Die nächste Niederlage
Trotz starker erste Hälfte und Führung: Kleeblatt verliert auch in Leipzig
23.10.2021, 17:29 UhrEine halbe Stunde vor dem Anpfiff öffneten die Leipziger das Geschichtsbuch. Mit einem kurzen Video blickten sie zurück auf den 19. Dezember 2015, das bislang letzte Aufeinandertreffen zwischen RB und dem Fürther Kleeblatt. Fünf Tage vor Weihnachten gewann Leipzig im Fürther Ronhof, ein halbes Jahr später kam das Red-Bull-Projekt nach dem dritten Aufstieg auf seinem vorläufigen Höhepunkt an: in der Bundesliga.
Dort hat sich Rasenball, wie sie sich selbst nennen, zu einer Spitzenmannschaft entwickelt, die regelmäßig in der Champions League spielt. In dieser verlor Leipzig am Dienstag noch knapp gegen Lionel Messi und Paris Saint-Germain, vier Tage später kehrte der Alltag zurück ins ehemalige Zentralstadion, das heute den Namen des großen Geldgebers trägt. Am Samstagnachmittag war dieser Alltag zunächst kein schöner für alle Leipziger, am Ende aber gewann der Favorit mit 4:1 (0:1), das Kleeblatt verlor zum achten Mal.
In den Tagen vor dem Spiel wurde in Fürth viel über den Vertreter des Mittelfeldchefs gesprochen. Paul Seguin musste als erster Bundesligaspieler nach fünf gelben Karten gesperrt zusehen, für ihn kam Sommer-Neuzugang Max Christiansen zu seinem Bundesliga-Debüt. Er bildete zusammen mit Sebastian Griesbeck die Doppel-Sechs in der Fürther Zentrale. Davor stellte Trainer Stefan Leitl eine Dreierreihe aus Branimir Hrgota (links), Jeremy Dudziak (zentral auf der Zehn) sowie Startelf-Debütant Jamie Leweling (rechts) auf, ganz vorne stürmte Cedric Itten im 4-2-3-1.
Es war eine zwar kompakte, aber auch mutige Aufstellung
Es war eine zwar kompakte, aber auch mutige Aufstellung, mit der das Kleeblatt die Leipziger sehr früh unter Druck setzte. Bereits nach zwei Minuten schoss Leweling erstmals aufs Tor, vier Minuten später kam Dudziak nach einer Flanke von Jetro Willems aus vier Metern frei zum Kopfball - und setzte den Ball deutlich über die Latte. Dennoch blieb das Kleeblatt gegen erstaunlich biedere und schwerfällige Leipziger die bessere Mannschaft, verpasste es aber wegen einiger ungenauer Zuspiele, sich noch mehr Möglichkeiten zu erspielen.
Branimir Hrgota bekam nach einem Chip-Ball von Willems nach 16 Minuten nicht genug Druck hinter den Ball, kurz darauf konnten die Leipziger nach einem zu unscharfen Zuspiel von Itten gerade noch vor dem einschussbereiten Kapitän klären. Leipzig probierte es zwar weiter, doch mit jedem Ball ins Aus, mit jeder schwachen Aktion wurde der Unmut lauter im Stadion. Bis das weite Rund verstummte. Leipzigs Torhüter Gulacsi lenkte sich den Ball nach 23 Minuten ins eigene Tor, doch der Schiedsrichter nahm das 0:1 zurück, weil er ein Foul von Itten erkannt haben wollte. Eine sehr harte Entscheidung.
Kleeblatt war der schwache Saisonstart nicht anzumerken
Dennoch war dem Kleeblatt der schwache Saisonstart nicht anzumerken, die Mannschaft spielte mutig, druckvoll und aggressiv - und wurde kurz vor der Pause dafür belohnt. Nordi Mukiele drückte den starken Leweling im Strafraum ungeschickt zu Boden: Elfmeter. Nach kurzer Intervention des VAR schnappte sich Hrgota den Ball, auf seinen Schultern lastete der Druck der vergangenen Wochen. Doch der Kapitän blieb entspannt, verlud den Leipziger Torhüter und traf zum 1:0 für seine Mannschaft. Wer ihn danach beobachtete, wie er erleichtert zu Boden fiel, der spürte, wieviel Entspannung in diesem Moment von Hrgota abfiel.
Mit einem lauten Pfeifkonzert verabschiedeten die 24.758 Zuschauer ihre Mannschaft in die Kabine, die mitgereisten Fürther im Gästeblock sangen davon, dass ihr Kleeblatt niemals untergehen würde. Zur zweiten Hälfte wechselte Leipzigs Trainer Jesse Marsch zweimal - und wurde prompt dafür belohnt. In der 46. Minute kam der eingewechselte Yussuf Poulsen sträflich frei zum Schuss, Meyerhöfer fälschte den Ball unhaltbar für Marius Funk zum 1:1 ab. Der Linienrichter hatte zunächst auf Abseits entschieden, doch der Videoschiedsrichter schaltete sich ein, der Treffer zählte.
In der 53. Minute wurde es wieder laut im Stadion
In der 53. Minute wurde es wieder laut im Stadion - und wieder war Poulsen beteiligt. Meyerhöfer ging sehr ungeschickt in den Zweikampf und drückte den Leipziger Angreifer im Strafraum zu Boden, der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter. Den verwandelte Geburtstagskind Emil Forsberg sicher. Trainer Marsch durfte sich bestätigt fühlen, seine Mannschaft, die auch 0:2 oder 0:3 hätte zurückliegen können, führte nun mit 2:1.
Die zwei schnellen Gegentore nahmen dem zuvor so mutigen und engagieren Kleeblatt eben diesen Mut, die Mannschaft wirkte geschockt und fand nicht mehr in dieses Spiel. Die zuvor so unzufriedenen Leipziger Fans sangen nun lautstark und trieben ihre Mannschaft wieder an. Nach 65 Minuten sahen sie dann einen Spielzug, der fast zu perfekt war, so, wie ihn sich Trainer in ihren Träumen vorstellen. Am Ende dieses wunderbaren Spielzugs flankte Christopher Nkunku auf den gerade eingewechselte Dominik Szoboslai, der artistisch zum 3:1 traf.
Mit der Leipziger Geschwindigkeit kamen die Fürther schlichtweg nicht zurecht
Mit der Leipziger Geschwindigkeit kamen die Fürther schlichtweg nicht zurecht, es ging einfach zu schnell für den Tabellenletzten - der jetzt wieder so wirkte wie ein solcher. Leitl brachte nach 72 Minuten Tillman und Itter für Hrgota und Willems, großen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf hatte das aber nicht. All der Mut, mit dem die Fürther im ersten Durchgang überzeugt hatten, wirkte wie vom kalten Herbstwind davon geblasen. So dümpelte das Spiel seinem Ende entgegen. Leitl wechselte zehn Minuten vor Schluss noch Barry und Abiama für Dudziak und Itten ein, nach einer Schlussoffensive sah das aber nicht aus.
Auch dem Fürther Trainer war zu diesem Zeitpunkt klar, dass seine Mannschaft dieses Spiel längst verloren hatte. Eigentlich schon nach 53 Minuten, nach dem Elfmeter zum 1:2. Eine Minute vor Schluss erhöhte Leipzig sogar noch auf 4:1. Bauer war zu langsam für Szoboszlai, der mit dem Außenrist auf den eingewechselte Hugo Novoa flankte. Der 18-Jährige drückte den Ball in der Mitte über die Linie, fünf Minuten später erlöste der Schiedsrichter alle Fürther.
Es war: eigentlich alles wie immer in dieser Saison.
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