Green und Tillman treffen

2:2 nach 24:4 Torschüssen: Kleeblatt verpasst Heimsieg gegen Holstein Kiel

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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16.7.2022, 14:55 Uhr
Julian Green (rechts) brachte das Kleeblatt kurz nach der Halbzeit zurück ins Spiel.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Julian Green (rechts) brachte das Kleeblatt kurz nach der Halbzeit zurück ins Spiel.

Die Vorfreude war spürbar. In den Straßen rund um den Ronhof sah man am Samstagmittag sehr viele strahlende Menschen in weißen T-Shirts, Menschen, die sich nach einem sehr ernüchternden Bundesliga-Jahr einfach nur freuten auf den Neustart in der zweiten Liga. Darauf, dass die Gegenwart und Zukunft für das Kleeblatt wieder schöner wird als die jüngere Vergangenheit.

"Mit frischem Wind in neue Abenteuer" stand zum Einlaufen beider Mannschaften auf einem großen Banner vor der Nordtribüne. Der frische Wind war anfangs auch zu spüren, das Kleeblatt enorm druckvoll - als der Schiedsrichter aber nach 90 Minuten abpfiff, da hatte dieser frische Wind die deutlich überlegene Spielvereinigung nur zu einem 2:2 (0:1) geführt.

Kleeblatt beginnt mit viel Elan

Bei der Aufstellung überraschte Fürths neuer Trainer Marc Schneider erneut - oder auch nicht, je nach Sichtweise. Gegen die Kieler bot er die gleiche Elf auf wie vergangene Woche bei der Generalprobe in Bern (1:1). Jeremy Dudziak, Tobias Raschl und Ragnar Ache saßen erneut auf der Bank, dafür durften Julian Green, Armindo Sieb und Dickson Abiama beginnen.

Das Kleeblatt startete mit sehr viel Elan ins Spiel, bereits nach vier Minuten vernahm man laute Aaaahs und Oooohs von den Tribünen. Ein Schuss von Jetro Willems ging knapp vorbei, Greens Versuch wenige Augenblicke später wurde gerade noch von einem Kieler geblockt. Kapitän Branimir Hrgota, der erneut den Zehner gab, verstolperte den Ball kurz darauf nach schönem Zuspiel von Willems im Strafraum - spätestens jetzt waren auch die fast geschlossen in weiß gekleideten Zuschauer im Ronhof auf Betriebstemperatur.

Im Mittelfeld gingen Timothy Tillman und Max Christiansen immer wieder gut in die Zweikämpfe, vorne machte die Offensive weiter Druck. Einen Schuss von Armindo Sieb konnte Kiels Torhüter Thomas Dähne nur abwehren, der Nachschuss von Simon Asta wurde geblockt (9. Minute). Vier Minuten darauf traf erneut Asta von rechts nur das Außennetz, dann suchte Hrgota Abiama mit einer Hereingabe - der Schuss des diesmal auffälligen Angreifers wurde von einem Verteidiger zur Ecke geklärt.

Anschließend brachte der Schiedsrichter das Kleeblatt aus dem Konzept. Bei nur 22 Grad Außentemperatur unterbrach Robin Braun die Partie und bat zur Trinkpause - danach ging beim Kleeblatt erstmal nur noch wenig. Nach einer von Tillman getretenen Ecke legte Hrgota den Ball zurück auf den einlaufenden Schützen, der mit seiner Direktabnahme nur das Außennetz traf (26.) - dann wurde alles anders.

Die Fürther hatten im Mittelfeld plötzlich keinen Zugriff mehr, die Kieler spielten sich durch die riesigen Lücken im Mittelfeld. Und durften dann mit ihrem ersten Torschuss jubeln. Der Versuch von Philipp Sander wurde noch geblockt, der Ball beim ehemaligen Fürther Fabian Resse, der mit viel Übersicht und einem Chipball den freien Timo Becker fand, der aus elf Metern zum 0:1 traf (29. Minute).

Es war wie so oft in der Bundesliga: Das Kleeblatt war besser, machte seine Tore nicht - und kassierte dann direkt mit der ersten gefährlichen Aktion des Gegners das Gegentor. Vier Minuten vor der Pause hätten die Kieler sogar fast das 0:2 gemacht, weil die Fürther Abwehr erneut nicht in die Zweikämpfe kam. Die Hereingabe von Lewis Holtby rollte aber einmal quer durch den Sechzehner des Kleeblatts. Auf der anderen Seite wehrte Dähne einen Schuss von Green ab - dann war Halbzeit.

9:3 Torschüsse, 8:1 Ecken - aber: 0:1 Tore. Es war ein Spiegelbild der Vorbereitung: Das Kleeblatt war klar besser, erspielte sich viele Chancen, machte daraus aber nichts. Drei Minuten nach Wiederanpfiff aber rasteten die 8756 Menschen im Ronhof aus. Hrgota ließ im Strafraum gleich vier Kieler aussteigen, legte von der Grundlinie zurück an den Elfmeterpunkt, wo Julian Green freistand und den Ball zum Ausgleich ins Netz drosch (48.).

Sechs Minuten darauf wechselte Marc Schneider erstmals: Für den bemühten Sieb kam Ragnar Ache, der direkt in den Mittelpunkt rückte: Nach einer hohen Balleroberung der Fürther stand der Leihspieler von Eintracht Frankfurt frei, schloss aber überhastet aus 16 Metern ab und zielte rechts am Tor vorbei. Das Kleeblatt war jetzt aber wieder im Spiel und stand höher, sodass die Kieler einige Räume bekamen. Einmal klärte der abermals starke Sebastian Griesbeck in höchster Not (59.), dann schoss Hrgota aus 20 Metern genau in die Hände von Dähne.

Tillman trifft zum 2:1

Beide Trainer versuchten nun mit Wechseln für Veränderungen zu sorgen, 25 Minuten vor Schluss brachte Schneider mit Tobias Raschl (für Green) einen neuen Mittelfeldspieler. Der sah, wie Ragnar Ache gleich zweimal innerhalb weniger Sekunden zum Kopfball kam - dabei aber weiter glücklos blieb (67.). Genauso wie fünf Minuten später, als Hrgota ihm den Ball perfekt auflegte, der Abschluss aber im Fangnetz landete.

Eine Viertelstunde vor Schluss wechselte das Kleeblatt erneut. Mit Luca Itter und Jeremy Dudziak kamen zwei ausgeruhte Spieler, die Willems und Abiama ersetzen. Und die nur wenige Augenblicke später jubeln durften. Asta setzte im gegnerischen Strafraum stark nach, eroberte den Ball und legte zurück auf Tillman, der aus 17 Metern flach ins lange Eck zum 2:1 traf (76.). Dudziak hätte direkt in der nächsten Aktion nach gutem Zuspiel von Ache das 3:1 machen und damit das Spiel entscheiden müssen - schoss aber den Torhüter mit einem halbherzigen Abschluss nur an.

Und dann passierte das, was passieren musste: Griesbeck verlor seinen einzigen Zweikampf gegen Pichler, Asta rauschte heran - und brachte den Kieler Angreifer im Strafraum zu Fall. Elfmeter. Alexander Mühling legte sich den Ball zurecht und glich nur vier Minuten nach der Fürther Führung wieder aus. 2:2. Das Kleeblatt, lautstark angetrieben von den Rängen, wollte sich mit dem erneuten Rückschlag aber nicht lange aufhalten und drückte weiter.

Nach einer Ecke wurde Dudziaks Abschluss gerade noch von einem Kieler über die Latte gelenkt, dann schoss Hrgota Dähne erneut den Ball in die Arme. Auch in der vierminütigen Nachspielzeit versuchten die Fürther nochmal alles, blieben aber glücklos. Erst traf Ache den Außenpfosten, dann legte der Angreifer den Ball perfekt für Hrgota auf, der aus kürzester Distanz aber erneut an Dähne verzweifelte. Dudziak wollte im Strafraum einen Elfmeter herausholen, sah für seine klare Schwalbe aber Gelb.

Dann war Schluss: 24:4 Torschüsse, 2:2 Tore. Das Kleeblatt verpasste trotz drückender Überlegenheit den ersten Heimsieg.

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