Underdogs als Angstgegner

Murmeltier des Grauens: Kleeblatt kämpft gegen traurigen Trend im DFB-Pokal

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

13.8.2024, 15:04 Uhr
In der vergangenen Saison schieden Branimir Hrgota & Co. in der zweiten Runde gegen den Regionalligisten FC Homburg aus.

© IMAGO/Sportfoto Zink / Wolfgang /IMAGO/Zink In der vergangenen Saison schieden Branimir Hrgota & Co. in der zweiten Runde gegen den Regionalligisten FC Homburg aus.

"Oh, wie war das schön", wird sich so mancher Fan des Kleeblatts denken, wenn er an die DFB-Pokalsaison 2011/2012 zurückdenkt. Nach souveränen Siegen in den ersten beiden Runden feierte die Spielvereinigung im Achtelfinale ausgerechnet gegen den 1. FC Nürnberg - damals noch Bundesligist - einen süßen Sieg und kegelte den ewigen Rivalen aus dem Wettbewerb. Im Viertelfinale bezwang man mit der TSG Hoffenheim den nächsten Erstligisten, erst im Halbfinale folgte das knappe - und äußerst dramatische - Aus gegen den späteren deutschen Meister Borussia Dortmund.

Doch seit dieser märchenhaften Saison, in der dem Kleeblatt parallel der historische erste Bundesligaaufstieg gelang, enttäuscht die Spielvereinigung im Pokal oft maßlos. Sind Mike Büskens und seine Elf vielleicht zu nahe an die Sonne geflogen? Ist das Kleeblatt einem Pokal-Fluch anheimgefallen? Ein Pokalschreck ist man seither jedenfalls nicht mehr. Vielmehr ist der DFB-Pokal selbst zum Schreckgespenst für den Fürther Herzensverein mutiert - denn in den letzten zehn Jahren war gleich fünfmal bereits in der ersten Runde Schluss.

Ausgerechnet die "Kleinen" werden zu Stolpersteinen

Dabei war das Losglück sogar meist auf Seiten der Spielvereinigung, viermal traf man in Runde eins auf Gegner, die teils mehrere Ligen tiefer kickten. Doch die vermeintlichen Fußballzwerge wuchsen gegen das Kleeblatt regelmäßig über sich hinaus: Erst erwiesen sich die damaligen Drittligisten Erzgebirge Aue (2015/2016) und MSV Duisburg (2019/2020) als unüberwindbare Hürden, dann scheiterte die Spielvereinigung erst gegen einen Regionalligisten (SV Babelsberg 03, 2021/2022) und dann sogar gegen den Oberligisten Stuttgarter Kickers (2022/2023).

In der vergangenen Saison überstand das Kleeblatt die erste Runde durch ein mühsames 1:0 beim Halleschen FC (damals 3. Liga). Das zarte Pflänzchen der Hoffnung auf eine erfolgreiche Pokalsaison keimte dennoch nur kurz auf, bereits in der zweiten Runde wurde es rabiat entwurzelt - einmal mehr von einer niederklassigen Mannschaft: Beim Regionalligisten FC Homburg verloren die Fürther mit 1:2 und machten sich einmal mehr zum Pokal-Gespött.

Regelmäßiges Aus gegen unterklassige Vereine

Dreimal in Folge also scheiterte das Kleeblatt im DFB-Pokal gegen einen unterklassigen Verein. Nun ist zwar hinlänglich bekannt, dass der Pokal eine Art vierte Dimension des Fußballs darstellt, in dem die Naturgesetze dieses Sports nicht gelten zu scheinen: Regelmäßig fliegen haushohe Favoriten gegen vermeintliche Underdogs aus dem Wettbewerb, selbst der große FC Bayern kann in den letzten Jahren ein Klagelied auf diesen Umstand anstimmen.

Eine Ausrede sollte das für die Spielvereinigung aber nicht sein: Während andere Vereine hier und da ausrutschen im Pokal, entwickelt sich der Wettbewerb für das Kleeblatt zu einem regelrechten Murmeltier des Grauens, das inzwischen regelmäßig grüßt - immer dann, wenn die Reise frühzeitig gegen einen unterklassigen Klub zu Ende geht. In diesem Jahr wartet der Oberligist TSV Schott Mainz in der ersten Runde. Abermals ein vermeintlich leichtes Los, abermals jedoch ein Gegner, der ob der Erfahrungen der letzten Jahre das Potenzial zum Fürther Pokal-Schreck besitzt.

Breite Brust gegen traurigen Trend

Dass die Spielvereinigung gut daran täte, mit diesem traurigen Trend der letzten Jahre zu brechen, bedarf eigentlich keiner Erklärung: Zum einen würde die notorisch klamme Vereinskasse spürbar von den Einnahmen profitieren, die ein Vorstoßen in die zweite Runde oder gar ins Achtelfinale mit sich bringen würde. Zum anderen haben - wie Alexander Zorniger beispielsweise nach dem letztjährigen Pokalaus gegen Homburg bemerkte - viele Fans "die Schnauze voll" davon, im Pokal Jahr für Jahr ein Debakel zu erleben.

Die Voraussetzungen, eine abermalige Enttäuschung für Fans, Verantwortliche und die Spieler selbst zu vermeiden, sind zumindest gegeben - nicht nur wegen der erneut haushohen Überlegenheit auf dem Papier. Denn das Kleeblatt ist mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien erfolgreich in die neue Zweitligasaison gestartet. Entsprechend breit sollte die Brust sein, mit der Branimir Hrgota & Co. nach Mainz reisen. Um erstmals seit drei Jahren wieder gegen einen unterklassigen Verein in die nächste Runde des DFB-Pokals einzuziehen.

Verwandte Themen


5 Kommentare