Samstag im Norden
Mit neuem Mut: Das Kleeblatt will beim Hamburger SV Historisches schaffen
19.10.2023, 14:50 UhrAlexander Zorniger hat dazugelernt. Als der Trainer des Kleeblatts die Frage beantworten soll, was ihm zuletzt an seinem freien Wochenende durch den Kopf ging, welche Gedanken er sich in der fußballfreien Zeit so gemacht hat, da gibt er eine ehrliche Antwort. Mancher Kollege hätte womöglich erzählt, dass er sich auch während einer Länderspielpause in jeder freien Sekunde mit der Entwicklung seiner Mannschaft befasst hat. Zorniger aber hatte vor allem einen Gedanken: "Ob meine Tochter und mein Sohn fehlerfrei eine Kletterwand hochkommen."
Mit der Erfahrung eines 56 Jahre alten Fußballlehrers, der sich seinem Verein immer komplett verschrieben hat, weiß er, dass es wichtig ist, auch mal runter- und den Kopf freizubekommen. "Am letzten Wochenende haben mich nur drei Personen interessiert", betont Zorniger, der die Arbeitszeit außerhalb des gewohnten wöchentlichen Spiel-Rhythmus auch für Diskussionen über Grundsätzliches nutzte. "Wo stehen wir? Wo müssen wir weiter ansetzen, auch innerhalb des Staffs? Was haben wir abgehakt? Was müssen wir stabilisieren? Wo müssen wir ansetzen?"
SpVgg Greuther Fürth: Am Samstag beim HSV
Diese Fragen haben sie zuletzt unter den Verantwortlichen besprochen - und konnten dabei doch eine positive Entwicklung feststellen. Aus den vier Spielen seit der letzten Länderspielpause hat das Kleeblatt ja acht Punkte geholt und sich wieder ins Mittelfeld der zweiten Liga hochgearbeitet. "Es haben in den vergangenen Woche Dinge ineinandergegriffen, an denen wir schon in der Vorbereitung angesetzt haben, die dann aber zwischenzeitlich verschwunden waren - und die wir der Mannschaft nochmal ins Gedächtnis rufen konnten", findet Zorniger.
Vor allem mit dem läuferischen Einsatz seiner Spieler war er zuletzt sehr zufrieden. "Fakt ist, dass die Jungs in diesen vier Spielen einen guten Job gemacht haben", lobt der Trainer. Daran wollen sie am Samstag (13 Uhr) anknüpfen und sich endlich auch mal wieder auswärts belohnen. Die Aufgabe, die auf das Kleeblatt wartet, ist aber eine der schwersten in der zweiten Liga. Der Hamburger SV hat seine vier Heimspiele bei 11:3 Toren allesamt gewonnen - während die Fürther in fremden Stadien erst zwei Punkte gesammelt haben.
Hinzu kommt die wenig erbauliche Bilanz in Spielen beim einstmals großen HSV, bei dem die Spielvereinigung zuletzt 1929 gewann und so den Weg zur dritten und letzten Deutschen Meisterschaft ebnete. Zorniger aber will sich mit der Geschichte gar nicht lange aufhalten. "Als ich kam, haben wir gefühlt 100 Jahre kein Heimspiel gegen den HSV gewonnen", sagt er. Seit dem 1:0 vor einem Jahr ist das abgehakt, "jetzt sind es fast 100 Jahre, in denen wir kein Auswärtsspiel in Hamburg mehr gewonnen haben. Dann geht man dort hin und macht sich dran, die nächste Statistik zu brechen."
Oussama Haddadi als logischer Vertreter für Gießelmann
Die Voraussetzungen dafür sieht der Trainer durchaus gegeben. Seine Spieler hätten inzwischen "das Selbstvertrauen und das Vertrauen in die Art und Weise, wie wir spielen", betont Zorniger. "Jetzt müssen wir das kontinuierlich auf den Platz bringen." Diese Kontinuität gibt es personell allerdings nicht. Oussama Haddadi, der den verletzten Niko Gießelmann eigentlich vertreten sollte, kam erst am Mittwoch von der tunesischen Nationalmannschaft zurück, Innenverteidiger Maximilian Dietz sogar erst am Donnerstag von seinem Ausflug zur U23 der USA.
Nachdem Marco Meyerhöfer, der ebenfalls links hinten spielen könnte, zuletzt wieder pausieren musste, erscheint Haddadi dennoch als logische Option. Egal mit welchem Personal: Alexander Zorniger freut sich auf die kommenden Wochen. Bis zur nächsten Länderspielpause Mitte November erwartet das Kleeblatt mit den Spielen in Hamburg, gegen Osnabrück, in Kaiserslautern, gegen Düsseldorf sowie dem Pokalspiel in Homburg "ein knackiger und hochinteressanter Block. Da werden wir sehen, wo wir stehen."
Jetzt auswählen: Wie wird die Aufstellung für das nächste Fürth-Spiel?
10 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen