Hrgota trifft zum 1:1

Nur Remis: Fürth verpasst historischen Heimsieg trotz Überzahl

Michael Fischer

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21.8.2021, 18:44 Uhr
Kurz nach der Halbzeit erlöste Branimir Hrgota - und traf zum Ausgleich. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Kurz nach der Halbzeit erlöste Branimir Hrgota - und traf zum Ausgleich. 

Wer am Samstagvormittag durch die Fürther Altstadt schlenderte, der hätte denken können, das Kleeblatt hätte bereits seinen ersten Heimsieg in der Bundesliga gefeiert. Vor den Kneipen der Gustavstraße saßen viele Menschen in Weiß und Grün zusammen, überall sah man lachende Gesichter. Die Vorfreude auf den ersten Stadionbesuch seit Monaten, bei manchem sogar seit Jahren, war förmlich greifbar.

Auch auf dem Weg in den Ronhof strahlten die Fans, knapp 5500 von ihnen durften zum Heimspiel gegen Arminia Bielefeld endlich wieder in ihr Wohnzimmer, aus dem sie pandemiebedingt so lange ausgesperrt waren. Im Stadion strahlten die Menschen weiter, sie sangen lautstark und feuerten ihre Mannschaft an. Die zeigte ein sehr engagiertes Spiel, war die klar bessere Mannschaft, belohnte sich beim 1:1 (0:1) aber nicht mit dem ersten Heimsieg.

Kleiner Schock für Hoogma und das Kleeblatt

Kurz vor dem Anpfiff wurde die Fürther Vorfreude zunächst getrübt. Während die Fans lautstark ihre Lieder sangen, verletzte sich Innenverteidiger Gideon Jung am Knie und musste von zwei Betreuern gestützt vom Platz gebracht werden. Seinen Platz in der Innenverteidigung nahm Justin Hoogma ein, der in Stuttgart noch neben ihm und Maximilian Bauer verteidigt hatte.

Diesmal aber entschied sich Trainer Stefan Leitl dazu, wieder auf das bewährte 4-4-2 mit Raute zu setzen, mit dem die Spielvereinigung die zweite Liga so dominiert hatte. Hans Nunoo Sarpei gab den Sechser, im Mittelfeldzentrum spielten Paul Seguin und Julian Green, Havard Nielsen rückte aus dem Angriff zurück auf die Zehn. Seinen Platz ganz vorne nahm Dickson Abiama ein, der neben Kapitän Branimir Hrgota stürmte.

Dass diese Mannschaften ihren Fans den ersten Bundesliga-Heimsieg der Fürther Vereingeschichte schenken wollte, war vom Anpfiff weg zu sehen. Bereits nach zwei Minuten schoss Abiama zum ersten Mal aus knapp 16 Metern und drehte damit den Lautstärkeregler noch ein bisschen mehr nach rechts. Kurz darauf eroberte Hrgota den Ball in aussichtsreicher Position, Abiama konnte sein scharfes Zuspiel im Sechzehner aber nicht richtig verarbeiten.

Tempo und Torraumszenen werden geringer

Dennoch war bereits nach wenigen Minuten klar, wie das Kleeblatt dieses Spiel angehen wollte: dominant und mutig. Ein Resultat dieser intensiven Herangehensweise waren zwei frühe Gelbe Karten für Seguin und Nielsen - es waren nicht die einzigen unglücklichen Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Schlager. Die Fürther blieben dennoch weiter forsch und rissen das Spiel an sich. Mit zunehmender Spieldauer wurden das Tempo und dadurch auch die Torraumszenen etwas geringer - dafür wurde es kurz vor der Halbzeit umso wilder.

In der 43. Minute eroberte Hrgota den Ball kurz vor dem Bielefelder Strafraum und schickte Dickson Abiama auf die kurze Reise zum Tor. Das erste Bundesliga-Tor des Mannes, der vor ein paar Jahren noch in der Kreisklasse kickte, hätte eine dieser Geschichten des ersten Heimspiel sein können. Womöglich dachte aber auch Abiama genau daran - und schoss alleine vor Bielefelds Ortega weit am Tor vorbei.

Mehr als 60 Prozent Ballbesitz

Und dann geschah das, was geschehen musste: Auf der anderen Seite flankte Cedric Brunner zum ersten Mal aussichtsreich in den Fürther Strafraum, wo Fabian Klos zum Kopfball hochstieg. Burchert war zwar noch mit der Hand am Ball, konnte das 0:1 aber nicht mehr verhindern. Ein paar Augenblicke später versuchte es Nielsen auf der anderen Seite, scheiterte mit seinem strammen Schuss aber an Ortega. Dann war Halbzeit: Das Kleeblatt war 45 Minuten lang die spielbestimmende Mannschaft, hatte mehr als 60 Prozent Ballbesitz - und lag trotzdem mit 0:1 hinten.

Aus der Pause kam das Kleeblatt mit viel Wut im Bauch. Bereits nach 14 Sekunden versuchte es Julian Green, zielte aber ein paar Meter zu hoch. Dann kombinierten sich die Fürther stark durch, Greens Hereingabe verlängerte Abiama an den Innenpfosten. Doch auch in dieser Situation wurde es nichts mit Abiamas erstem Bundesliga-Tor - der Ball sprang wieder zurück ins Feld. Und dann wurde es laut im Ronhof, sehr laut: Bielefelds Manuel Prietl hatte den Ball klar mit der Hand gespielt. Schiedsrichter Schlager ließ zunächst weiterspielen, bekam dann aber einen Hinweis aus dem Kölner Keller, schaute sich die Szene auf Video an und entschied auf Strafstoß für Fürth.

Schöpf sieht die Gelb-Rote Karte

Branimir Hrgota übernahm als Kapitän die Verantwortung, schoss scharf nach links unten - und drehte damit den Lautstärkeregler auf Anschlag. Ortega hatte die Richtung zwar geahnt, war aber machtlos: 1:1 nach 50 Minuten. Der Kapitän wollte jetzt mehr und probierte es schon wenig später wieder, diesmal aus der Distanz, zielte aber nicht so genau wie ein paar Sekunden zuvor. Dennoch war allen knapp 6000 Menschen im Ronhof klar, wie es weitergehen würde: mit Fürther Dominanz und dem Willen, den ersten Heimsieg zu schaffen.

Doch dann wurde es vor dem Kleeblatt-Tor gefährlich: Erst verloren die Fürther den Ball im Spielaufbau, Lasmes Schuss konnte Burchert aber noch an den Pfosten lenken. Wenig später köpfte Klos knapp über das Tor, Alessandro Schöpf setzte einen Freistoß aus aussichtsreicher Position in die Mauer. Das Spiel wurde nun immer intensiver - und schien 25 Minuten vor dem Ende in Richtung Kleeblatt zu kippen. Schöpf sah nicht einmal eine Viertelstunde nach seiner ersten Gelben Karte die zweite, weil er Green im Mittelfeld umriss - und musste mit Gelb-Rot vom Platz.

Wer dachte, Bielefeld würde sich nun damit begnüngen, den Punkt zu sichern, täuschte sich aber. Stattdessen brachte der Ex-Fürther Frank Kramer mit Janni Serra und Florian Krüger zwei frische Angreifer für Klos und Lasme. Leitl hingegen wechselte zunächst Max Christiansen für Hans Nunoo Sarpei und eine Viertelstunde vor Schluss Neuzugang Jeremy Dudziak für Nielsen.

Auch im 18. Anlauf kein Heimsieg

Das Kleeblatt spielte jetzt auf Sieg und schnürte die Bielefelder am eigenen Strafraum ein. Hrgotas Schuss aus wenigen Metern wurde gerade noch von einem Bielefelder Verteidiger geblockt (83.), Itters Flanke fand keinen Abnehmer (84.), Abiama spitzelte den Ball nur Zentimeter am Tor vorbei (85.).

Für die letzten fünf Minuten brachte Leitl Jamie Leweling für den sehr auffälligen Abiama. Das Spiel lief aber genauso weiter wie zuvor. Eine Ecke von Hrgota köpfte Hoogma knapp neben das Tor, Hrgota probierte es aus der Distanz - doch die Uhr tickte immer weiter. In der Nachspielzeit schoss Meyerhöfer ein letztes Mal neben das Tor, dann war das Spiel vorbei. Auch im 18. Anlauf gelingt dem Kleeblatt kein Heimsieg in der Bundesliga. Näher dran als an diesem Nachmittag waren die Fürther noch nie.

SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Meyerhöfer, Jung, Bauer, Itter - Seguin, Sarpei (Christiansen, 71.), Green - Nielsen (Dudziak, 77.) - Abiama (Lewling, 86.) , Hrgota

Arminia Bielefeld: Ortega Moreno - Brunner (de Medina, 66.), Pieper, Nilsson, Laursen - Prietl - Kunze, Schöpf - Okugawa (Hack, 90.) - Klos (Krüger, 75.), Lasme (Serra, 75.)

Tore: 1:0, Klos (45.), 1:1, Hrgota (50.) | Gelbe Karten: Seguin (5.), Nielsen (14.), Sarpei (59.), Bauer (62.) | Gelb-Rote Karten: Schöpf (69.) Schiedsrichter: Schlager (Hügelsheim) | Zuschauer: 5890

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