Steiner sind Vize-Weltmeister im Radball
27.11.2018, 12:39 Uhr"Entscheidend ist, dass wir in den wichtigen Spielen unsere beste Leistung abrufen", hatte Bernd Mlady im Vorfeld gesagt – aber genau das klappte ausgerechnet nicht im nach den bisherigen Saisonverlauf logischen Traum-Endspiel gegen die Österreicher Patrick Schnetzer/Markus Bröll. So richtig erklären konnte sich keiner, warum es gegen einen Gegner, den man aus dem Effeff kennt, nach drei Minuten 0:4 hieß.
"Irgendwie nicht ins Spiel gefunden" habe man, danach kam die Steigerung gegen eine Mannschaft mit dieser Routine und Qualität zu spät. Bundestrainer Matthias König bemängelte den zu laxen Umgang mit den Chancen, war aber insgesamt mit dem WM-Auftritt nicht unzufrieden.
Immerhin habe der Endstand von 6:8 erkennen lassen, dass der Start-Schock die Steiner nur kurz lähmte und sie danach nichts unversucht ließen, um eine Wende zu erzwingen. Bernd Mlady machte jedoch kein Hehl daraus, dass er einige Zeit braucht, um dieses enttäuschende Ende der drei WM-Tage zu verarbeiten: "Bei mir geht so etwas nicht schnell."
Eine Analyse ersparte er sich, "denn die nutzt jetzt auch nichts mehr". Partner Gerhard, zusammen mit Endspiel-Gegner Bröll mit je 35 Treffern erfolgreichster Torschütze, verpackte seine Enttäuschung mit einer Portion Gelassenheit. Zu ändern sei es ja nicht und: "Silber ist ja auch nicht ganz schlecht."
Kurt Mlady, der RMC-Vorsitzende, hätte sich, allen deutschen und den Steiner Fans, die in der Halle deutlich den Ton angegeben haben, selbstverständlich den Titel gewünscht. Aber in seiner realistisch-nüchternen Art brachte er es auf den Punkt: "Irgendwie spiegelt das Ergebnis den Saisonverlauf und das WM-Turnier wider. Die beiden Österreicher haben die Konkurrenz im Griff gehabt, sind nie in Gefahr geraten."
Diebstahl ist keine Ausrede
Der kurzfristige Zwangstausch der speziell auf die Spieler abgestimmten Radballmaschinen – am Tag vor WM-Beginn hatten Diebe den deutschen Bus aufgebrochen und die sieben Spezialräder der Steiner und des Ersatzteams aus Waldrems gestohlen – habe für einige Aufregung gesorgt. Als Ausrede für das eine oder andere schwächere Spiel sei das jedoch "zu billig". Immerhin nahm der Steiner Vorsitzende erfreut zur Kenntnis, dass der BDR den Schaden von rund 10 000 Euro – für einen kleinen Verein alles andere als ein Pappenstiel – voll ersetzen will. Ins Turnier starteten die Steiner gewohnt zäh, lakonisch kommentiert von Kurt Mlady: "Morgenstund’ ist bei uns aller Laster Anfang."
In den Gruppenspielen folgte dem 3:2 gegen Frankreich und 6:3 gegen Belgien mit 4:4 gegen Tschechien ein Hallo-wach-Ruf. Gar 8:1 hieß es gegen die Schweiz, die am Ende Bronze holte. Den Gruppensieg, der direkt den Einzug ins Halbfinale bedeutete, sicherte sich Österreich, hatte beim ersten 8:6 über die Steiner aber erheblich mehr Widerstand zu brechen.
In der Zwischenrunde gab es für die Mladys ein souveränes 12:0 gegen den Gastgeber, im Halbfinale aber ein schwer erkämpftes 5:4 über die Schweiz, weil sie da, so Bundestrainer König, "nach Rückstand die Ruhe bewahrt haben". Im Finale waren sie aber anfangs fast zu ruhig.
Vorerst stellen Bernd und Gerhard Mlady die Räder in die Ecke, wollen von Radball und Training für zwei, drei Wochen nichts sehen und hören. Der nächste wichtige Termin steht allerdings bereits in Klein-Gerau am 19. Januar 2019 mit dem Finalturnier im UCI World Cup bevor, qualitativ anspruchsvoller besetzt als die WM. Bis dahin sollte auch Bernd Mlady seine Enttäuschung verarbeitet haben, denn eine Neuauflage des WM-Endspiels ist nicht auszuschließen.
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