Erster Heimsieg
1:0 gegen Union: Das Kleeblatt gewinnt und schreibt Geschichte
12.12.2021, 17:44 UhrHauptsache drin. Und hinten die Null. Was viele Menschen nicht mehr für möglich hielten, ist passiert. Die Spielvereinigung Greuther Fürth hat am Sonntag ihr erstes Bundesliga-Heimspiel der Vereinsgeschichte gewonnen und auch ihr erstes Saisonspiel. All die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Monate: gelöscht. Mit ausgesprochen zweckmäßigem Fußball.
Die schon 19 Spieltage vor Saisonschluss ziemlich trostlose Situation der Spielvereinigung Greuther Fürth geriet am Freitag und Samstag zunächst noch ein bisschen trostloser. Von Platz 14 bis 16 haben sie alle 2:0 gewonnen, der FC Augsburg beim 1. FC Köln, der VfB Stuttgart beim VfL Wolfsburg, Hertha BSC gegen Arminia Bielefeld. Mit der Folge, dass selbst der Relegationsrang vor dem eigenen Geisterheimspiel gegen den 1. FC Union Berlin am Sonntag bereits satte 15 Zähler entfernt lag.
Dass sie beim Kleeblatt gerade Tag und Nacht darüber hirnen und herumrechnen, wie der Klassenverbleib vielleicht noch zu schaffen wäre, ist eher nicht anzunehmen; vielmehr ging es dem Aufsteiger zuvorderst darum, den Trend umzukehren, einfach mal wieder ein Spiel für sich zu entscheiden. Das gelang letztmals im am 23. Mai, beim geschichtsträchtigen 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf.
Vier Änderungen
Seitdem ist das Kleeblatt zum zweiten Mal in seiner Geschichte offiziell wieder Erstligist, mit überschaubarem Erfolg. "Wir haben einen Punkt, was haben wir zu verlieren?", fragte Trainer Stefan Leitl deshalb vorab bei DAZN und lieferte die Antwort gleich selbst hinterher: "Nicht viel." Genau so trat seine Elf deshalb auch auf gegen die "Eisernen". Wie eine Mannschaft, die eigentlich nur noch gewinnen kann. Was auch immer.
Seit Sonntag und dem 1:0 (0:0) gegen den ehemaligen Europacupteilnehmer haben sie vier, bei weiter und wieder zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz.
Mit gleich vier Änderungen in der Startformation gegenüber dem 1:7 von Leverkusen versuchte Leitl, auch nominell ein paar neue Impulse zu setzen. Letztlich der Torwartwechsel – Burchert für den unter der Woche schwer am Knie verletzten Funk – hatte medizinische Ursachen; Meyerhöfer, Seguin und Nielsen sollten vor allem für die spielerische Note stehen.
Zähe Angelegenheit
Es sollte trotzdem eine ausgesprochen zähe Angelegenheit werden im leeren Ronhof. Schon in der siebten Minute hätte Abiama nach Hrgotas missglücktem Flachschuss den Verlauf des Nachmittags maßgeblich beeinflussen können, scheiterte aber aus wenigen Metern an Luthe im Berliner Tor. Dass da bereits die beste Möglichkeit der kompletten ersten Halbzeit ausgelassen worden war, sagt doch einiges über deren Niveau.
Die Gäste bemühten sich zwar um Spielkontrolle, kamen aber nur selten gefährlich in und vor den Fürther Strafraum. Wo Burchert gegen Kruse (13.) und Behrens (39.) nach Pässen in die Tiefe weit vor seinem Kasten jeweils Kopf und Kragen riskieren musste, um einen Tick früher an der Kugel zu sein als die Berliner.
Im ersten Erstliga-Treffen beider Vereine blieben Höhepunkte aber ausgesprochen selten; in der zweiten Liga hatte die Weiß-Grünen von 24 Partien gegen den 1. FC Union lediglich vier verloren, was schon auch ein versteckter Hinweis darauf sein konnten, dass ihnen die Berliner liegen könnten. In der intensiv geführten Begegnung sah man zumindest keinen großen Unterschied zwischen dem Sechsten und dem Letzten.
Auch nach dem Seitenwechsel passierte anfangs nicht viel; Haraguchi jagte die Kugel einen guten Meter vorbei, furchteinflössend war das alles nicht, was Union offensiv probierte. Zehn Minuten nach Wiederbeginn liefen die Berliner sogar einem Rückstand hinterher. Einen Eckstoß von Hrgota bekamen die Gäste nicht geklärt, Nielsen hielt den Fuß hin – das viel umjubelte 1:0 für die Spielvereinigung sollte zusätzliche Energie freisetzen, auch beim Torwart. Burchert parierte Behrens‘ Kopfball aus kurzer Distanz überragend (58.) und war wenig später auch von Prömel nicht zu überwinden.
Unions Trainer Fischer reagierte mit der Hereinnahme seines besten Stürmers.
Awoniyi sollte es in der letzten halben Stunde richten gegen den nach dem 1:0 noch etwas kompakter und noch etwas aggressiver verteidigenden Fürther Verbund. Mehr als die eine oder andere Flanke und Awoniyis Kopfball (90.) hatten die Gäste nicht mehr zu bieten. So dass man nach dem Abpfiff viele vor Glück schreiende Männer in ihren weiß-grünen Trikots hören konnte.
Fürth: Burchert: Meyerhöfer, Griesbeck, Bauer, Willems – Christiansen – Seguin, T. Tillman (85. Seufert) – Hrgota (74. Itten), Abiama (61. Leweling), Nielsen (86. Dudziak).
Berlin: Luthe; Jaeckel, Knoche, Baumgartl (76. Voglsammer) – Ryerson, Prömel, Haraguchi (82. Teuchert), Gießelmann – Kruse (63. Awoniyi) – Becker, Behrens (82. Endo).
Schiedsrichter: Jablonski (Bremen). – Tor: 1:0 Nielsen (56.). – Gelbe Karten: Seguin (7), Bauer (2), Leweling (3) / -
17 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen