Sieglos-Serie dauert an
Schritt nach vorne oder erneuter Tiefschlag? Viele offene Fragen nach dem 1:1 in Ulm
1.12.2024, 20:41 UhrNach dem über 100-minütigen Schlagabtausches zwischen dem SSV Ulm und der Spielvereinigung fällt es schwer, nicht in Phrasendrescherei zu verfallen. Ist das Fürther Glas nach dem Spiel nun halb voll oder halb leer? Schließlich steht am Ende des Kellerduells ein Unentschieden, das keiner Mannschaft so recht weiterhilft. Und sowohl die tabellarische Situation als auch das Spiel selbst werfen die Frage auf, ob sich das Remis aus Fürther Sicht nach einem gewonnenen oder zwei verlorenen Punkten anfühlt.
Jan Siewerts Fazit zum Spiel fiel gemischt aus: "Ich hätte gerne mehr mitgenommen, da bin ich ehrlich", sagte der Fürther Chefcoach nach seinem ersten Auswärtsspiel im Dienste des Kleeblatts. Besonders aufgrund der guten Anfangsphase hat sich Siewert mehr ausgerechnet: "Ich finde, wenn du in so einem Spiel so startest, musst du dieses Spiel nach Fürth holen", fand der Übungsleiter. Seine Mannschaft sei immer wieder zu Chancen gekommen, habe aber beispielsweise auch Phasen gehabt, in der sie Schwächen beim Anlaufverhalten offenbarte.
Das Resultat: Punktgewinn oder verpasste Chance?
Zurück zur müßigen Frage nach dem Füllstand des Glases: Je nach Betrachtungsweise liefert die Partie in Ulm Anlass zur Hoffnung, aber auch Grund zur Sorge. Angefangen beim Ergebnis: Durch das Unentschieden ist es dem Kleeblatt einerseits gelungen, den vorläufigen Status quo im Abstiegskampf zu wahren und den Aufsteiger aus Ulm auf Distanz zu halten. Im Falle einer Niederlage hätten die "Spatzen" die Spielvereinigung überholt und noch tiefer als ohnehin in den Sog des Abstiegsstrudels gestoßen. So zumindest bleibt das Kleeblatt über dem Strich, steht mit 14 Punkten aus 14 Spielen nun auf Rang 13.
Andererseits hat es die Spielvereinigung verpasst, im Abstiegskampf einen Befreiungsschlag zu landen. Im Falle eines Sieges hätte man den Vorsprung auf den Relegationsrang auf vier Punkte ausbauen können. Ein Polster, das vor allem mit Blick auf das schwere Restprogramm in der Hinrunde - das Kleeblatt trifft bis Weihnachten noch auf Hertha BSC, Hannover 96 und den Hamburger SV - gutgetan hätte.
Die Leistung: Steigerung oder Stagnation?
Auch die Leistung in Ulm dürfte Optimisten hoffnungs- und Pessimisten sorgenvoll stimmen. Das Positive zuerst: Das Kleeblatt startete schwungvoll in beide Durchgänge und stellte die Gastgeber durch hohes Angriffspressing vor Probleme. Im Spiel gegen den Ball verteidigte die Spielvereinigung zumindest streckenweise wieder deutlich höher und mutiger als zuletzt, in der Offensive kam das Kleeblatt gegen die im Saisonverlauf bislang so starke Ulmer Defensive immerhin zu zwei hochkarätigen Torchancen aus dem Spiel heraus.
All diese Aspekte lassen sich aber auch weniger wohlwollend interpretieren. So gelang es der Siewert-Elf weder im ersten noch im zweiten Durchgang, die Intensität der jeweiligen Anfangsphase hochzuhalten. Besonders gegen Ende der Partie wirkte das Kleeblatt erschöpft und ließ sich immer tiefer zurückfallen. In zwei Szenen offenbarte die Fürther Hintermannschaft wieder eklatante Schwächen: In der 21. Minute entpuppte sich die Restverteidigung nach einem schnellen Gegenstoß als zu löchrig, eine knappe Abseitsstellung verhinderte das Gegentor. In der 79. genügte ein langer Ball, um Higl alleine vor Noll auf die Reise zu schicken.
Und in der Offensive? Dem Kleeblatt gelangen durch frühes Stören in der gegnerischen Hälfte zwar einige hohe Ballgewinne, aus denen die Mannschaft allerdings kein Kapital schlagen konnte. Unsauberkeiten im Passspiel und technische Fehler machten vielversprechende Aktionen zunichte. Auch die Chancenverwertung ließ erneut zu Wünschen übrig: Sowohl Gießelmann als auch Massimo ließen bei ihren Großchancen die Kaltschnäuzigkeit vermissen, die nötig gewesen wäre, um drei Punkte aus Ulm zu entführen.
Lage bleibt angespannt
Drei Punkte, mit denen man zumindest etwas entspannter auf die Spiele vor der Winterpause hätte blicken können. So aber hat das Kleeblatt nicht nur einen Sieg beim Vorletzten der Tabelle verpasst, sondern auch die Chance, den Abstand zur Abstiegszone zu vergrößern - der beträgt nach wie vor nur zwei Zähler. Auch wenn es für Rechenspiele im Abstiegskampf eigentlich noch zu früh ist: Sollte das Kleeblatt seine drei schweren Spiele vor der Winterpause verlieren, bliebe lediglich eine Ausbeute von mageren 14 Punkten aus der Hinrunde. Mit Blick auf die magische 40-Punkte-Marke eine gewaltige Hypothek für die Rückrunde. Und ein Szenario, bei dem selbst die unerschütterlichsten Optimisten schlucken dürften.
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