Freistellung am Samstag

Azzouzi reagiert auf Krise: Marc Schneider ist nicht mehr Trainer des Kleeblatts

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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15.10.2022, 11:34 Uhr
Freigestellt: Nach nur einem Sieg in 13 Pflichtspielen ist Marc Schneiders Zeit in Fürth vorbei.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Freigestellt: Nach nur einem Sieg in 13 Pflichtspielen ist Marc Schneiders Zeit in Fürth vorbei.

Bei genauerem Hinsehen konnte man schon am Freitagabend erahnen, dass Rachid Azzouzi genug gesehen hatte. In den vergangenen Wochen war der Sport-Geschäftsführer des Kleeblatts auch nach ernüchternden Resultaten immer zu seinem Trainer gegangen, hatte mit ihm abgeklatscht und ihm aufmunternd auf die Schultern geklopft. Nach dem 2:2 gegen Hansa Rostock aber lief Azzouzi lange gedankenverloren über den Rasen des Ronhofs.

Alleine. Mit Marc Schneider, dem Mann, den er im Sommer mit dem Neuaufbau vertraut hatte, sah man ihn dagegen nicht. Der Trainer saß dagegen enttäuscht und wütend auf der Ersatzbank, wie sehr die sportliche Situation und die anhaltende Krise an ihm nagte, sah und hörte man auch bei der Pressekonferenz ein paar Minuten später. Während Hansas Trainer Jens Haertel im offiziellen Teil einige Fragen von Rostocker Journalisten beantwortete, schaute Schneider immer wieder ins Nichts. Auch in seinem Kopf schienen die Gedanken nur so umherzuschwirren.

Seine Mannschaft hat ja in den 93 Minuten zuvor einigen Widerständen getrotzt, hatte angesichts der Rostocker Härte gut dagegengehalten und sogar "Glück", dass die Gäste noch in der ersten Hälfte gleich dreimal wechseln mussten. Den kleinen Rückschlag nach dem Ausgleich nach gut einer Stunde verkraftete die Mannschaft ebenfalls, ging sofort wieder in Führung - verpasste es dann aber, das dritte Tor nachzulegen.

So wirklich entschlossen spielte das Kleeblatt nicht nach vorne, hatte aber trotzdem noch zwei große Chancen, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Vor allem Afimico Pululu scheiterte dabei tragisch und schoss den Ball aus fünf Metern hoch hinaus in den dunklen Nachthimmel über Fürth. "Am Schluss musst du das dritte Tor machen", kritisierte Schneider. "Wir hatten das Spiel völlig im Griff und müssen einfach nur die Tore machen. Das ist ärgerlich und das stresst mich im Moment."


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Stress. Angst. Wut. Verzweiflung. In den vergangenen Wochen war der Fürther Trainer, der nach Außen stets glücklich wirkte, immer trauriger geworden, was man vor allem in den Momenten sah, wenn keine Kamera auf ihn gerichtet war. Dennoch gab sich Marc Schneider am Freitagabend positiv. "Es geht nicht darum, jetzt enttäuscht zu sein. Es war unsere Schuld, dass wir es nicht zugemacht haben", sagte er. "Wir müssen weiterarbeiten, damit wir irgendwann das Glück, das Rostock heute hatte, auch haben."

Doch Marc Schneider wird nicht mehr daran arbeiten, das Glück nach Fürth zurückzubringen. Am Samstagvormittag um Punkt 11 Uhr verkündete die Spielvereinigung, dass man den Trainer freigestellt habe. "Wir haben in den letzten Wochen viel versucht, auch Marc hat alles versucht, aber am Ende müssen wir festhalten, dass wir uns zwar punktetechnisch leicht verbessert haben, aber nicht so, wie wir uns alle das vorstellen", ließ Rachid Azzouzi ausrichten. "Wir danken Marc für seinen Einsatz, die menschlich außergewöhnliche und gute Zusammenarbeit und wünschen ihm für seine weitere Karriere nur das Beste."

Vor dem obligatorischen Auslaufen im Nieselregen verabschiedete sich der Trainer nach nur knapp vier Monaten und 13 Pflichtspielen von seiner Mannschaft. Das Training leiten vorerst Schneiders ehemalige Assistenten Rainer Widmayer und Stefan Kleineheismann, die nach dem Abstieg ebenfalls neu nach Fürth gekommen waren. "Ich möchte mich bei den Spielern, beim Verein und beim Staff für die Zusammenarbeit bedanken", sagte Schneider zum Abschied. "Leider haben wir nicht die Punkte eingefahren, wie wir das hätten können. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft sich aus der aktuellen Situation herausarbeiten wird. Dafür und für die Zukunft wünsche ich dem Kleeblatt alles Gute."

Dieser Artikel wurde um 11.34 Uhr aktualisiert.

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