Vor fast leeren Rängen
Sechs Jahre beim Kleeblatt: Sascha Burchert vor Heimspiel gegen St. Pauli verabschiedet
4.9.2022, 18:00 UhrUm kurz vor Viertel Eins verließ einer der letzten Aufstiegshelden das Kleeblatt endgültig. Am Samstagmittag ging Sascha Burchert den Weg, den er sechs Jahre lang gegangen war, ein letztes Mal. Der 32-Jährige lief in einem grau-weiß-roten Trainingsanzug aus dem Kabinengang des Fürther Ronhofs, klatschte kurz in Richtung der noch weitgehend verwaisten Tribünen - und begrüßte dann erst einmal die beiden Geschäftsführer Holger Schwiewagner und Rachid Azzouzi herzlich.
Doch statt sich vor der Nordtribüne aufzuwärmen, ging es für das Trio zur Eckfahne. "Sechs Jahre ist er mit unserer Spielvereinigung durch gute und schlechte Zeiten gegangen", sagte Stadionsprecher Julian Pecher in sein Mikrofon. Tatsächlich hat Burchert in den vergangenen Jahren sehr viel mit dem Kleeblatt erlebt, stand mit der Mannschaft am Abgrund zur dritten Liga, feierte nach dem glücklichen Klassenerhalt 2018 in Heidenheim genauso wie drei Jahre später nach dem Aufstieg in die erste Bundesliga.
Dort lief es eher weniger gut, Sascha Burchert und ein ganzer Verein erlebten sehr düstere und traurige Zeiten - der Aufstiegstorhüter ab Mitte der Hinrunde sogar von der Ersatzbank aus. Beim Auswärtsspiel in Köln nahm der damalige Trainer Stefan Leitl Burchert erstmals aus dem Tor, in das er erst im Winter und nach Marius Funks Verletzung wieder zurückkehrte - um ein paar Partien später wieder auf die Bank zu müssen. Diesmal für den erst im Winter verpflichteten Andreas Linde.
Trotzdem lobte Leitl Burchert immer wieder für seine Rolle in der Mannschaft, dafür, wie er die Mannschaft zusammenhielt und voranging. "Er war Führungsspieler, Vize-Kapitän, Aufstiegsheld und auch Publikumsliebling", sagte Julian Pecher am Samstagnachmittag - und wollte "Danke sagen, denn im Sommer haben sich unsere Wege getrennt - aber heute führen sie uns nochmal zusammen."
Das taten sie, den Verdiensten Burcherts wenig angemessen, allerdings vor fast leeren Rängen. Laut Spielvereinigung sei es der Wunsch des Spielers gewesen, die Verabschiedung vor dem Aufwärmen durchzuführen. Und so endete das Kapitel Sascha Burchert in Fürth mit ein paar Sekunden Applaus von der Nordtribüne und einem gerahmten Foto, mit dem der 32-Jährige sowie die beiden Geschäftsführer für ein gemeinsames Erinnerungsbild posierten.
Pecher sprach derweil von "vielen große Momenten" und schloss die kurze Zeremonie mit Wünschen von "Mitarbeitern, Staff und Weggefährten", um mit drei letzten Worten zu schließen: "Vielen Dank, Sascha." Zwei, drei Handschläge, eine letzte Umarmung, dann joggte Sascha Burchert davon, um sich mit seinem Hamburger Torhüterkollegen Nikola Vasilj aufzuwärmen. An der Haupttribüne hatten zwei Fans eine Tapete aufgehängt. Auch auf der stand: Danke, Sascha.
Drei Stunden später kam Burcherts Nachfolger in die Interview-Zone des Ronhofs. Die Fürther Verantwortlichen hatten Andreas Linde ja im Winter aus Norwegen von Molde FK verpflichtet, weil sie schon seit längerem nicht so ganz zufrieden waren mit den Leistungen von Burchert und auch von Funk. Anfangs musste sich der 29-Jährige noch gedulden, weil Burchert im Winter, in der kurzen Hochphase des Kleeblatts, sehr gut hielt und der damalige Trainer Stefan Leitl keinen Anlass sah, wieder etwas zu verändern.
"Ohne Zweifel enttäuschend"
Inzwischen ist Linde aber die unumstrittene Nummer eins beim Kleeblatt. Und aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung auch einer jener Spieler, von denen sich Neu-Trainer Marc Schneider erhofft, dass sie die Mannschaft führen. Dazu gehört auch, in schwierigen Momenten, Niederlagen und andere sportliche Rückschläge zu erklären. Das 2:2 gegen den FC Sankt Pauli war so ein Rückschlag, "ohne Zweifel ist es sehr enttäuschend", sagte Linde.
Seine Vorderleute hätten "kleine, einfache Fehler" gemacht, "dann wirst du bestraft", befand der Torhüter, der bei beiden Gegentreffern schuldlos war. "Hoffentlich lernen wir aus diesen Fehlern und können disziplinierter sein." Dennoch wollte er sich nicht zu lange mit dem 2:2 aufhalten. "Wir müssen", sagte er, "unsere Köpfe klar behalten."
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