"Taikai" in der Noris: Stets im Fluss der Bewegung

09.10.2011, 16:08 Uhr

© Wolfgang Zink

Wer an diesem Oktoberwochenende einen Blick in die Sporthallen der Bertolt-Brecht-Schule wagte, der sah schwarz: Etwa 430 Lernwillige ließen sich von den 39 besten „Shihans“, Lehrern des Taijutsu, in den Künsten des Kampfes unterrichten. Die Teilnehmer waren ebenso wie die Shihans ausnahmslos und komplett in Schwarz gekleidet.

Anders als die Kleidung jedoch könnten die Stilrichtungen des Taijutsu kaum vielfältiger sein. Drei der insgesamt neun Kampf-Schulen haben ihren Ursprung im Ninja-Bereich, die anderen sechs basieren auf den Kampfkünsten der Samurai. Dementsprechend konnte man nicht nur etwa Griff- und Wurftechniken erlernen, sondern auch den Umgang mit Waffen wie beispielsweise Handkrallen, Schwertern oder auch dem Rokku-shaku Bo, einem etwa 1,80 Meter langen Stock, den die Ninja, welche sich zur Tarnung häufig als Bettler oder Wandermönche ausgaben, todbringend einzusetzen wussten.

Wer jetzt jedoch vermutet, dass Taijutsu ein Sport für Schläger ist, der könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein, denn die jahrhunderte- alte Tradition der Kampfkunst ist auf Verteidigung ausgerichtet. „Für die Ninja ging es darum, schnell und effektiv aus Gefahrensituationen zu kommen“, erklärt Manuel Ott, Mitglied des Taikai Organisationsteams. Zudem ist es alles andere als einfach, zu einem wahren Taikai-Meister zu werden. Zunächst gilt es, sich vom niederen Schülergrad, dem Kyu, hochzuarbeiten. Wer es vom zehnten bis zum ersten Kyu geschafft hat, der kann die 15 höheren Schülergrade (Dan-Grade) in Angriff nehmen.

Der Nürnberger „Shihan“ Dino Gheri, Mitorganisator des Treffens und einer der 39 besten Taijutsu-Lehrer Deutschlands, hat diesen langen Weg bereits hinter sich. Bereits im Alter von 14 Jahren kam der heute 37-jährige Polizist mit der Kampfkunst in Berührung. Ein durchgeweichtes Plakat auf einem langen, regnerischen Spaziergang lockte ihn damals ins Dojo, das Trainingscenter.

© Wolfgang Zink

Der Bewegungsfluss, die Vielseitigkeit und die Herausforderung, verschiedenste Waffen zu beherrschen, die jede für sich auch dazu verwendet werden, bestimmte Prinzipien der Körperbeherrschung zu vermitteln, ließen ihn seitdem nicht mehr los. „Ich habe nichts gefunden, was vergleichbar schön gewesen ist, mich so ausgefüllt hat und mir diese Ganzheitlichkeit gebracht hat“, verrät er mit ruhiger Stimme.

Nach wie vor reist Dino Gheri jährlich zweimal für jeweils 14 Tage nach Japan, dem Ursprungsland des Taijutsu und Heimat des Großmeisters Hatsumi Masaaki, um zu trainieren. Hatsumi Masaaki, genannt Sensei (Lehrer), vermittelt dabei auch echte Werte. Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit sind dabei Kernanliegen. Dino Gheri haben diese Lehren vieles gegeben, und man hat den Eindruck, dass die tiefe Verbundenheit zu den Lehren von Hatsumi Sensei aus echter Überzeugung kommt. Einfache Sätze wie „Ein steter Weg führt zu einem guten Ergebnis“ haben durch die Verbindung mit dem Training einen besonderen Sinn ergeben und wurden mehr als leere Phrasen und Worthülsen. Andere Kampfkünste kommen für den Polizisten, der schon vieles ausprobiert hat, seitdem nicht mehr in Frage: „Ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“

Wahrscheinlich ist es gerade diese Kombination, die Taijutsu zu etwas Besonderem macht. Besonders war auch der Aufwand, den Gheri, seine Mitorganisatoren und die Schüler seines Nürnberger Dojos betrieben haben, um das Treffen auf die Beine zu stellen. 36 Monate Planungszeit waren notwendig, damit das Projekt realisiert werden konnte.

Neben den Trainingsangeboten standen für Interessierte Lehrbücher, -videos oder auch das offizielle Poloshirt zur Veranstaltung zum Kauf bereit. Selbst die japanischen Schwerter, die Katanas, konnten in stumpfer Holz- oder scharfer Metallversion erworben werden. Ohne die tatkräftige Unterstützung seines Teams, der Mitorganisatoren und nicht zuletzt seiner Schüler wäre die ganze Sache wohl nicht realisierbar gewesen. Vor allem über seine Schüler freut sich Gheri: „Sie sind mit Feuereifer dabei und helfen, wo sie können. Anders wäre diese Non-Profit-Veranstaltung gar nicht möglich.“

Eifer, der sich auszahlte: Die über 400 Teilnehmer waren am Ende des dreitägigen Treffens hochzufrieden und der ein oder andere wird inzwischen sicher ein Poloshirt als Andenken im Schrank haben.

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