So trotzt das Eckentaler Tennis-Turnier Corona
22.10.2020, 10:30 UhrNatürlich verfolgen die Organisatoren des ATP-Challenger-Turniers in Eckental die Corona-Entwicklung mit Sorge. Natürlich sind sie Tag für Tag mit neuen Überraschungen und Entwicklungen konfrontiert, aber man fühlt sich an das unbeugsame kleine gallische Dorf erinnert, das den Römern trotzt. Und so wollen sie die 24. Auflage des traditionsreichen Turniers vom 31. Oktober bis 8. November durchziehen – wenn ihnen Covid-19 nicht doch noch einen Strich durch die Rechnung macht.
Schließlich ist das Eckentaler Turnier von der ATP gleich um zwei Kategorien höher gestuft worden, firmiert in der 100er Kategorie, ist das Preisgeld mit 88 520 Euro so hoch wie nie – und das wohl bislang beste Starterfeld des letzten Vierteljahrhunderts kämpft zum Saisonausklang um Weltranglistenpunkte, die die Teilnahme an den Australian Open 2021 ermöglichen sollen. Sofern das Grand-Slam-Turnier down under über die Bühne gehen wird.
"Es wäre ein Einfaches gewesen, heuer abzusagen"
Unter dem Motto "For the player" steht das Turnier, das auch in diesem Jahr wieder als Internationale Deutsche Hallenmeisterschaft firmiert und für seine familiäre Atmosphäre und zugleich hochprofessionelle Organisation in Spielerkreisen geschätzt wird. "Es wäre ein Einfaches gewesen, heuer abzusagen, niemand hätte uns einen Vorwurf gemacht", sagt Turniergründer Markus Giegold. Mit "verantwortungsvollem Verhalten" begründet er, warum die Macher das Ereignis im House of Sports durchziehen wollen. "Wir haben Partner, die sich auf uns verlassen." Beispielsweise die Spieler, die zum Teil seit einem halben Jahr keine Einnahmen hatten, das Spielerhotel in Neunkirchen/Brand, die Sponsoren – und das große Organisationsteam mit vielen Ehrenamtlichen, das sich laut Giegold deutlich für eine Ausrichtung auch 2020 ausgesprochen hat.
Nahezu täglich stehen Turnierdirektor Marcus Slany und seine Mitarbeiter in Kontakt mit dem Landratsamt, Gesundheitsamt, der ATP und dem Deutschen Tennis-Bund (DTB). Immer wieder müssen die Pläne, vor allem das Hygienekonzept nachjustiert werden. Und wenig wird 2020 so sein wie bei den Vorgängerturnieren. "Es wird in diesem Jahr keine Zuschauer geben", berichtet Slany, und: "Wir wollen einen extrem hohen Standard an Schutz gewährleisten."
Getrennte Bereiche für die Spieler, das Organisations- und Helferteam sowie die regulären Besucher des House of Sports werden eingerichtet, teilweise eigens Türen in die Tennishalle gebaut. "Wir haben ein eigenes Corona-Testzentrum, das bereits fünf Tage vor dem Start arbeitet. Die Spieler werden vom Fahrservice vom Hotel geholt, wärmen sich auf, bestreiten ihr Match und fahren dann nach Spielende sofort wieder zurück ins Hotel, Security-Mitarbeiter achten auf die Einhaltung der Vorschriften und um das Fiebermessen", beschreibt Slany Details der Planungen.
Mit Berankis, Gulbis und Brown
Eintrittsgelder fallen weg, die Personalkosten steigen, und auch der errechnete Bedarf an Desinfektionsmitteln von fast 100 Litern schlagen zu Buche. "Unsere Sponsoren halten uns die Treue, auch wenn manche aus wirtschaftlichen Gründen kürzertreten müssen", sagt Slany. Die Hoffnung der Eckentaler Macher gilt auch einem Fördertopf des bayerischen Innenministeriums. "Wir sind zuversichtlich, das Budget auch in diesem Jahr trotz der Umstände hinzukriegen", ist Giegold überzeugt. Auch weil ein weiteres Zeichen von Eckental ausgehen solle: "Wir haben schon immer das gesellschaftliche Leben mit Sport verbunden, haben Menschen zusammengebracht – das ist heute wichtiger denn je!"
Die erste Meldeliste für das Eckentaler Turnier steht. Und da sind nicht nur frühere Sieger wie der Lette Ernests Gulbis (2006) oder der Franzose Antoine Hoang (2018) dabei, sondern auch Akteure aus den Top 100, allen voran Ricardas Berankis (Litauen, 65), Dennis Novak (Österreich, 94) und Emil Ruusuvuori (Finnland, 98), dazu der diesjährige French-Open-Achtelfinalist Sebastian Korda (Tschechien, 131). Auch namhafte deutsche Akteure haben sich angekündigt: Peter Gojowczyk (München/ 132), Oscar Otte (Köln/142), Yannick Maden (Stuttgart/161) – und der langjährige Eckentaler Publikumsliebling Dustin Brown (Celle/163).
Die Vorbereitung laufen auf Hochtouren, auch wenn Turnierdirektor Marcus Slany weiß: "Schlimmstenfalls kann es uns passieren, dass das Gesundheitsamt das Turnier am Tag vor dem Start abblasen muss."
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