Erstes Saisondrittel vorbei
Erst jetzt eine "Mannschaft"? Punkte? Fragen und Antworten zur Kleeblatt-Krise
12.10.2022, 09:00 UhrStimmt es in der Fürther Mannschaft etwa nicht?
Zumindest stimmte es offenbar über mehrere Monate nicht so wirklich. "Die Mannschaft macht einen sehr guten Eindruck und wächst als Team zusammen", sagte Rachid Azzouzi zuletzt. "Jeder läuft zurück, keiner bleibt mehr stehen. Das sind positive Zeichen, dass die Mannschaft dem Trainer folgt und dass sie gewillt ist, mit ihm weiterzuarbeiten und die Wende zu schaffen."
Der Fürther Geschäftsführer bekannte, dass er "erkenne, dass wir seit drei Wochen sehr konzentriert und fokussiert im Training sind" - was natürlich die Frage aufwarf, was davor los war. "Wir haben lange Zeit gebraucht um zu verstehen, worauf es in der zweiten Liga ankommt. Das machen wir seit einigen Wochen", anwortete Azzouzi auf Nachfrage.
Bereits im Sommer war immer wieder zu vernehmen, dass es einige unzufriedene Spieler im Kader gab, die mit ihrer Rolle im Gefüge nicht zufrieden waren. Zudem liebäugelten einige, nicht nur Kapitän Branimir Hrgota, lange mit einem Wechsel in die Bundesliga. Das klappte allerdings bei keinem. Erst als die Transferphase am 1. September beendet war, kehrte wieder etwas Ruhe ein.
Die allerdings nicht lange anhielt. Nach der indiskutablen Leistung in Magdeburg wurde der Ton intern wohl rauer. Das sei durchaus mit einem reinigenden Gewitter in einer Beziehung zu vergleichen gewesen, bekannte der Trainer in Regensburg. "Manchmal macht es so", sagte Marc Schneider, schlug beide Fäuste aufeinander, "und dann geht man geschlossener in eine Richtung".
Wollte das Kleeblatt nicht mal offensiven Fußball spielen?
Wollte es - und tat es zu Saisonbeginn ja auch. Mit den ausbleibenden Erfolgserlebnissen wurde die Mannschaft aber immer passiver, der Trainer fokussierte sich auf mehr "Stabilität", um zumindest nicht zu verlieren. Das führte allerdings dazu, dass die fußballerischen Darbietungen immer unansehnlicher wurden. Zuletzt in Regensburg war sogar der nicht für gepflegten Fußball bekannte Jahn besser als die verängstigten Fürther.
"Du willst Stabilität und vergisst dabei ein bisschen das Fußballspielen", kritisierte Azzouzi. Akzeptieren wird er weitere solche Auftritte wohl nicht. "Wir sind ja auf Dauer nicht die Mannschaft, die nur den Ball lang schlägt und hinterher rennt", sagte er zuletzt. "Um Spiele zu gewinnen, müssen wir nach vorne besser Fußball spielen. Da gibt es kein Wenn und Aber."
War der Spielplan aus Fürther Sicht nicht eigentlich ein ganz guter?
Durchaus, ja. Das Kleeblatt startete mit einem Heimspiel gegen Kiel, empfing dann einen damals noch schwachen Karlsruher SC sowie Aufsteiger Kaiserslautern. Später schauten noch der auswärts eher selten erfolgreiche FC Sankt Pauli sowie der SV Sandhausen, der zuvor nur einen Punkt in der Fremde geholt hatte, im Ronhof vorbei. Gewinnen konnten die Fürther aber nur gegen Spitzenreiter Paderborn.
Am Freitag empfängt die Spielvereinigung Hansa Rostock und zwei Wochen später den derzeitigen Tabellenletzten Arminia Bielefeld. Beides Spiele, die ein ums sportliche Überleben kämpfendes Team gewinnen sollte. Bis zur Winterpause wird es nämlich happig: Das Kleeblatt muss noch nach Heidenheim, Braunschweig und Darmstadt - und misst sich im letzten Heimspiel des Jahres mit dem Hamburger SV, der bislang all seine Auswärtsspiele gewonnen hat.
Es heißt, man braucht 40 Punkte für den Ligaverbleib.
Schafft das Kleeblatt das mit seinem momentanen Schnitt?
Nein. Derzeit hat Marc Schneider einen Punkteschnitt von 0,82. Rechnet man den auf 34 Spiele hoch, stünde das Kleeblatt im Mai 2022 bei 28 Zählern. Das wird nicht reichen. Geht man von 40 benötigten Punkten aus, brauchen die Fürther noch 31 - und damit in den verbleibenden 23 Partien einen Schnitt von 1,35. Hoffnung machen dabei, zumindest punktemäßig, die jüngsten drei Spiele (Sieg, Unentschieden, Unentschieden) mit einem Schnitt von 1,66.
Die Spielvereinigung sieht sich als Ausbildungsverein.
Wie steht es denn um die Einsatzminuten der jungen Spieler?
Eher nicht so gut. Simon Asta (21) und der aus Hoffenheim geliehene Marco John (20) sind gesetzt. Toptalent Sidney Raebiger durfte derweil bislang nur fünf Minuten mitspielen und fehlt jetzt erstmal verletzt. Devin Angleberger hat immerhin in der 90. Minute gegen Paderborn debütiert - während Lucien Littbarski darauf noch wartet. Oualid Mhamdi steht bei 105 Minuten, kam in den letzten drei Spielen aber genauso wenig zum Einsatz wie Tobias Raschl. Oliver Fobassam musste anfangs aufgrund des Personalmangels in der Innenverteidigung aushelfen, stand zuletzt aber viermal in Folge nicht mal im Spieltagskader und kickt in der U23.
Die meisten Minuten hat Armindo Sieb gesammelt (454), schoss dabei aber als Offensivspieler bislang kein Tor und bereitete nur eines vor.
5 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen