Kleeblatt empfängt Borussia Dortmund
Wiedersehen mit dem BVB: Fürths Tobias Raschl trifft gereift auf seine alte Liebe
6.5.2022, 06:00 UhrIn den vergangenen Tagen musste Tobias Raschl noch ein bisschen härter arbeiten. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Wenn das Kleeblatt am Samstag Borussia Dortmund empfängt, dann wird das nicht nur für den Winter-Neuzugang ein besonderes Spiel, sondern auch für dessen Familie und Freunde. Die hat er ja im Januar verlassen, um sich der Spielvereinigung anzuschließen, wo er endlich in der Bundesliga Fußball spielen darf.
Am Samstagmorgen werden also einige Menschen die knapp 450 Kilometer über die A3 nach Süden fahren, um ihren Tobi wiederzusehen. Gegen den BVB, seinen alten Verein. "Sechs oder sieben" Karten hat er organisiert, "so viele waren noch nie da", erzählt Raschl. Nicht nur deshalb freut er sich auf den Vergleich mit der Borussia, bei der er sechs Jahre verbracht hat und vom Jugendspieler zum Profi geworden ist.
"Das war eine sehr lange und sehr schöne Zeit, die ich nie vergessen werde", sagt der 22-Jährige. Eine Zeit, die ihn auch fußballerisch geprägt hat. Wer das Trikot des BVB anzieht, streift sich damit ja immer auch eine gewisse Erwartungshaltung über, weil er einen der erfolgreichsten deutschen Vereine repräsentiert. Als Borussia Dortmund ist man in jedem Spiel Favorit, es gibt nichts als Gewinnen. "Das wurde einem immer vorgelebt im Verein", erinnert sich Raschl, der mit diesem Druck aber gut umgegangen ist. "Wir wurden ja mit der U19 Deutscher Meister."
Die erfolgreiche A-Jugend durfte er sogar als Kapitän anführen, für einen dauerhaften Platz im hochdekorierten Bundesliga-Aufgebot reichte es aber nicht. Über die zweite Mannschaft des BVB kam er im Winter nach Fürth, im Gepäck hatte er auch diese Mentalität, dieses unbedingte Siegenwollen. "Das nimmst du mit, das bleibt immer in dir", sagt Raschl, der, ganz Profi, aber direkt betont, dass "keiner in der Mannschaft versucht, einfach nur 90 Minuten über den Platz zu laufen".
Zu Beginn seiner Fürther Zeit durfte er aber nicht mal das. Nach einem vielversprechenden Debüt in Wolfsburg musste er erstmal vier Spiele von der Bank aus zusehen, was natürlich für jeden Fußballer schwer zu akzeptieren ist. So ganz verstehen konnte Tobias Raschl das auch nicht, "aber ich wollte mir noch Zeit geben, habe noch viel mehr und härter gearbeitet, denn wenn man nicht so viel spielt, ist der Ansporn natürlich groß, noch mehr zu investieren". Das hat er gemacht und damit auch den Trainer von sich überzeugt.
Der hatte vor einigen Wochen noch bemängelt, dass sein neuer Schützling "die Position halten" müsse, was natürlich auch Gesprächsthema zwischen beiden war. "Ich bin ein Spieler, der gerne mit nach vorne geht und das Spiel Richtung Tor mag", erzählt Raschl, "der Trainer wollte aber, dass ich das Zentrum halte, vor der Kette Stabilität gebe und nicht so viele Ausflüge nach vorne mache. Das habe ich zuletzt besser hinbekommen."
Deshalb ist er inzwischen Stammspieler beim Kleeblatt, was natürlich auch mit der schwierigen Personalsituation im Mittelfeld zu tun hat. Wegzudenken ist Tobias Raschl mit seiner Übersicht und Ballsicherheit aber längst nicht mehr aus dem Fürther Spiel. Geholfen hat ihm dabei auch die Systemumstellung auf ein 5-3-2 mit Doppel-Sechs, "auf der Position habe ich all die Jahre gespielt", erinnert er sich. "Da kennst du die Abläufe, weißt, wie du rausschieben und wer halten muss. Das kam mir schon entgegen."
In Fürth ist er inzwischen "perfekt angekommen". Was ihm noch fehlt, ist der erste Sieg. Gäbe es einen besseren Zeitpunkt als am Samstagnachmittag?
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