Timothy Chandler ist noch nicht reif fürs Museum
15.7.2011, 07:00 UhrNach einer Saison, die ihn zum Nationalspieler und zur Bundesliga-Stammkraft machte, ist Timothy Chandler noch einmal am Frankfurter Riederwald vorbeigefahren. Teils aus alter Verbundenheit: Chandler ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen, hat acht Jahre für die Eintracht gespielt. Teils aber auch aus Schadenfreude: Vor einem Jahr haben sie ihm in Frankfurt mitgeteilt, dass er keine Zukunft bei der Eintracht hat, Chandler wechselte zur Regionalliga-Mannschaft des 1. FCN. Am Ende der Saison durfte er sich mit seinen neuen Kollegen über Platz sechs freuen — in der Bundesliga, aus der sich die Eintracht nach einer schrecklichen Rückrunde verabschieden musste. „Mit einem Schmunzeln auf den Lippen“, sagt Chandler, hat er nun im Urlaub seinen Ex-Verein besucht. Er hat ihnen auch ein Club-Trikot mit seinem Namen geschenkt. „Das hängt jetzt im Eintracht-Museum“, sagt Chandler.
Heckings Hymne
„Das hängt noch nicht“, sagen sie im Eintracht-Museum, „das einzige, was hier an den 1. FC Nürnberg erinnert, sind die Bilder vom 5:1 der Eintracht 1999 gegen Kaiserslautern.“ Damals stieg der FCN auf unnachahmliche Weise aus der Bundesliga ab, es ist eine der vielen Geschichten, die die beiden Vereine miteinander verbindet. So, wie das jetzt Chandler macht. Vielleicht ist es deshalb auch in Frankfurt von Interesse, wenn man vor dem Gastspiel in Fürth die Hymne hört, die Dieter Hecking auf Chandler anstimmt. „Timmy fällt immer durch Dynamik auf, seine Hereingaben sind klasse“, sagt Hecking.
Ob er sich deshalb nun als Stammspieler fühlt? „Die Saison hat ja noch gar nicht angefangen“, sagt Chandler das, was man als Immer-Noch-Auszubildender eben so sagen muss. Ob er sich als Stammspieler betrachten darf? „Er muss sich defensiv noch verbessern“, sagt Hecking das, was man als gestrenger Trainer eben so sagen muss. „Es wird jetzt eben mehr von mir erwartet“, nimmt es Chandler entspannt, „jetzt kommt Kritik, die es vor einem halben Jahr nicht gab.“
Was er dann klugerweise auch noch sagt: „Ich habe keine Lieblingsposition.“ Passt ja für einen Rechtsverteidiger, der sich defensiv noch verbessern muss, vor allem, wenn es der Trainer ähnlich sieht. „Timmy“, sagt Hecking, „kann auch weiter vorne, gemeinsam mit Juri spielen, er kann ja auch weiter vorne spielen.“ Mit Juri meint er Judt, der die vergangene Saison beim Club als Stammspieler auf der Rechtsverteidiger-Position begann — sein Trikot hat er im Sommer trotzdem in keinem Museum vorbei gebracht.
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