Togo und der FCN: Club elektrisiert Fans in Afrika
22.4.2021, 19:24 Uhr5777 Kilometer trennen die zweitgrößte Stadt Togos, Sokodé mit geschätzt etwas mehr als 107.000 Einwohnern, und das Max-Morlock-Stadion, die Heimat des 1. FC Nürnberg, voneinander. Kurzum, es bestehen eigentlich keine Zusammenhänge zwischen den beiden Orten. Eigentlich. Denn in Sokodé gibt es den "FC Nürnberg Togo" - einen Fanclub des echten Club aus Nürnberg.
FCN-Fanklubs: Togo glaubt an die Bundesliga
Gegründet wurde der Fanclub von Traoré Abdel Manaf und die Geschichte, die dahinter steckt, ist durchaus kurios. Denn auch im afrikanischen Togo sind eher die großen europäischen Klubs beliebt. Der 25-Jährige aber hat sein Herz an den 1. FC Nürnberg verloren - damals als der Club 2007 den DFB-Pokal gewonnen hat. Seitdem Traoré 2011 den Fanclub gegründet hat, konnte er viele weitere Mitstreiter gewinnen und Freunde für den Club begeistern.
"Meine Liebe zum deutschen Fußball ist riesig", schwärmt Traoré und fügt an, "jedes Wochenende schaue ich die Bundesliga". Mittlerweile sind mehr als 100 Begeisterte zusammengekommen, die es mit dem Club halten.
Mega-Fan aus Togo: "Köllner macht einen guten Job"
Afrikanisches FCN-Pendant träumt von Platz eins
Die Westafrikaner sind aber nicht ausschließlich Fans der Franken, sie spielen auch selbst Fußball in ihrem FC Nürnberg Togo. Die FCN-Fans aus Togo kicken in der vierten Togoer Liga. Normalerweise spielt der Amateur-Fußballverein vor rund 300 Zuschauern auf dem Schulsportplatz "CEG Koulounde" in der Nachbarschaft von Traorés Zuhause. Anders als der Club befindet sich sein Pendant aus Westafrika vier Spieltage vor dem Ende der Saison auf dem zweiten Platz und hofft noch auf den Sprung an die Tabellenspitze. Ein Punkt trennt den FCN Togo von dem Platz an der Sonne. "Wir hoffen, bis zum Ende der Saison den ersten Platz zu belegen", erzählt der 25-Jährige gegenüber nordbayern.de. Das einzige Problem, was der Fan- und Fußballclub hat, ist ein finanzielles. Dem FCN Togo fehlen manchmal die Mittel, um Ausrüstung zu beschaffen und die Spieler zu motivieren, berichtet Traoré.
Immerhin, sie können ihre Spiele austragen und dürfen sogar vor Fans kicken - trotz Coronavirus. Wie Traoré berichtet, sind von Corona alle betroffen, aber Afrika hat es weniger erwischt. In Togo sei alles normal. "Wir hatten hier in Togo keinen Lockdown", so der 25-Jährige.
Auch in den unteren Ligen spielen die Teams und können sogar auf den Anhang am Spielfeldrand zählen. Da die Fußballplätze gut zugänglich sind und nah an der Straße liegen, nutzen die vorbeikommenden Menschen die Gelegenheit und verfolgen die Partien des FCN Togo.
"Ich bin überzeugt, dass der Club in der 2. Bundesliga bleibt"
Aber zurück von Sokodé nach Nürnberg und dem Abstiegsgespenst, das beim Club immer noch sein Unwesen treibt. "Ehrlich gesagt bin ich sehr besorgt über die aktuelle Situation beim Club", erklärt Traoré Abdel Manaf, der Präsident des FCN Togo. Er verweist aber darauf, dass es im Fußball immer gute und schlechte Phasen gibt. Bei einem ist sich der wohl größte FCN-Fan des afrikanischen Kontinents aber sicher: "Ich bin überzeugt, dass der Club in der 2. Bundesliga bleibt."
Große Sammelaktion für den FCN-Fanklub in Togo
"Wir sind sehr stolz, dass der Fanclub im circa 5000 Kilometer von Nürnberg entfernten Togo die rot-schwarze Fahne hoch hält und unsere Farben vertritt", freut sich Jürgen Bergmann - Fanbeauftragter beim 1. FC Nürnberg. Seit Sommer 2015 ist der FCN Togo auch offiziell ein FCN-Fanclub, als einer der Vorsitzenden einen Deutschland-Besuch zum Anmelden nutzte. Wie Bergmann berichtet, besteht seitdem regelmäßiger Kontakt - über die Fanabteilung des FCN oder über andere Fanclubs direkt. "Ebenso haben seit dieser Zeit immer wieder Pakete mit allen möglichen Fan-Utensilien Franken mit Ziel Togo verlassen", so Bergmann.
Die Aufmerksamkeit, welche dem Club in Westafrika zuteil wird, bleibt auch der Mannschaft nicht verbogen. FCN-Kapitän Enrico Valentini freut sich über die außergewöhnlichen Fans: "Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, wenn der FCN eine solche Strahlkraft besitzt, dass es sogar in Togo einen Fanclub gibt." Die große Distanz zwischen Togo und dem Max-Morlock-Stadion bleibt somit zwar räumlich gesehen wirklich groß, aber verhindert eben nicht, Gemeinsamkeiten zu haben. "Es ist wunderschön zu sehen, dass dieser Verein nicht nur in Nürnberg und der Region Menschen bewegt, sondern sogar tausende Kilometer entfernt. Das macht mich als Nürnberger natürlich besonders stolz", zeigt sich Valentini begeistert.
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