Schock! Rent4office Nürnberg droht das Aus
2.6.2016, 09:43 UhrZuletzt war es etwas ruhig geworden um den Nürnberger Basketballclub. Sorgen musste man sich deswegen nicht machen. Trainersportdirektor Ralph Junge hatte sich nach einer enttäuschenden Saison, die bereits Mitte April in der ersten Playoff- Runde endete, selbst ein paar Wochen Ruhe verordnet – im Gegensatz zu seiner üblichen Gewohnheit.
"Sacken lassen" wolle er das Erlebte ausnahmsweise, erklärte Junge, und erst dann die Mannschaft für die kommende Saison zusammenstellen. Nun, Anfang Juni, sollten erste Personalentscheidungen fallen, doch diese gestalteten sich ganz anders als gedacht.
Nach Informationen der Nürnberger Nachrichten wurde den Angestellten von rent4office in dieser Woche gekündigt, die Zukunft des Nürnberger Basketballclubs ist völlig ungewiss.
Dreijahresplan in Gefahr
Gearbeitet wurde auf der Geschäftsstelle gestern trotzdem, eine Stellungnahme zu der überraschenden Entwicklung von dort aber nicht zu bekommen. Auch Alexander Lolis, der Geschäftsführer, will sich nicht äußeren. Noch nicht. Für "Ende der Woche" kündigt er eine Erklärung an, bis dahin nur dieser bedeutungsschwere Satz: "Es wird sich etwas tun."
Sieben Jahre ist es her, da kündigte Alexander Lolis ebenfalls eine Erklärung an, die den Nürnberger Profi-Basketball nachhaltig verändern sollte. Gerade war der Versuch der Stadt gescheitert, die Franken Hexer vor dem finanziellen Kollaps zu retten, nach dem gescheiterten Ausflug von Falke in die Bundesliga, schienen nun auch die letzten Ansätze eines Nürnberger Profiteams zu verschwinden. Im letzten Moment sprang Alexander Lolis ein, die Firma Igeko sicherte als Hauptsponsor das Fortbestehen des Teams, das sich fortan Nürnberger Basketballclub nannte und seit drei Jahren unter rent4office geführt wird.
Ziel, so formulierte es Lolis damals und so sagte er es auch nach der abgelaufenen Saison wieder, müsse es sein, "professionellen Basketball in der Stadt zu etablieren". Das bedeutet: unabhängig von den Brose Baskets Bamberg, als deren Farmteam Nürnbergs beste Mannschaft phasenweise fungierte, und auf dem höchstmöglichen Niveau – also früher oder später auch wieder in der Bundesliga.
Nachdem sich der Verein aus der Drittklassigkeit befreit und sich in der zweiten Liga etabliert hatte, reichte es in den Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 zweimal in Folge zum Einzug ins Playoff-Halbfinale, für den großen Sprung fehlte sportlich nicht viel.
Im vergangenen Frühling waren Nürnbergs Zweitliga-Basketballerweit davon entfernt, um den Aufstieg mitspielen zu können. "Diese Saison“, fand Lolis anschließend, "hat uns ein ganzes Stück zurückgeworfen"; Verletzungen, die fehlende Teamchemie, Hoffnungsträger, die mit den in sie gesetzten Erwartungen überfordert waren, und am Ende: neun Niederlagen in Serie. "Das", stellte der Geschäftsführer fest, "hat die Situation nicht einfacher gemacht". Der Dreijahresplan (finden, festigen, aufsteigen), den er zusammen mit Ralph Junge entwickelt hatte, war ins Stocken geraten.
Vor zwei Jahren hatte Lolis den Basketball-Fachmann von Ehingen nach Nürnberg gelotst. Aus den, nunja, ausbaufähigen Strukturen sollte Junge einen professionellen Verein formen. In einigen Bereichen ist das gelungen, in anderen stieß auch er schnell an Grenzen – bei der Infrastruktur liegt man im Vergleich zu anderen Standorten immer noch weit zurück.
Mangelnde Perspektive
Trotzdem gaben sich vor wenigen Wochen sowohl der Trainer als auch der Geschäftsführer angriffslustig, als es um die kommende Spielzeit ging. Nun deutet aber vieles darauf hin, dass der Nürnberger Basketballclub – zumindest in der aktuellen Form – keine Zukunft mehr hat; "fassungslos" habe man die Nachricht aufgenommen, heißt es aus Spielerkreisen, auch intern deutete nichts auf diese Entwicklung hin. Worauf der plötzliche Sinneswandel zurückzuführen ist, darüber können auch sie nur spekulieren.
Möglicherweise ist das Budget für die nächste Spielzeit nicht zu stemmen, weil den Geldgebern die Perspektive fehlt, vielleicht will Alexander Lolis aber auch einen weiteren Neustart wagen. Für Aufklärung kann nur er sorgen, Nürnbergs Basketball-Fans sollten auf alles gefasst sein – auch auf noch mehr Ruhe.
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