Thomas Sabo verordnet den Tigers einen Neustart

22.03.2013, 07:00 Uhr
Kuscheln mit Pucki ist für den ehemaligen Manager Lorenz Funk (l.) erst einmal vorbei. Thomas Sabo (r.) verordnete den Nürnbergern einen Neustart.

© Roland Fengler. Kuscheln mit Pucki ist für den ehemaligen Manager Lorenz Funk (l.) erst einmal vorbei. Thomas Sabo (r.) verordnete den Nürnbergern einen Neustart.

Von der Überraschung erfuhr Lorenz Funk erst, als er danach gefragt wurde. Nein, er wisse auch nicht, was Thomas Sabo damit hatte andeuten wollen. Und, ja, er habe wiederholt darauf hingewiesen, dass er mit der Doppelaufgabe als Geschäftsführer und Sportdirektor nicht glücklich sei. Alles Weitere drückte er kurz nach dem plötzlichen Saisonende der Thomas Sabo Ice Tigers mit einem ratlosen Schulterzucken aus.

Drei Tage später wurde Lorenz Funk tatsächlich von der strapaziösen Doppelfunktion erlöst, die Überraschung bestand allerdings darin, dass er auch von seinen Aufgaben als Sportdirektor und Geschäftsführer des DEL-Klubs entbunden wurde. Unter der irreführenden Betreffzeile „Führungswechsel bei den Thomas Sabo Ice Tigers“ gab die Ice Tigers GmbH um 12.07 Uhr bekannt, „dass Lorenz Funk seine Tätigkeit als Geschäftsführer zum 31. Mai 2013 beendet. Die von Lorenz Funk bis dato ebenfalls ausgeübte Position des Sportdirektors wird neu besetzt.“ Mit zwei nüchternen Sätzen wurde ein Mann verabschiedet, der vor vier Jahren einen insolventen Klub sanieren musste, maßgeblich mithalf, das Winter Game zu einem Erfolg zu machen und in einem extrem schwierigen Umfeld seinen Arbeitgeber immer loyal vertreten hat.

Doch an Überraschungen war es damit noch nicht genug. Im dritten Satz der Pressemitteilung wurde verkündet, dass die Ice Tigers zum vierten Mal in 19 Monaten auf der Suche nach einem neuen Trainer sind: „Außerdem wurde entschieden, dass der Vertrag mit Cheftrainer Bengt-Ake Gustafsson nicht verlängert wird.“

Zwei Tage hatten Funk und Gustafsson nach dem eine seltsame Saison beendenden 3:5 gegen den EHC Wolfsburg darüber diskutiert, welche Spieler sie nach Nürnberg holen wollten, wer in Nürnberg bleiben darf, wer bleiben muss. Es ging um Detailfragen wie nach den Eiszeiten im kommenden Trainingslager und um den neuen Vertrag des schwedischen Weltmeisters und Olympiasiegers. Als sich Sabo aber vor einer Besprechung am Mittwoch entschuldigte, wurde Gustafsson skeptisch.

Er versuchte, den Unternehmer anzurufen, schickte ihm Kurznachrichten, bekam jedoch erst eine Antwort, als er Funk darum bat, mit Sabo Kontakt aufzunehmen. Am Mittwochnachmittag erfuhr der 54 Jahre alte Schwede, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. „Ich war sehr überrascht“ — sein ungläubiges Lachen am anderen Ende der Telefonverbindung ließ vermuten, dass er seine wahren Empfindungen damit eher zurückhaltend umschrieben hatte.

Überraschend war zunächst allerdings auch, dass Klub und Trainer ihr Interesse, die Zusammenarbeit trotz des unbefriedigenden Abschneidens fortsetzen zu wollen, so offensiv bekundeten. „Ich hatte wirklich ein gutes Gefühl hier, die Dinge haben sich in die richtige Richtung entwickelt“, sagte Gustafsson. Mit Fredrik Eriksson stand zuletzt einer seiner Wunschspieler kurz vor der Unterschrift, ob der Offensivverteidiger trotzdem nach Nürnberg zurückkehrt ist seit Donnerstag, 12.07 Uhr, wie so vieles fraglich. Gustafsson: „Die Situation für die Spieler ist jetzt sehr schwierig. Wen sollen sie ansprechen, wer ist zuständig? Den Sportdirektor zu feuern, ohne dass sein Nachfolger feststeht, das ist schon sehr seltsam.“

Kein Kommentar vom Manager

Von einem „Führungswechsel bei den Ice Tigers“ kann tatsächlich keine Rede sein. Als künftiger Geschäftsführer wird zwar Ex-Nationalspieler und Sabo-Mitarbeiter Christoph Sandner gehandelt. Wer jedoch Sportdirektor, wer Trainer wird, das will der Klub erst Ende April bekanntgeben. „Dadurch werden die Ice Tigers in ihren Planungen weit hintendran sein“, prophezeit Gustafsson. „Wenn diese Organisation den nächsten Schritt machen soll, muss der Eigner seinen sportlichen Führungskräften endlich Zeit und Vertrauen schenken. Uns hat er leider nicht mehr vertraut.“

Funk war derweil nicht bereit, seine Kündigung zu kommentieren. Als Geschäftsführer wurde er von den Gesellschaftern der Ice Tigers noch nicht abberufen, erst der neue Geschäftsführer könnte ihn seiner Aufgaben als Sportdirektor entbinden. Es scheint, als wäre Thomas Sabo selbst von den weitreichenden Folgen seiner Überraschung gründlich überrascht worden.

7 Kommentare