Heimspiel gegen Darmstadt

„Mannschaft, die absolut will“: Fürth-Coach Haas spricht über Mindset, Pfiffe und Personalsorgen

Sara Denndorf

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1.11.2024, 15:30 Uhr
Leonhard Haas übernahm das Amt als Cheftrainer der Kleeblatt-Profis nach der Entlassung von Alexander Zorniger.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Leonhard Haas übernahm das Amt als Cheftrainer der Kleeblatt-Profis nach der Entlassung von Alexander Zorniger.

Länderspielpausen werden oftmals als geeigneter Zeitpunkt angesehen, um in krisengebeutelten Vereinen Trainer zu entlassen und neue Übungsleiter zu installieren. Denn: Die Coaches haben dann zwei Wochen Zeit bis zum nächsten Pflichtspiel, können die Mannschaft kennenlernen, ihre Spielidee etablieren und losgelöst vom getakteten Liga-Alltag arbeiten. Eine gänzlich andere Situation fand indes Leonhard Haas bei der SpVgg Greuther Fürth vor: Infolge einer Derbyniederlage direkt nach der Länderspielpause übernahm der vorherige Cheftrainer der Fürther U23 das Traineramt der Kleeblatt-Profis unmittelbar vor Beginn einer englischen Woche. "Es geht Schlag auf Schlag", konstatierte der Interimstrainer auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den SV Darmstadt. Wenn Schiedsrichter Max Burda das Duell am Samstag um 13 Uhr anpfeift, wird Haas dann also zum dritten Mal in seiner erst zwölftägigen Amtszeit auf der Trainerbank der Kleeblatt-Profis sitzen.

Englische Woche erschwert Vorbereitung auf zweierlei Art

Die derzeit enge Taktung in einer englischen Woche bereitet dem Team gewissermaßen Probleme – oder erschwert zumindest die Vorbereitung auf den elften Spieltag in zweierlei Hinsicht.

Zum einen verunmöglicht ein Programm mit drei Spielen binnen acht Tagen schlichtweg, viel Zeit in die klassische Trainingsarbeit auf dem Platz zu investieren. In solchen Phasen könne man laut Haas nicht permanent zweimal am Tag trainieren, stattdessen setzte der 42-Jährige auf Einzelcoachings, Videostudium, darauf "die Jungs aufs gleiche Mindset zu bringen" und das Verständnis für die neue Grundordnung zu vermitteln. "Das geht nicht von heute auf morgen, das braucht noch Zeit, aber für die ersten Schritte bin ich überhaupt nicht unzufrieden", so Haas.

Zum Anderen sind einige Spieler nach der 0:1-Niederlage im DFB-Pokal gegen den SSV Jahn Regensburg angeschlagen. "Wie müssen schauen, wer morgen zur Verfügung steht", erklärte Haas, der zudem ankündigte, in manchen Fällen auch erst beim Warm-Up zu entscheiden, wer spielen kann. Sicher ausfallen wird Jomaine Consbruch, der noch an seiner Verletzung aus dem Derby laboriert, sowie der Langzeitverletzte Kerem Calhanoglu.

Bei Roberto Massimo "wird es sehr eng, dass er spielen kann", ihn plagen muskuläre Probleme am Oberschenkel. Insbesondere in der Abwehr droht eine sehr dünne Personaldecke: Bei Gideon Jung und Maximilian Dietz entscheide sich erst am Samstag, "wer wie lange spielen kann". Auch Damian Michalski, der unter Neu-Coach Haas plötzlich zum Stamm-Innenverteidiger avanciert war, kränkelte ebenso wie Noel Futkeu.

Haas lobt die Lilien – und wünscht sich "Gemeinschaft über Ergebnisse hinweg"

"Was sicher sein wird, ist, dass wir mit elf Spielern spielen werden, die absolut Bock auf das Spiel haben wird. Eine Mannschaft, die absolut will", versicherte Haas aber angesichts der zahlreichen krankheits- und verletzungsbedingten Unwägbarkeiten.

Ein solcher Auftritt wird auch von Nöten sein, um gegen die derzeit formstarken Darmstädter zu bestehen. Die Mannschaft von Cheftrainer Florian Kohfeldt besitze eine "hohe Qualität mit dem Ball" und könne variabel spielen. Entsprechend ist sich Haas sicher: "Es ist eine Mannschaft, gegen die man ein richtig gutes Spiel gegen den Ball machen muss, um erfolgreich zu sein."

Zumindest das nötige Engagement erkannte der 42-Jährige bei seinen Jungs auch bei der Pokal-Niederlage gegen die Jahnelf, wenngleich die mitgereisten Anhänger den Auftritt in der Domstadt mit Pfiffen quittierten. Diese "kann prinzipiell keiner ausblenden, egal ob erfahren oder unerfahren – es tut den Spielern weh", gewährte Haas, der selbst einst als Kleeblatt-Profi auf dem Platz stand, Einblicke in das Seelenleben eines Zweitliga-Spielers. Der Fürther Interimstrainer hatte das Spiel gar nicht als pfiffwürdig empfunden: "Die Mannschaft hat versucht, alles zu geben und das Spiel umzudrehen", sagte Haas, der vorgab, man müsse auch immer den Kontext eines Spiels betrachten. So käme die junge Fürther Truppe gerade aus einer deftigen Derby-Niederlage und – abgesehen vom Schalke-Spiel – einer langen Sieglos-Serie. "Der Tenor darf nicht sein, dass wir bei Siegen unterstützt und bei Niederlagen bepfiffen werden", forderte Haas von den Fans, der sich vielmehr eine "Gemeinschaft über Ergebnisse hinweg" wünscht.

Der Übungsleiter, der von 2007 bis 2011 seine Fußballschuhe für die Spielvereinigung schnürte, blickte angesichts der Erwartungshaltung auch auf seine eigene aktive Zeit zurück. Damals verpasste das Kleeblatt mehrmals nur knapp den Aufstieg in die deutsche Elite-Liga, zugleich war es aber stets eher der Underdog in der 2. Bundesliga, was gewissermaßen auch heute noch zutreffe. Entsprechend konstatierte Haas, dessen Team derzeit auf dem elften Tabellenplatz rangiert: "Ich würde die 2. Bundesliga nie als selbstverständlich erachten."

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