abseits des Platzes galt. Sararer verkörperte lange das, was man gemeinhin schlampiges Talent nennt. So schlappte er schon mal bei eisigem Schneetreiben mit besseren Ballettschühchen zum Training und wunderte sich dann, warum das Trainer Mike Büskens dezent missfiel. Anstatt mit den Kollegen gegen den Ball zu treten, durfte sich Sararer als Konsequenz ein paar Tage in der Fürther Geschäftsstelle verdingen und so nebenbei erfahren, wie hart andere Menschen für ihr Geld arbeiten müssen. „Ich bin dem Trainer heute richtig dankbar dafür, dass er mich nicht rausgeschmissen hat“, blickt Grenzgänger Sararer zurück und sieht sich längst als geläutert an. „Die Zeiten haben sich doch geändert. Ich weiß jetzt, was Profisport bedeutet. Durch die paar Arschtritte bin ich gereift.“
Für seine Verhältnisse hat der 22-Jährige in der Aufstiegssaison tatsächlich eine extreme Konstanz an den Tag gelegt, und extravagante Auftritte beschränken sich nur noch auf gewagte Frisuren und die Tanzeinlagen nach seinen Toren. Die körperlichen Voraussetzungen hat er selbst geschaffen. Wie bei den zurückliegenden Feierlichkeiten zu beobachten war, verfügt Sararer inzwischen über ein austrainiertes Six-Pack. Seine technischen Fähigkeiten waren ohnehin unbestritten. „Wahnsinn, was der Junge kann“, befand Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah nach nur ein paar gemeinsamen Trainingseinheiten. Sararer liebkost den Ball regelrecht, er streichelt das Spielgerät, wenn er mit einem halben Dutzend Übersteiger in einem seiner Turbo-Dribblings den Gegner schwindlig gespielt hat.
So etwas weckt Begehrlichkeiten. Bei der Konkurrenz, aber auch bei Sararer selbst. Ewig wird er wohl nicht in Fürth bleiben. Präsident Helmut Hack blitzte in den zurückliegenden Monaten mit dem Versuch ab, Sararers 2013 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Die Bundesliga sieht er als eine riesige Chance, sich ins Schaufenster millionenschwerer Klubs zu stellen. „Wenn ich meine Leistung bestätige, stehen mir doch alle Türen offen. Irgendwann mal will man ja den nächsten Schritt machen und sich mal bei einem anderen Klub beweisen oder auch international spielen.“ Er hat große Träume, der Straßenfußballer, der einst in Röthenbach bei Lauf auszog, um sein Glück zu machen.
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