Erster Sieg seit 99 Jahren

Defensive als Schlüssel zum historischen Erfolg: Fürth mausert sich zum formstärksten Team der Liga

Erik Thieme

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01.03.2025, 08:57 Uhr
Auf das frühe Gegentor fand Jan Siewerts Team eine blitzschnelle Antwort.

© IMAGO/Madeleine Fantini/Jan Huebner Auf das frühe Gegentor fand Jan Siewerts Team eine blitzschnelle Antwort.

Fast einhundert Jahre ist der letzte Auswärtssieg der Fürther in Düsseldorf her, am 6. Juni 1926 konnte das Kleeblatt zuletzt in der Karnevalshochburg gewinnen. Dass diese historische Serie am 24. Spieltag der zweiten Bundesliga endet, war nicht unbedingt abzusehen. Zwar konnten die Fürther mit zuletzt drei Siegen aus vier Spielen durchaus mit breiter Brust nach Düsseldorf fahren, doch auch die Fortunen starteten gut ins neue Jahr.

Seit sechs Spielen ungeschlagen wollte das Team von Trainer Daniel Thioune, im vergangenen Jahr noch dramatisch in der Relegation gescheitert, eigentlich seine Aufstiegsambitionen untermauern. Mit einem Sieg wäre die Mannschaft zumindest über Nacht auf den zweiten Tabellenplatz geklettert, doch das Kleeblatt machte ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung.

Das Glück ist auf der Seite der Gäste

Obwohl das Spiel mit einem Gegentor nach nur sieben Minuten denkbar schlecht begann, ließ sich die Spielvereinigung nicht beirren und glich nur eine Minute später nach einer Ecke aus. Schon dabei waren die Fürther im Glück, weil die Futkeu-Hereingabe noch abgefälscht wurde. Hrgota fackelte aber nicht lang und brachte seine Mannschaft sofort zurück ins Spiel.

In der Folge tat sich in beiden Strafräumen nur wenig. Als es das nächste Mal gefährlich wurde, waren die Gäste erneut im Glück. Oberdorf köpfte eine Ecke relativ unbedrängt ins Fürther Tor, doch Schiedsrichter Eric Weisbach pfiff sofort ab. Der Torschütze hatte Loosli zuvor leicht geschubst, der Verteidiger ging zu Boden. Wie ein Foul wirkte die Szene nicht wirklich, weil der Schiedsrichter aber auch vom VAR keinerlei Einspruch zu hören bekam, blieb es bei der Entscheidung. Hätte Wisbach die Szene weiterlaufen lassen, hätte der Videoschiedsrichter aber wohl ebenfalls keinerlei Einwände gegen die erneute Düsseldorfer Führung gehabt.

Doch auch nach der Pause hielt es die Glücksgöttin mit den Franken. Düsseldorfs Keeper Kastenmeier räumte seinen eigenen Ex-Kollegen Felix Klaus völlig unnötig im Strafraum ab, es gab Elfmeter für die Gäste. Greens schwach geschossener Strafstoß stellte den Keeper allerdings vor keinerlei Probleme, der Jubel bei den Düsseldorfern war groß. Aber auch in dieser Szene konnte sich die Spielvereinigung glücklich schätzen. Weil Kastenmeier seine Linie zu früh verließ, wurde der Elfmeter wiederholt - und diesmal traf Green. Diesmal war die Entscheidung des Schiedsrichters aber unstrittig.

Defensive als Grundstein

Auch wenn der Spielverlauf den Gästen mehr als nur in die Karten spielte, wäre es falsch, den Sieg ausschließlich am Glück festzumachen. Denn auch wenn die Verteidiger immer wieder Zweikämpfe verloren, waren sie in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Die Dreierkette um Itter, Quarshie und Loosli ließen die Fortuna vor allem in Halbzeit eins kaum in die Tiefe, sodass die Düsseldorfer bis auf ihre beiden Tore kaum Gefahr entfalten konnten. Aus den zwischenzeitlich mehr als 65 Prozent Ballbesitz sprang somit kaum etwas für die Hausherren heraus.

Nach der Pause kam das Kleeblatt zu mehr Ballbesitz und war insgesamt sogar gefährlicher als die offensiv enttäuschende Fortuna. Völlig akzeptablen 1,49 expected Goals auf Fürther Seite (etwa 0,75 durch den Elfmeter) standen gerade einmal 0,47 xG auf Seiten der Fortuna entgegen - deutlich zu wenig für einen Aufstiegskandidaten. Die Nordrhein-Westfalen brachten in 96 Minuten nur mickrige 3 Torschüsse zustande. "Wenn man keine Torgefahr ausstrahlt, dann kann man keine Tore schießen und dann kann man keine Fußballspiele gewinnen", resümierte Daniel Thioune nach dem Spiel.

Dazu hatte die Fürther Hintermannschaft vor allem in den letzten Minuten noch einmal einiges beigetragen. Erst verhinderte Quarshie eine gute Gelegenheit mit seinem beherzten Einsteigen in der 84. Minute, dann klärte Loosli eine gefährliche Situation im eigenen Strafraum zur Ecke. Andernfalls wäre Vermeji frei vor dem Tor zum Abschluss gekommen, doch auf die Innenverteidigung war auch in dieser Situation Verlass.

Siewert sieht eine "reife Teamleistung"

Somit blieb Düsseldorf quasi das gesamte Spiel über ohne eine einzige, wirklich gute Torchance und war im eigenen Ballbesitz zu unkreativ und ideenlos. "Insgesamt war das heute total enttäuschend, es war in allen Bereichen zu wenig," so Thioune. Jan Siewert hingegen attestierte seiner Mannschaft, die nun rein von den Ergebnissen (vier Siege aus fünf Spielen) das formstärkste Team der zweiten Liga ist, eine "reife Teamleistung" in einem "sehr abgeklärten Auswärtsspiel". Auch Torschütze Julian Green zog ein positives Fazit: "Ich denke, wir hatten gute Kontrolle, vor allem in der zweiten Halbzeit. Wir hatten gute Ballbesitzphasen und haben einfach gegen den Ball gut gearbeitet, waren kompakt gestanden und haben sehr wenig zugelassen. Deshalb denke ich, dass es ein verdienter Sieg ist."

Für die Entscheidung, nach seinem verschossenen Strafstoß erneut anzutreten, musste der 29-Jährige offenbar nicht lange überlegen. "Es war schon relativ schnell klar, dass ich den zweiten Elfmeter schieße. Es war nicht die einfachste Situation, muss ich sagen. Am Ende bin ich froh, dass er rein ist."

Für das Kleeblatt, das durch den starken Start in 2025 nun zumindest über Nacht einen komfortablen Elf-Punkte-Abstand auf den Relegationsplatz hat, steht kommende Woche ein schweres Heimspiel gegen Magdeburg an, ehe es in der Woche darauf zum Frankenderby nach Nürnberg geht.

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