Lieblingsgegner Regensburg?

Zu Gast bei heimstarken Minimalisten: Das wird für das Kleeblatt beim Jahn wichtig

Sara Denndorf

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29.8.2024, 07:26 Uhr
Am ersten Spieltag besiegte das Kleeblatt den Aufsteiger von Preußen Münster, am vierten Spieltag geht es gegen Mitaufsteiger Regensburg.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Am ersten Spieltag besiegte das Kleeblatt den Aufsteiger von Preußen Münster, am vierten Spieltag geht es gegen Mitaufsteiger Regensburg.

Wenn ein Spiel nur 80 Minuten dauern würde, würde man in Fürth von einem perfekten Saisonstart sprechen. Dann hätte Regensburg zuletzt in Unterzahl einen Punkt aus dem Olympiastadion entführt. Und dann würde Leverkusen kein Meister, sondern weiterhin "Vizekusen". Aber: "Wäre, wäre, Fahrradkette", das wusste schon Lothar Matthäus. Und Sepp Herberger konstatierte einst: "Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten." Und deswegen spricht man in Fürth vielleicht eher von einem ordentlichen als von einem perfekten Saisonstart, in welchem zwei Gegentore in der Schlussphase vier Punkte und zwei Siege kosteten.

Die Ausgangslage beim Kleeblatt

Sowohl im Gastspiel beim 1. FC Kaiserslautern (2:2) als auch im vermeintlichen Topspiel gegen den SC Paderborn (1:1) kassierte das Kleeblatt jeweils den Ausgleichstreffer nach der 80. Spielminute. Gerade im vergangenen Duell hatte die Mannschaft von Trainer Alexander Zorniger die Ostwestfalen über weite Strecken im Griff und schickten sich an, als erster Zweitligist in dieser Saison dem bis dato makellosen SC Paderborn nicht nur Punkte zu klauen, sondern ihn gar zu besiegen. Ein Patzer von Torhüter Nahuel Noll brachte die Franken letztlich um den Sieg.

Dennoch: Insgesamt startete das Kleeblatt mit fünf Punkten aus drei Spielen vernünftig in die neue Saison. Als eines von sieben Teams ist die Zorniger-Elf in der laufenden Zweitliga-Saison noch ungeschlagen. Ein besserer Saisonstart glückte den Fürthern in der 2. Bundesliga letztmals in der Spielzeit 2019/20, als man mit zwei Siegen aus drei Spielen startete. Nun stehen also fünf Punkte und der sechste Platz zu Buche. Wenngleich die Aussagekraft der Tabelle nach nur drei Spieltagen sicherlich begrenzt ist und auch die Einordnung der bisherigen Gegner schwierig fällt, so sind die fünf Punkte auf dem Kleeblatt-Konto unbestreitbar und ein gutes Gerüst, auf dem man nun aufbauen kann.

Der Gegner

Am vierten Spieltag bekommt es die SpVgg Greuther Fürth mit dem SSV Jahn Regensburg zu tun. Der Aufsteiger aus der Oberpfalz musste sich in den Auswärtsspielen bei Hannover 96 (0:2) und Hertha BSC (0:1), welche qua Vereinsstatus und Kaderqualität in den Augen vieler Beobachter dem Kreis der Aufstiegskandidaten zuzuordnen sind, geschlagen geben. Vor der heimischen Kulisse im Jahnstadion Regensburg besiegte die Mannschaft von Cheftrainer Joe Enochs nicht nur den Mitaufsteiger aus Ulm, sondern im DFB-Pokal auch die Bundesliga-Truppe des VfL Bochum. In beiden Partien setzte sich die Minimalisten aus Ostbayern mit 1:0 durch.

Die Ergebnisse können sowohl als Indiz für effizienten Pragmatismus als auch für einen Beleg dessen, woran es bei den Oberpfälzern derzeit hapert, interpretiert werden. Abgesehen von Hertha BSC erspielte sich kein Zweitligist an den bisher drei Spieltagen weniger aussichtsreiche Torchancen als der SSV Jahn: Das Statistikportal "fbref.com" misst den Regensburgern einen Wert von insgesamt 2,3 Expected Goals, also statistisch zu erwartenden Toren, bei. Zum Vergleich: Gut 2,0 Expected Goals erspielte sich das Kleeblatt – allerdings nicht in allen drei Partien gemeinsam, sondern durchschnittlich pro Spiel (Gesamt: 6,1 xG). Zugleich, auch das ist Teil der Wahrheit, lässt der Jahn auf der Gegenseite bislang weniger vielversprechende Chancen (4,1 erwartete Gegentore) zu als die Zorniger-Elf (6,6).

Ebenfalls interessant ist ein Blick auf die Altersstruktur: Der SSV Jahn, dessen sportliche Geschicke nun der Erlanger Achim Beierlorzer leitet, verpflichtete in dieser Transferperiode mit Kai Pröger, Christian Kühlwetter, Julian Pollersbeck und dem Ex-Fürther Sebastian Ernst vier Spieler, die gemeinsam auf eine beachtliche Erfahrung aus 479 Zweitliga- und 42 Bundesliga-Einsätzen zurückblicken können.

Dass die Regensburger also nach dem Zweitliga-Aufstieg vermehrt namhafte und langjährige Zweitligaspieler verpflichten ist insofern beachtlich, als sie in der jüngeren Vergangenheit tendenziell eher Spielern, welche in den unteren Ligen Fußballdeutschlands kickten, die Chance gaben, ihre ersten Schritte im Profibereich zu gehen. Allerdings finden sich auch weiterhin junge Spieler dieser Kategorie im Kader der Regensburger, Stürmer Noah Ganaus und Mittelfeld-Abräumer Rasim Bulic wechselten etwa aus den Reserveteams vom VfB Stuttgart und dem 1. FSV Mainz 05 an die Donau. Somit ergibt sich in Summe ein Kader, der von einzelnen Routiniers mit Zweitliga-Erfahrung getragen wird und zugleich mit einigen vermeintlichen "No Names", welche aber aus Sicht der Vereinsverantwortlichen die Anlagen für den Profifußball mitbringen, gespickt ist. Und damit unterscheidet sich der Jahn gar nicht mal so sehr vom Kleeblatt, wenngleich dessen Kader über die Jahre weniger Umbrüche verzeichnet hatte und dessen Säulen der Mannschaft wie etwa Branimir Hrgota, Julian Green oder Marco Meyerhöfer schon seit Längerem im Verein sind.

Das Personal

Personell scheint sich beim Kleeblatt eine Stammelf festgespielt zu haben: In allen drei Liga-Spielen der laufenden Saison schickte Cheftrainer Zorniger dieselbe Startelf ins Rennen. Einzig im DFB-Pokal nahm er – durch eine Rotsperre von Stürmer Noel Futkeu gezwungenermaßen – eine Änderung vor. Entsprechend ist auch für das anstehende Duell in Regensburg mit der etablierten Startelf zu rechnen – es sei denn, es ergeben sich kurzfristig noch verletzungsbedingte oder krankheitsbedingte Ausfälle. Auf der Pressekonferenz am Mittwoch verkündete Zorniger jedenfalls, dass abgesehen von Kerem Calhanoglu (Knie-Verletzung) alle Spieler einsatzbereit wären - darunter auch Neuzugang Sacha Bansé.

Die Bilanz

Die Bilanz spricht eine sehr eindeutige, aus Kleeblatt-Sicht erfreuliche Sprache. Im fränkisch-oberpfälzischen Duell, das in der 2. Bundesliga bislang 16-mal ausgetragen wurde, ging neunmal das Kleeblatt als Sieger vom Platz. Der Jahn indes konnte nur zweimal gewinnen, nämlich sowohl das Hin- als auch das Rückspiel in der Saison 2017/18.

Die Eckdaten zum Spiel

Anstoß der Partie ist am Freitagabend um 18.30 Uhr im Jahnstadion Regensburg. Übertragen wird das Duell nur von Pay-TV-Sender "Sky", außerdem bieten die "ARD-Audiothek", die "Sportschau"-App sowie das Fanradio beider Klubs eine kostenlose Audio-Live-Berichterstattung an.

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