Kann er dem Kleeblatt helfen?
Lobende Worte, wenig Punkte: Die bisherige Trainer-Karriere des neuen Kleeblatt-Coaches Jan Siewert
14.11.2024, 11:05 UhrNach vier Spielen und nur einem Sieg ist die Amtszeit von Leonhard Haas als Cheftrainer der Spielvereinigung bereits wieder vorüber. Nach dem fulminanten 4:3 auf Schalke im ersten Spiel unter der Regie von Haas schieden die Fürther nach einer blutleeren zweiten Halbzeit erst im DFB-Pokal in Regensburg aus, verloren dann nach einem besorgniserregenden Auftritt zu Hause 1:5 gegen Darmstadt 98 und zuletzt - trotz einer mehr als 90 Minuten lang erfolgreichen Abwehrschlacht - auch mit 0:1 beim 1. FC Köln.
Eigentlich hätte der alte und neue Coach der U23 noch bis Weihnachten die erste Mannschaft betreuen sollen. Doch auch wenn die Verantwortlichen um den neuen Sportdirektor Stephan Fürstner sich schon jetzt zum Handeln bewogen sahen - Haas‘ Amtszeit als Cheftrainer hatte von Beginn an eine Ablaufzeit. Seinen Nachfolger indes dürften die wenigsten Kleeblattfans auf dem Zettel gehabt haben: Jan Siewert, zuletzt beim Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 an der Seitenlinie und seit Februar ohne Verein, übernimmt bei der Spielvereinigung.
Entlassung in Essen - vom Ruhrpott in die Premier League
Siewert spielte selbst nie aktiv auf Profiniveau, startete seine Karriere als Trainer dafür bereits in jungen Jahren: Als 31-Jähriger wurde Siewert Co-Trainer der U18-Nationalmannschaft, im Jahr darauf assistierte er bei der U17. Mit 33 Jahren trat Siewert zur Saison 2015/2016 beim damaligen Regionalligisten Rot-Weiß Essen seinen ersten Cheftrainerposten an, wurde nach 34 Spieltagen jedoch im Abstiegskampf entlassen. Siewert zog es weiter zum VfL Bochum, wo er erst eine Saison lang als Co-Trainer tätig war und danach für eine Spielzeit als Coach der U19 übernahm.
Zur Saison 2017/2018 übernahm Siewert die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund - ein Wechsel, der sich als Sprungbrett für Siewert erweisen sollte: Denn im Januar 2019 wurde Huddersfield Town beim BVB vorstellig. Der damalige Premier League-Neuling suchte nach einem Nachfolger für den Deutsch-Amerikaner David Wagner, der die "Terriers" erstmals in der Vereinsgeschichte in Englands höchste Spielklasse gehievt hatte - und der zuvor ebenfalls Trainer bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund war.
Siewert bekam die Freigabe erteilt und war plötzlich Cheftrainer in Englands höchster Spielklasse. Den Abstieg der "Terriers" konnte er allerdings nicht verhindern - nach nur einem Sieg in 15 Spielen unter seiner Regie trat Huddersfield den Gang in die Zweitklassigkeit an. Früh in der neuen Zweitliga-Saison beendete Huddersfield die Zusammenarbeit mit Siewert dann. Die ernüchternde Bilanz: Ein Punkteschnitt von 0,32 nach 19 Partien.
Siewert in Mainz: Kurze Amtszeit in auch in Deutschlands Beletage
Zumindest etwas besser punktete Siewert im Schnitt bei seiner nächsten Cheftrainerstation beim 1. FSV Mainz 05. Nach einem katastrophalen Start in die Saison 2023/2024 entließ der Bundesligist seinen damaligen Trainer Bo Svensson - und beförderte Siewert, der zuvor die U23 der Mainzer trainiert hatte, Anfang November 2023 zum Nachfolger an der Seitenlinie. Zunächst übernahm Siewert als Interimstrainer, in sieben Spielen gelangen ihm ein Sieg, vier Unentschieden und zwei Niederlagen.
Trotz dieser nur durchwachsenen Bilanz hielten die Mainzer an Siewert fest, machten ihn vom Interims- zum neuen Cheftrainer. Allerdings nur für kurze Zeit: Nach fünf Spielen ohne Sieg entließ der Karnevalsverein Siewert am 12. Februar 2024 wieder. Sein Punkteschnitt nach zwölf Spielen als Bundesligatrainer: 0,75.
Lob und Bedauern nach Entlassungen: Immer wieder "leider"
Wenig erbaulich ist die Bilanz demnach, die Siewert bislang nach zwei Stationen im Profi-Herrenbereich vorweisen kann. Und bekanntermaßen ist Fußball ein Ergebnissport, nicht nur die Spieler auf dem Rasen, sondern auch die Trainer müssen sich an Zählbarem messen lassen. Dennoch wäre es zu kurz gegriffen, den Punkteschnitt alleine als Grundlage zu nehmen, um vor Siewerts Amtsantritt in Fürth ein Urteil über dessen Qualitäten als Coach zu fällen.
Nach seinen Entlassungen in Huddersfield und Mainz jedenfalls lässt sich aus den jeweiligen Statements der Vereine ein gewisses Bedauern ablesen. In Huddersfield habe man sich "unfortunately" von Siewert trennen müssen - "leider" habe es mit ihm als Cheftrainer einfach nicht funktioniert. Als "fantastischen Mann" bezeichnete ihn der damalige Vorstandsvorsitzende. Und als einen Trainer, der "unermüdlich" für den Verein gearbeitet habe.
Ähnlich äußerte sich der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel, nachdem der Verein Siewert entlassen hatte: "Er hat die Aufgabe zu einem schwierigen Zeitpunkt mit viel Leidenschaft und Akribie angenommen und mit seiner Arbeit der Mannschaft gute Impulse gegeben" - nur "leider" hätten sich diese Impulse nicht in sportlichem Erfolg niedergeschlagen.
Nächste Chance in Fürth
Leidenschaft, Akribie, unermüdliche Arbeit, Charakterstärke und die Fähigkeit, als Impulsgeber für die Mannschaft zu fungieren - alles Eigenschaften, die Siewert mehr oder weniger akut auch benötigen wird, um dem strauchelnden Kleeblatt wieder in die Erfolgsspur zu verhelfen. Und Qualitäten, die den Anhängern der Spielvereinigung Mut darauf machen können, dass es Siewert schafft, das Ruder herumzureißen. Damit ihm das gelingt, muss der neue Fürther Coach zugleich seine bisherige Punkteausbeute als Cheftrainer im Profibereich deutlich steigern.
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