Elitezentrum
Streit mit Schwimmverband: TB Erlangen bekommt Rechte zurück
19.10.2021, 06:00 UhrFast hätte man meinen können, es ist alles beim Alten bei den Erlanger Schwimmern. Sie holten einen Erfolg nach dem anderen, dafür gab es viel Lob und auch ein paar Prämien. Dazu ein großer Scheck der Sparkasse Erlangen-Höchstadt, die diesen Spitzensport seit 2008 gezielt fördert. 11.000 bekamen die Erlanger überreicht - allerdings nicht mehr unter dem Dach der SG Mittelfranken. Das Geld ging an das Elitezentrum, das es so erst seit Juli gibt.
Es ist ein Zusammenschluss, kein Verein, der die besten Talente der Metropolregion fördern will. Die Stadt Erlangen und viele Unterstützer sind bereits dabei, Trainer Roland Böller aber hat noch weitere Pläne, um den Athleten die bestmöglichen Bedingungen zu ermöglichen, "von Klein bis Groß im schlüssigen Gesamtpaket", wie er sagt. "Wir wollen Gas geben, ihnen den Weg zeigen aus dem Jugendbereich in den Erwachsenenbereich."
Kellie Messel hat Erlangen verlassen, um am Bundesstützpunkt zu trainieren. Ein Schritt, der für Roland Böller nachvollziehbar ist. Im Bestfall aber werde er künftig nicht mehr nötig sein. "Wir haben nachgewiesen, dass wir es nicht unbedingt schlechter machen als am Bundesstützpunkt." Annalena Wagner und Nikita Rodenko gehen in der Schule in ihr Abschlussjahr, wenn möglich sollen sie auch darüber hinaus am Elitezentrum schwimmen. Auch gegen den Willen mancher im Bayerischen Schwimmverband (BSV).
Angefangen hatte alles mit der Verlegung des Landesstützpunkts von Erlangen nach Nürnberg. Das ist mittlerweile auch besiegelt. Allerdings entwickelte sich daraus ein langwieriger Streit zwischen den Erlanger Schwimmern, die weiterhin unter ihrem Coach Roland Böller trainieren wollten, sowie dem Turnerbund als Stammverein und dem Bayerischen Schwimmverband. Gespräche halfen nicht oder fanden gar nicht statt, weshalb der TB vor Gericht ging.
In drei Verfahren haben die Erlanger nun Recht bekommen. Nach den Beschlüssen der Oberlandesgerichte in München, Nürnberg und Kassel muss der BSV den Turnerbund wieder als Verbandsmitglied behandeln, der Deutsche Schwimmverband muss dem Verein Zugang zu seinen Meldeportalen gewähren und der BSV muss den Athleten erlauben, die Eliteschule des Sports in Nürnberg zu besuchen, darf dabei aber keine Druck ausüben, dafür das Training unter Roland Böller ausfallen zu lassen. Die Kosten für die drei Verfahren muss nun der BSV tragen. Offen ist noch das Hauptverfahren vor der Landgericht Nürnberg-Fürth wegen der Schließung des Erlanger Landesstützpunkts.
"Es ist absurd, doch es nimmt kein Ende"
Beim TB Erlangen ist die Freude über die Entscheidung der Gerichte dennoch schon jetzt groß. Es ist ein erster Lichtblick in einem kräftezehrenden Streit. "Wir haben uns nicht beirren lassen. Es kostet Zeit und Nerven", sagt TB-Präsident Matthias Thurek. "Die Urteile sind eine Bestätigung, dass wir nicht ganz falsch liegen. Wir versuchen, die Rechte unserer Mitglieder zu verteidigen." Dass die Auseinandersetzung mit den Urteilen nicht beendet ist, zeigte allerdings die Reaktion des Verbands, der den Beschluss des Gerichts erst nach einem Zwangsgeldverfahren umgesetzt hat. "Es ist absurd, doch es nimmt kein Ende", sagt Thurek.
Bis Ende August waren die Erlanger Schwimmer noch unter "Landesverband Bayern" gestartet, nachdem der BSV den TB nicht mehr als Verein anerkannt hatte. Danach allerdings war diese Vereinbarung ausgelaufen - die Nachwuchsathleten hätten nicht bei Meisterschaften starten können. Das dürfen sie nun. "Wir merken, dass wir nicht verloren sind gegen die Verbandsmacht", sagt Trainer Roland Böller. "Wir haben nicht nur breite Unterstützung vor Ort, sondern es gibt auch Instanzen, die genau darauf schauen, was läuft." Das tat dem Trainer und seinen Athlet sichtlich gut.
Und haben sie auch gleich im Becken gezeigt: Zum Auftakt der Saison haben 17 Schwimmer, die am Elitezentrum in Erlangen trainieren, bei den Bayerischen Jahrgangs-Meisterschaften Gold gewonnen. Alina Baievych schwamm über 200 Meter Schmetterling einen neuen deutschen Jugendrekord. Fast könnte man meinen: Alles wie immer eben.
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