Nachgefragt bei Rachid Azzouzi

U23 und U19: Kleeblatt droht ein Doppel-Abstieg - was würde der bedeuten?

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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27.3.2022, 12:35 Uhr
Banger Blick in die Zukunft: Die U23 des Kleeblatts um Marvin Weiß kommt einfach nicht aus dem Tabellenkeller.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Banger Blick in die Zukunft: Die U23 des Kleeblatts um Marvin Weiß kommt einfach nicht aus dem Tabellenkeller.

Der Blick auf die Tabelle ist derzeit kein schöner. Wohin sie beim Kleeblatt auch schauen, fast überall steht der Name ihres Vereins sehr weit unten. Bei den Profis hat inzwischen wohl auch der kühnste Optimist aufgehört, von einem weiteren Jahr in der Bundesliga zu planen, die U23 hat neun Spieltage vor Schluss zwar noch alle Chancen, steht derzeit aber trotzdem auf einem direkten Abstiegsplatz - und die Bundesliga-U19 ist drei Spieltage vor Schluss so gut wie abgestiegen.

Im Winter haben sie deshalb reagiert und im Nachwuchsleistungszentrum an allen möglichen Stellschrauben gedreht. Die Trainer der U23 und der U19 mussten gehen, mit Petr Ruman und Roberto Hilbert übernahmen zwei ehemalige Spieler die beiden wichtigsten Nachwuchs-Mannschaften, dazu holten die Fürther mit Daniel Adlung und Fabian Baumgärtel zwei erfahrene Profis zurück, die zuletzt in Schweinfurt und Elversberg gespielt hatten und der U23, die auch bei einem Abstieg in die fünfte Liga nicht abgemeldet würde, Halt geben sollten.

Eine Panikreaktion? Nein, findet Rachid Azzouzi. Natürlich ging es ihm und seinen Mitarbeitern auch darum, das Schlimmste zu verhindern. "Die Maßnahmen dienen aber nicht nur der Kurzfristigkeit", sagt der Sport-Geschäftsführer des Kleeblatts. Wer eine Antwort auf die Frage nach dem Warum sucht, der muss Zeit mitbringen. Zeit, um auch über die vergangenen Jahre zu sprechen.

"Manche Dinge sind erklärbar", sagt Azzouzi, "die Lage in der U23 und der U19 hat viel mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu tun." Die Pandemie traf das Kleeblatt empfindlich, die in eine KGaA ausgegliederte Profiabteilung machte hohe Verluste, "wir mussten überlegen, wie wir diese verringern und leider auch im Nachwuchsbereich große Einsparungen vornehmen." Dadurch sei "im Leistungsbereich einiges an Substanz verloren gegangen".

Vor dieser Saison entschieden sich die Verantwortlichen, die extrem verjüngte U23 dem vorherigen U16-Trainer Dominic Rühl anzuvertrauen, der allerdings genauso wie U19-Trainer Marco Ried und U17-Trainer Tobias Gitschier nicht hauptberuflich als Trainer arbeitete. Azzouzi verteidigt diesen Schritt, nicht nur aufgrund der wirtschaftlichen Zwänge. "Wir sind ein Verein, der seinen Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln, das soll auch im Trainerbereich so sein.", sagt er. "Unser Ziel ist, Spieler zu entwickeln, aber auch alle Arten von Mitarbeitern."

Auch er selbst hat sich ja, wie sein Kollege Holger Schwiewagner, im Verein hochgearbeitet, "das macht schon etwas aus, das macht uns als Fürth auch erfolgreich", glaubt Azzouzi. Wer den Verein kennt, wer seine Besonderheiten erlebt hat, "der lebt den Verein anders, mit Identifikation und Herzblut", so der 51-Jährige. "Wir werden es in Fürth nie nur mit Geld kompensieren können."

Doch so romantisch die Vorstellung auch ist, am Ende geht es im Profifußball um Leistung. "Natürlich wollen wir maximalen Erfolg", betont Azzouzi. "Wenn es mal anders ist, müssen wir natürlich schauen, was nicht gut lief. Dabei sind wir aktuell." Und in diesem Prozess haben sie im Winter einiges an Geld in die Hand genommen. Adlung wollen sie perspektivisch als Trainer aufbauen, Ex-Profi Baumgärtel will sich nach seiner Karriere der Sportpsychologie widmen - und Hilbert hat ohnehin schon Vollzeit als Übergangstrainer für die Hochbegabten gearbeitet.

Der veränderte Markt

Doch auch er scheint den Abstieg der U19 nicht abwenden zu können. Demnächst wird der Fürther Nachwuchs also wohl in der Bayernliga spielen, "das macht es schwieriger, Talente zu bekommen", sagt Azzouzi, der aber nicht jammern will - nicht über den Status Quo, nicht über eine Liga mit diesmal sieben Absteigern und auch nicht über den "veränderten Markt", auf dem sich die großen Klubs immer wieder die besten Fürther Talente schnappen.

"Ein Abstieg kann immer auch eine Chance sein", findet er. "Auf einmal gehören die Spieler zu den Besten, übernehmen Verantwortung und können dominant spielen" - statt in ständiger Abstiegsangst zu leben. So, wie Jamie Leweling. Der blühte einst auch in der Bayernliga auf und ist jetzt U21-Nationalspieler.

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