Diagnose bei Viergever steht aus

Grobe Fehler und große Sorgen: Das Kleeblatt nach dem 1:3 beim SC Freiburg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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1.11.2021, 14:00 Uhr
Der nächste gebrauchte Nachmittag: Die Fürther Spieler Viergever, Griesbeck und Itten (von links) in Freiburg.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Der nächste gebrauchte Nachmittag: Die Fürther Spieler Viergever, Griesbeck und Itten (von links) in Freiburg.  

Zum Reden war niemandem zumute. Wer die Spieler des Kleeblatts eine Stunde nach dem Schlusspfiff beobachtete, der sah sehr viele traurige junge und nicht mehr ganz so junge Männer, die alle ein bisschen anders mit der neunten Niederlage im zehnten Bundesligaspiel umgingen. Paul Seguin öffnete sich im Mannschaftsbus erstmal ein Bier, Abdourahmane Barry saß alleine auf seinem Platz ganz vorne und wirkte gedankenverloren, wenig später humpelte Nick Viergever mit schmerzverzerrtem Gesicht aus den Katakomben.

Das 1:3 beim SC Freiburg war der Abschluss einer für alle Fürther sehr aufreibenden Woche. Auf einen positiven Coronatest am Dienstag folgten vier weitere, was die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel beim Tabellendritten noch einmal erschwerte. Dann meldeten sich auch noch Marco Meyerhöfer mit einer Erkältung und Justin Hoogma mit einer Knieverletzung ab, sodass am Samstagnachmittag tatsächlich nur 15 Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung standen.

Trainer Stefan Leitl hatte vor der Abreise am Freitagnachmittag betont, dass eine solch schwierige und vermeintlich aussichtslose Situation auch zusammenschweißen, dass sie dafür sorgen kann, neue Kräfte freizusetzen. So war es auch, wie Jamie Leweling, der sehr gefasst und reflektiert wirkte, hinterher vor dem Mannschaftsbus erzählte. "Wir sind gut ins Spiel gekommen, die Situation hat uns eher zusammengeschweißt als negativ beeinflusst", sagte der 20-Jährige, der zum zweiten Mal nacheinander in der Startelf stand und abermals eine sehr gute Leistung ablieferte.

Bis zur 20. Minute ließen die Fürther, die ein bisschen tiefer standen als sonst, tatsächlich nur sehr wenig zu. Dann aber schlug Freiburgs Lucas Höler eine Flanke in den Fürther Strafraum, "bei der Simon eine falsche Entscheidung trifft", wie es Leitl später bezeichnete. Der andere 20-Jährige, der bei seinem Bundesligadebüt fürs Kleeblatt den erkrankten Meyerhöfer als Rechtsverteidiger vertrat, wollte den Ball vor zwei Freiburgern klären, köpfte ihn aber ins eigene Tor. 0:1. Schon wieder. "Dann hat man schon gesehen", fand Stefan Leitl, "dass so ein Nackenschlag etwas mit der Mannschaft macht."

Auf den ersten Nackenschlag folgte kurz vor der Pause der zweite, weil Sebastian Griesbeck bei einer Ecke nicht richtig in den Zweikampf mit Nicolas Höfler ging, dessen Kopfball von Marius Funks Rücken ins Tor prallte. "Das 0:2 ärgert mich", sagte der Fürther Trainer später. "Der Raum ist gut besetzt mit viel Größe und viel Wucht. Ich muss nur aktiv in den Ball gehen, um ihn klären zu können oder in den direkten Infight zu kommen."

Für Griesbeck war der Arbeitstag drei Minuten später und somit noch vor der Halbzeit auch deshalb beendet. Es war ein eindeutiges Zeichen nach dem siebten Standard-Gegentor der Fürther, die dieses Problem seit Saisonbeginn nicht in den Griff bekommen. "Es ist mir in der Summe einfach zu viel, was wir da zulassen", betonte Leitl. "Und das werde ich auch nicht mehr tolerieren."

In der zweiten Hälfte wollten die Fürther "mit Eiern Fußball spielen", wie Leweling erzählte, "wir hatten ja nichts mehr zu verlieren". Wirklich zwingend wurden sie dabei zwar lange nicht, dann aber traf das Eigengewächs eine Viertelstunde vor Schluss zum 1:2. Das Kleeblatt habe "in der zweiten Halbzeit richtig gut Fußball gespielt", bekannte Freiburgs Trainer Christian Streich, "wenn wir den Elfmeter nicht kriegen, geht es vielleicht 2:2 aus". Es blieb eine Formulierung im Konjunktiv, weil Abdourahmane Barry den Ball im eigenen Strafraum leichtfertig in den Lauf von Höler spielte, den Funk nur mit einem Foul stoppen konnte und Vincenzo Grifo den Strafstoß zum 3:1 verwandelte.

Wieder mal hatten sich die Fürther selbst um den Ertrag gebracht. "Diese Menge an individuellen Fehlern ist nicht erklärbar", klagte Stefan Leitl. "Das kannst du nicht aufholen. Da müssen wir uns extrem verbessern." Auffällig ist, dass nicht nur die jungen und unerfahrenen Spieler eben diese Fehler machen, sondern alle. Immer wieder. Die turbulente Woche dürfe keine Rechtfertigung dafür sein, befand Leitl. "Du musst natürlich den Fokus für deinen Job und deinen Verein wieder finden", sagte er. "Trotz dieser Nackenschläge muss es uns Spaß machen, hier vor ausverkauftem Haus zu spielen."

Spaß aber hatte niemand der Fürther. Nicht während des Spiels und erst recht nicht danach. Ob der Spaß in dieser Woche wieder zurückkommt, ist ebenfalls offen. Beim am Sprunggelenk verletzten Abwehrchef Nick Viergever stand die genaue Diagnose auch am Montag noch aus - und wer von den an Corona erkrankten Spielern (Burchert, Bauer, Seufert, Dudziak, Abiama) am kommenden Wochenende gegen Frankfurt wieder dabei sein kann, ist ebenfalls offen. "Wichtig ist", sagte Leitl, "dass die Jungs in Quarantäne in ordentlichem Zustand sind."

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