Späte Erlösung: Club siegt mit Geduld und Präzision
11.8.2019, 14:34 UhrEs ist der große Reiz des DFB-Pokals: Die unterklassige Mannschaft bietet dem klassenhöheren Favoriten einen harten Kampf, beide Teams schenken sich nichts. Auch der FC Ingolstadt bot dem 1. FC Nürnberg einen harten Pokalfight. Einen Klassenunterschied gab es allerdings nur auf dem Papier, weil der FC Ingolstadt am Ende der vergangenen Saison den bitteren Gang in die 3. Liga antreten musste. Dennoch sind die Schanzer, was den eigenen Anspruch und die finanziellen Möglichkeiten betrifft, eher eine Klasse höher anzusiedeln - dort, wo der Club sich aktuell sportlich und wirtschaftlich konsolidieren möchte, um wieder für die Bundesliga anzugreifen.
In einer hart umkämpften Partie setzte sich letztlich, wie das im Pokal meistens der Fall ist, der Favorit durch. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass das Ticket für die zweite Pokalrunde ein hartes Stück Arbeit für den Pokalsieger von 2007 war. Die Gastgeber traten in einem 4-2-2-2 an, wollte damit vor allem das Zentrum dichtmachen und den Club, der es mit den durchaus als kreativ zu bezeichnenden Neuzugängen Johannes Geis und Iuri Medeiros im Mittelfeld versuchte, auf die Flügel drängen.
Eine von drei Flanken führten ins Glück
Dies gelang den Schanzern auch, satte 18 Flanken schlugen die Club-Akteure in den Ingolstädter Strafraum, nur drei davon kamen aber auch erfolgreich beim Mitspieler an. Generell präsentierten die Schanzer im Ingolstädter Flutlicht ihre Kopfballstärke: Insgesamt fast 60 Prozent der Luftzweikämpfe gingen an die Hausherren.
Der FCN versuchte also, den Gegner vermehrt über das Zentrum anzulaufen und dort mürbe zu machen. Gelungen ist das schon früh, in der fünften Minute schickte Mikael Ishak Sebastian Kerk auf die Reise, der als letzter Mann von Ingolstadts Thomas Keller zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Daniel Siebert ließ die Situation laufen, sehr zum Ärger der mitgereisten Club-Fans. Hier hätte der Unparteiische auch auf Freistoß und Rot entscheiden können, wenn nicht sogar müssen. Eine Entscheidung, die das Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit entscheidend beeinflusst hätte.
Präzise und geduldig
In der gegnerischen Hälfte brillierte der FCN mit fast 70 Prozent Passgenauigkeit - Ingolstadt blieb in dieser Statistik bei nur 57,5 Prozent. Die Sicherheit am Ball lässt sich auch darauf zurückführen, dass Club-Coach Damir Canadi im Vergleich zur 0:4-Pleite gegen den HSV munter durchwechselte. Das Mittelfeld-Dreieck, bestehend aus dem auf der "Sechs" aufgebotenen Hanno Behrens sowie Geis und Medeiros vor ihm, überzeugte durch clevere Ballverteilung und ließ sich auch durch das lange währende 0:0 nicht aus der Ruhe bringen.
Geis ließ seine Klasse insbesondere bei Standards mehrfach aufblitzen, während Medeiros im Spiel nach vorne andeutete, dass er zu den besten Offensivkräften der 2. Bundesliga gehören kann. Insgesamt 62,2 Prozent Ballbesitz für den Club zeigen, wie wichtig es der Canadi-Elf war, das Spiel nicht den als Geheimfavorit gehandelten Gastgebern zu überlassen.
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Mit zunehmender Spielzeit wurde auch der FCN, der in der Anfangsphase noch ein wenig instabil gewirkt hatte und beinahe durch Ingolstadts Nemanja Bilbija in Rückstand geraten wäre, immer souveräner. "Wir haben ein bisschen gebraucht, um das Spiel anzunehmen, danach haben wir es aber gut gemacht und den Fight angenommen", erklärte auch Nürnbergs Außenverteidiger Enrico Valentini nach Abpfiff. Denn als der Club den "Fight angenommen" hat, entschied ein starker Moment Kerks die Partie.
Nächster Halt: Noch unklar
Der Club-Rotschopf flankte halbhoch aus dem Halbfeld, weil er den im Zentrum gestarteten Nikola Dovedan gesehen hatte. Kerks Zuspiel segelte an der Abwehrlinie der Schanzer vorbei, Dovedan durfte trotz misslungenem Abschluss jubeln. Wie schon am ersten Spieltag in Dresden erzielte der Österreicher den Siegtreffer für den FCN. Der sechste Club-Torschuss des Abends sollte die Erlösung bringen.
Im fünften Jahr in Folge hat es der 1. FC Nürnberg somit über die erste Pokalrunde hinausgeschafft, Ende Oktober geht es für den neunmaligen Deutschen Meister dann unter der Woche in der zweiten Runde weiter. Gegen wen die Canadi-Elf dann antreten muss, ist noch unklar. Am 18. August soll laut Der Westen die Auslosung steigen.
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