Wie einst der AC Mailand
Mit dem Tannenbaum zum Erfolg: Die neue taktische Formation des Kleeblatts
28.1.2022, 15:14 UhrAuch einen Monat nach Weihnachten steht in Fürth noch ein Tannenbaum. Ein sehr stabiler sogar, der nicht nadelt, sondern immer mehr zu glänzen beginnt. Stefan Leitl nennt seine neueste Formation zwar öffentlich nicht so, in der Fußballtaktik ist das 4-3-2-1 (oder 4-3-1-2), mit dem die Spielvereinigung zuletzt so erfolgreich war, aber als "Tannenbaum" bekannt. Das liegt daran, dass die Aufstellung ausgehend von einer breiten Viererkette in der Defensive über ein Dreier-Mittelfeld nach vorne hin immer schmäler wird.
Mit dieser taktischen Ausrichtung hat Carlo Ancelotti einst den AC Mailand zu vielen nationalen und internationalen Erfolgen geführt, unter anderem zum Champions-League-Titel 2003. 18 Jahre später war der Tannenbaum wieder ein Erfolgsgarant - für den ersten Heimsieg der Spielvereinigung Greuther Fürth in der Bundesliga. Wie einst Ancelotti, nutzte auch Stefan Leitl die Formation, um seiner Mannschaft defensive Stabilität zu verleihen.
Sehr variables System
Unter anderem wegen des breit besetzten Mittelfelds ließ das Kleeblatt sowohl beim 1:0 gegen Union Berlin als auch in den Wochen danach nur sehr wenig zu. Durch die vielen Spieler in der Mitte des Feldes lenkten die Fürther ihre Gegner oft auf die Außenbahnen, wo diese aber sofort wieder von den beiden äußeren Mittelfeldspielern (Paul Seguin und Timothy Tillman) sowie den Außenverteidigern gestört wurden.
Ausgehend von dieser neuen Stabilität und mit neuem Selbstbewusstsein spielt das Kleeblatt inzwischen wieder vermehrt ansehnlichen Fußball. Auch dafür ist das 4-3-1-2 als sehr variables System gut geeignet - der AC Mailand unter Ancelotti galt damals als eine der spielstärksten Mannschaften der Welt. Aus dem Mittelfeld können Seguin und Tillman immer wieder nach außen auf die Flügel ziehen, durch die vielen Verschiebemöglichkeiten innerhalb der Formation ergeben sich sehr viele mögliche Wege, ein Tor zu erzielen.
Die drei Offensivspieler sind dabei nicht auf eine Position festgelegt, sondern rotieren sehr häufig, was Jeremy Dudziak, Jamie Leweling und Branimir Hrgota entgegenkommt. So hat jeder seine Freiheiten auf dem Feld, um sich kreativ auszutoben. Stefan Leitl ist jedenfalls froh, dass er endlich den besten Weg gefunden hat. "Wir haben in dieser Saison viele Grundordnungen probiert", sagt der Trainer. Angetrieben war er dabei immer vom Wunsch, für jeden Spieler die passende Position zu finden. "Wir haben Jamie beispielsweise auf den Flügel gestellt und im 4-2-3-1 gespielt", so Leitl. "Trotzdem muss man sagen, dass in dieser Rautenformation, in diesem 4-3-1-2, die Abläufe aus der Vergangenheit passen."
Raute? Da war doch was? Mit einem 4-4-2 mit Mittelfeldraute dominierte das Kleeblatt die zweite Bundesliga und stieg in die Bundesliga auf. Inzwischen aber sind die Gegner sehr viel besser, "wir spielen in einer Liga, in der wir Anpassungen vornehmen müssen", sagt Stefan Leitl. Diese Anpassung war das 4-3-1-2 - aus dem aber offensiv schnell auch wieder die bewährte Formation werden kann, wenn die Achter (Seguin und Tillman) weiter nach vorne rücken als Sechser Max Christiansen.
Andere Räume, längere Distanzen
Bei allen Ähnlichkeiten unterscheiden sich die beiden Aufstellungen aber durchaus, erklärt Leitl, "das 4-3-1-2 spielt sich in anderen Räumen ab, es gibt längere Distanzen zum gegnerischen Tor und wir haben deutlich mehr Umschaltsituationen", so der Trainer. Dennoch hat es viele Vorteile für seine Mannschaft. "Jeder weiß, was seine Position ist. Jeder weiß, was offensiv zu tun ist."
Beim Testspiel in Ingolstadt am Donnerstag probierte Leitl dann taktisch einiges aus. Zu Beginn agierten die Fürther wieder mit ihrer Mittelfeldraute, in der Youngster Marvin Weiß den Zehner gab. Im zweiten Durchgang wechselte der Trainer sehr häufig, unter anderem kamen mit Neuzugang Oliver Fobassam und Devin Angleberger zwei 18-Jährige sowie mit Lukas Näpflein und Ben Schlicke zwei 16-Jährige zum Einsatz. Am Ende reichte Dickson Abiamas Tor beim 1:1 trotz aller Dominanz nicht für einen Sieg.
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