Bittere Anfangsphase

Herbe Niederlage: Fürth beendet das Fußball-Jahr mit verdienter 0:5-Klatsche beim HSV

Sara Denndorf

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21.12.2024, 15:06 Uhr
Bitterer Jahres-Abschluss: Statt den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fortzusetzen, erlebte das Kleeblatt zum Hinrunden-Finale ein Debakel in Hamburg.

© IMAGO/Sportfoto Zink/Wolfgang Zink Bitterer Jahres-Abschluss: Statt den Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fortzusetzen, erlebte das Kleeblatt zum Hinrunden-Finale ein Debakel in Hamburg.

Angeschlagene Boxer gelten gemäß diversen Sprichwörtern als besonders gefährlich – das musste die Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth im fußballerischen Jahresfinale schmerzlich erfahren. Dabei nährten die Vorzeichen vor der Partie die Hoffnung auf einen erfolgreichen Hinrunden-Abschluss: Cheftrainer Jan Siewert hatte das Kleeblatt stabilisiert und mit zuletzt sieben Punkten aus drei Partien wieder in sicherere Gefilde geführt. Seiner Fürther Truppe stand der Hamburger SV gegenüber, der seit Mitte Oktober nur zwei Siege eingefahren hatte und mitunter durch die zweite Bundesliga getaumelt war.

Und dieser Hamburger SV, dieser ehemalige "Bundesliga-Dino" und dieser gegenwärtig angeschlagene Boxer im Fußball-Unterhaus erlebte einen Traumstart beim Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth. Mit dem ersten Torabschluss gingen die Rothosen in Führung: Bei einer Ecke in der ersten Spielminute stieg Dennis Hadzikadunic am kurzen Pfosten hoch und nickte den Ball ein. Kleeblatt-Keeper Moritz Schulze, der abermals den verletzten Nahuel Noll vertrat, war zwar noch dran, konnte den Ball aber nicht mehr entscheidend erwischen (1. Minute).

Hamburg zeigt die Effizienz, die Fürth vermissen ließ

Aber: Auch dem Kleeblatt bot sich die Möglichkeit zum frühen Treffer. Nach einem präzisen, langen Zuspiel von Marco Meyerhöfer lief Noel Futkeu plötzlich frei aufs Tor. Der Stürmer nahm dann aber zunehmend das Tempo raus, brauchte zu lange und wurde letztlich von einem Hamburger Verteidiger gestört (8.). Damit vergab das Kleeblatt seine erste Großchance auf den Ausgleich.

Der Hamburger SV agierte deutlich kaltschnäuziger und effizienter, und erhöhte mit einem Doppelschlag binnen weniger Zeigerumdrehungen auf 3:0. Erst traf Davie Selke ebenfalls per Kopf, diesmal aber nicht nach einer Ecke, sondern infolge einer ansehnlichen Kombination aus dem Spiel heraus (11.). Kurz darauf bestrafte Adam Karabec die Nachlässigkeiten in der Fürther Defensive mit dem dritten Treffer für die Hausherren: Der Hamburger Mittelfeldmann wurde von Miro Muheim bedient, ließ dann mit einer flinken Bewegung Gideon Jung aussteigen und traf dann mit seinem Schuss durch dessen Beine hindurch flach und platziert ins lange Eck (13.). Beide Tore dieses Doppelschlags hatten ihren Ursprung auf dem linken Flügel der Rothosen. Entsprechend reagierte Fürths Cheftrainer Jan Siewert, der sein Team eigentlich im zuletzt etablierten 3-4-2-1 aufgestellt hatte, und setzte nun auf eine Viererkette – auf der rechten Abwehrseite verteidigte nun Simon Asta, die Linksverteidiger-Position bekleidete Niko Gießelmann und Marco Meyerhöfer schob ins Mittelfeld vor.

Die Umstellung fruchtete, wenngleich Hamburg auch einen Gang herunterzuschalten schien: Die Mannschaft von Coach Merlin Polzin ließ die Fürther phasenweise gewähren, das Kleeblatt blieb aber dennoch zu harmlos und erspielte sich – abgesehen von der frühen Großchance für Noel Futkeu – kaum Tormöglichkeiten. Bezeichnend dafür: Zur Halbzeit kam die Fürther Truppe gerade einmal auf 0,04 Expected Goals und zwei Torschüsse. Der Hamburger SV indes hatte Chancen, die statistisch zu 1,16 erwarteten Treffern führen, kreiert – und diese schlichtweg eiskalt ausgenutzt.

Hamburg erhöht, Fürth vergibt Großchancen

Nach der Pause trat das Kleeblatt mit neuen Gesichtern, aber alten Problemen auf: Roberto Massimo und Dennis Srbeny ersetzten Marlon Mustapha und Julian Green. An der Statik des Spiels änderte sich aber zunächst kaum etwas – im Gegenteil: Wie bereits im ersten Durchgang brennt es im Fürther Strafraum binnen weniger Minuten lichterloh. Erst muss Simon Asta eine Chance von Emir Sahiti in letzter Instanz vereiteln, nachdem dieser mit seinem leicht angelupften Abschluss den Kleeblatt-Keeper bereits geschlagen hatte (46.). Danach stand Torwart Schulze selbst im Blickpunkt: Der 23-Jährige hatte den Ball am Fuß, wurde von Selke angelaufen und rutschte dann weg. Aus fränkischer Sicht kam er dennoch rechtzeitig wieder an den Ball und konnte die Situation klären (48.). Daraufhin scheiterte unter anderem Jean-Luc Dompé noch mit seinem Versuch, auf 4:0 für die Gastgeber zu stellen (48.). Gelingen sollte der vierte Treffer dann Davie Selke: Der HSV kombinierte sich über den rechten Flügel hinter die Abwehrkette der Gäste und hebelte mit einem gechippten Zuspiel weite Teile der Fürther Defensive aus, sodass Mikelbrencis am Ball gemeinsam mit zwei weiteren Hamburgern auf einen Kleeblatt-Verteidiger und Moritz Schulze zulief. Rechtsverteidiger Mikelbrencis legte dann kurz vor dem Tor quer, damit der letztliche Torschütze am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz nur noch den Ball über die Linie drücken musste (59.).

Wenig später erspielte sich das Kleeblatt quasi aus dem Nichts die zweite Großchance der Partie – und vergab auch diese, wenngleich die Hamburger dabei auch das Glück auf ihrer Seite hatten. Nach einem Halbfeld-Freistoß von Branimir Hrgota kam Niko Gießelmann relativ zentral und auf Höhe der Fünfer-Kante zum Kopfball. Mit seinem Abschluss traf er aber HSV-Schlussmann Daniel Heuer Fernandes am Kopf, der eigentlich gar nicht parierte, sondern schlichtweg abgeschossen wurde. Das Ergebnis war aber das Gleiche: Der Ball landete nicht im Tor, es blieb beim zwischenzeitlichen 0:4-Rückstand aus Fürther Sicht.

Danach eine kuriose Szene: Dompé versuchte, nach einem Standard den Ball wenige Meter vor dem eigenen Strafraum per Fallrückzieher zu klären. Aufgrund des schlechten Timings schlug der Offensivmann das Leder aber nicht aus der Gefahrenzone, sondern in ebendiese zurück. Seine Bogenlampe landete zwischen Elfmeterpunkt und Fünfmeter-Raum, wo gleich mehrere Fürther postiert waren und eigentlich schier alle Zeit der Welt hatten, vor Heuer Fernandes einzuschieben. Der wohl überraschte Massimo unterschätzt, wie viel Zeit er gehabt hätte, und entschied sich für den direkten Abschluss: Sein Kopfball stellte den Hamburger Torwart vor keine Probleme, Dompés Patzer blieb somit unbestraft (66.).

Youngster trifft zum 5:0-Endstand für den HSV

In der Folge plätscherte das Spiel vor sich hin, Fürth fehlte schier der Glaube, den zwischenzeitlichen 0:4-Rückstand noch aufzuholen, und Hamburg ruhte sich gewissermaßen auf der deutlichen Führung aus - das Spiel war spätestens in dieser Phase entschieden, der Gewinner stand fest. Einzig am Ergebnis sollte sich noch etwas ändern: Der Hamburger Youngster Otto Stange erzielte nach Einwechslung der fünfte Tor für die Nordlichter, die sich mitunter sträflich leicht gegen den offenen, löchrigen und anfälligen Fürther durchsetzen konnten. So wurde der 17-Jährige nach einem feinen Dribbling von Anssi Suhonen freigespielt, zog dann mit Ball am Fuß in Richtung Tor und bugsierte das Leder dann aus spitzem Winkel an Torwart Schulze vorbei ins lange Eck (76.).

Insgesamt endete die Partie zwischen schier überforderten Franken und gnadenlos effizienten sowie spielstarken Hanseaten angesichts des Klassenunterschieds, der sich den Zuschauern in diesem Duell bot, absolut verdient und leistungsgerecht mit 5:0 zugunsten der Hausherren. Dem Kleeblatt gelang es zu keinem Zeitpunkt, sich von den frühen Gegentreffern zu regenerieren, wenngleich die glücklich oder kurios entstandenen Chancen gegeben waren. Somit endet der temporäre Aufwärtstrend der Fürther Spielvereinigung sowie deren Fußball-Jahr 2024 mit einer 0:5-Klatsche im Volksparkstadion.

Nach der nun anstehenden kurzen Winterpause startet das Kleeblatt am 18. Januar mit einem Gastspiel bei Preußen Münster in die Rückrunde und trifft dann auf einen Gegner, der sicherlich eher auf Augenhöhe sein sollte als es der Hamburger SV an diesem Adventssamstag war.

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