Stieber will über den FCN nach Frankreich
20.1.2016, 06:00 UhrEin bisschen ist Belek für Zoltan Stieber in diesem Jahr schon zur zweiten Heimat geworden. Zehn Tage weilte der Mittelfeldspieler bereits mit dem Hamburger SV im winterlichen Mekka des internationalen Fußballtourismus, fast nahtlos schloss sich nun der Türkei-Trip mit dem 1. FC Nürnberg an. "Zwei Trainingslager in so kurzer Zeit, das habe ich bislang auch noch nicht erlebt", sagt der Dauergast, dessen erster Aufenthalt an der türkischen Riviera allerdings eher einem Krankenlager glich. Ein grippaler Infekt mit Fieber und Kopfschmerzen hatte den 27-Jährigen eine Woche lang schachmatt gesetzt.
Es passte irgendwie zu Stiebers verfahrener Situation beim HSV. Gerade mal mickrige fünf Minuten hatte Trainer Bruno Labbadia in der Vorrunde Verwendung für den feinen Techniker gehabt – trotz zuvor "ganz ordentlicher Leistungen", wie Stieber findet: "Aber so ist es eben im Fußball, da gibt es manchmal keine Erklärung."
Arrangieren mochte sich Stieber mit seiner Reservistenrolle aber nicht, zumal für den ungarischen Nationalspieler auch ein großer Traum zu platzen droht. "Ich will im Sommer zur EM nach Frankreich und brauche deshalb wieder Spielpraxis", betont Stieber. Auch Bernd Storck, der deutsche Nationaltrainer der erstmals seit 1972 für das Turnier qualifizierten Magyaren, habe ihm deshalb zum Wechsel geraten. Als dann die Anfrage aus Nürnberg kam, war Stieber "schnell klar, dass ich das machen möchte, auch wenn es zunächst ein Schritt zurück in die zweite Liga ist". Immerhin sei der Club ein Traditionsverein und im Gegensatz zu den ebenfalls interessierten Mitbewerbern Fortuna Düseldorf und SC Paderborn als Tabellendritter "oben gut dabei".
Für ein Engagement im vertrauten Franken sprach zudem Stiebers zweijähriges Intermezzo bei der SpVgg Greuther Fürth, mit der er 2013 den Aufstieg in die Bundesliga gefeiert hatte. "Fürth war für mich eine sehr gute und wichtige Station", erinnert sich Stieber durchaus gern an die Zeit beim Kleeblatt zurück, vergisst dabei aber natürlich nicht artig zu betonen, „dass ich mich nun nur auf den Club konzentrieren will“.
Für die Eingewöhnung sei es "sicher ein Vorteil, dass ich Nürnberg gut kenne und hier noch viele Freunde habe". Lebensgefährtin Kinga sei der Abschied aus Hamburg zwar etwas schwergefallen, "aber für mich ist wichtig, dass ich wieder Fußball spielen kann und Erfolg habe", betont Stieber, der 2005 seine ungarische Heimat verlassen hatte, um sich in England in der Jugendakademie von Aston Villa ausbilden zu lassen. Nach Stationen in Koblenz, Aachen, Mainz, Fürth und Hamburg hat Stieber nun in Nürnberg ein halbes Jahr Zeit, sich zu präsentieren und neu zu beweisen. Im Sommer könnte ihn der Club im Aufstiegsfall per Kaufoption für rund eine Million Euro fest verpflichten.
Am Valznerweiher hofft man, dass der variabel einsetzbare Mittelfeldmann die Lücke schließen kann, die Alessandro Schöpfs Wechsel zu Schalke 04 gerissen hat. Einen Bonus wird der Neuzugang aus der Bundesliga aber nicht bekommen."Er muss sich einbringen und versuchen, sich möglichst nahtlos einzufügen", fordert Trainer René Weiler. Im Gegensatz zu seinen Kollegen dürfte Stieber in Belek zumindest keine Probleme bei der Akklimatisierung haben.
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