Trainingsstart: Acht tapfere Ice Tigers und ein neuer Pollock
2.12.2020, 17:03 UhrSars CoV-2 hat Leid über die Welt gebracht, zweifelsohne. Aber das bedeutet nicht, dass man sich nicht über Kleinigkeiten freuen darf, die es in einer Welt ohne Corona nicht gegeben hätte. Brett Pollock beispielsweise war ziemlich alleine auf dem Flug nach Nürnberg. "Ich hatte viel Platz", sagte der 1,91 Meter lange Kanadier nach seinem ersten Training mit den Ice Tigers. Seit Freitag ist Pollock in Nürnberg und wieder alleine. Nach fünf Tagen Quarantäne, mit viel Schlaf und Netflix stand der 24-Jährige am Mittwoch zum ersten Mal mit seiner neuen Mannschaft auf dem Eis.
Oder zumindest einem Teil der Mannschaft. Zur ersten offiziellen Trainingseinheit versammelte der ebenfalls neue Cheftrainer Frank Fischöder zwar drei Torhüter, aber eben auch nur neun Feldspieler um sich. Der Rest befindet sich noch immer in Quarantäne, entweder weil ebenfalls gerade aus Nordamerika angekommen, gerade selbst positiv getestet oder isoliert, weil in Kontakt mit einem Infizierten. Brett Pollock, dem jüngsten Zugang der Nürnberg Ice Tigers, ist das egal: "Zu Hause hatte ich mich beinahe schon daran gewöhnt, zu Hause zu sein. Jetzt bin ich einfach nur froh, wieder auf dem Eis zu sein."
Kein: "Jammer. Jammer. Jammer."
In der Nebenhalle der Arena Nürnberger Versicherung war das bei allen zu spüren. Tim Bender, vor seinem dritten Jahr bei den Ice Tigers beinahe schon ein potenzieller Führungsspieler, sprach mehrfach von „Erleichterung“. Frank Fischöder versuchte, die Maßstäbe zurechtzurücken: „Jeder hier hat seinen Preis dafür gezahlt, das Management, das Frontoffice, jeder Spieler, jeder Trainer, jeder Betreuer. Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, um aufs Eis zurückzukommen. Ich glaube, die Freude darüber sollte eigentlich überwiegen. Klar, kann ich fragen, warum habe ich nur neun Spieler, warum nur so wenig Vorbereitung. Jammer. Jammer. Jammer. Aber das ist die Situation, wir werden das Bestmögliche daraus machen, werden konzentriert arbeiten und so schnell wie möglich unseren Rhythmus finden, mehr können wir nicht tun.“
Auf lange Ansprachen hat der 49-Jährige verzichtet, er müsste sie in den nächsten Tagen ohnehin immer wieder wiederholen. Erst am kommenden Montag sollten alle Spieler aus der Quarantäne entlassen worden sein, so sie denn gesund sind. Denn die selbst von Covid betroffenen Spieler müssen erst ein Protokoll an Tests und Untersuchungen durchlaufen, bevor sie wieder mittrainieren dürfen.
Jame Pollock, der ältere Cousin?
Brett Pollock wird sich dann bereits ein bisschen an die neue Umgebung, an die größere Eisfläche und den neuen Trainer gewöhnt haben. Mit 24 Jahren steht er gemeinsam mit dem ebenfalls kürzlich verpflichteten Eric Cornel für einen neuen Weg bei den Ice Tigers: Fischöder und Sportdirektor André Dietzsch haben sich bewusst gegen namhaftere Spieler entschieden, "denen wir fünf Monate die Möglichkeit geben, sich unter Wettbewerbsbedingungen fit zu halten und die Danke sagen und sich in den Flieger steigen, wenn sich die NHL doch noch meldet". Pollock wurde einst als talentiert genug für die beste Liga der Welt erachtet, der Flügelstürmer konnte sich dann aber doch nicht durchsetzen. "In diesem Jahr habe ich dann lange nach der besten Situation gesucht", sagte er, "hier habe ich sie offensichtlich gefunden."
Von Jame Pollock hat Brett Pollock übrigens noch nie gehört. Dabei hatte der Kanadier fünf Jahre in Nürnberg gespielt und in seinem besten Jahr 27 Tore erzielt - als Verteidiger. "Really?", fragte Brett Pollock, der tatsächlich ein wenig so aussieht, als könnte er der jüngere Cousin von Jame Pollock sein. "Dann muss er ziemlich gut aussehen."
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