Triathlon-Spätzünderin auf dem Weg zur Weltmeisterschaft

6.8.2015, 14:54 Uhr
Triathlon-Spätzünderin auf dem Weg zur Weltmeisterschaft

© Foto: Bastian Perlitz

Das eigene Turnierpferd musste Alica Nörthemann wegen des Umzugs während ihres BWL-Studiums verkaufen, den Reitsport, den sie jahrelang betrieben hat, aufgeben. Es brauchte also einen sportlichen Ausgleich. Was ist da naheliegender als mal Laufen, Radfahren oder Schwimmen zu gehen, um sich neben Arbeit und Alltag fit zu halten? So weit, so normal.

Dass die heute 27-Jährige am Stück 1,9 Kilometer schwimmt, 90 Kilometer Rad fährt und 21,1 Kilometer läuft, also einen sogenannten Triathlon 70.3 in gut fünf Stunden zurücklegt, ist hingegen doch bemerkenswert. Nebenbei, möchte man fast sagen, arbeitet die gebürtige Göttingerin und Neu-Fürtherin in Vollzeit als Betriebswirtin bei Schaeffler in Herzogenaurach.

Zehn bis 15 Stunden muss sie pro Woche vor, zwischen oder nach ihrer Arbeit trainieren. In Fürth und der Region findet sie beste Bedingungen fürs Triathlon-Training, „da ich mich im Fürther Stadtpark, dem Hallen- und Freibad und besonders in der für Triathlon prädestinierten Fränkischen Schweiz sehr gut vorbereiten kann“. Dennoch wäre es ohne die Akzeptanz und das Interesse des Arbeitgebers sehr schwer, ihren Sport in der Form auszuüben, erklärt die ambitionierte Sportlerin.

Nach der WM-Teilnahme im vergangenen Jahr hat sie sich noch einiges vorgenommen. Das große Ziel sei es, im kommenden Jahr bei der WM für den Halbdistanz-Triathlon in Australien dabei zu sein und zeitlich noch näher an die Profis heranzurücken. Dank der verteilten Belastung des Körpers aufgrund der drei verschiedenen Sportarten gilt der Triathlon-Sport als „relativ gesund für den Körper“. Aus sportbiologischen Gründen steht das Karriere-Hoch demnach erst ab den 30er Jahren an. Dann, wenn die meisten Fußballer ihren Zenit schon überschritten haben.

Kein Alkohol

Genügend Zeit also, die angestrebten Ziele zu verwirklichen und sich in einigen Jahren auch über die Langdistanz, also 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen, zu versuchen. Um so professionell wie möglich an sich zu arbeiten, engagierte Alica Nörthemann eigens eine Profitrainerin. Natascha Schmitt, selbst Bundesliga-Triathletin und Diplom-Sportwissenschaftlerin aus Frankfurt, erstellt individuell angepasste Trainingspläne für jede Woche.

Eine gesunde Ernährung, abgestimmt auf die Trainingsinhalte, gehört für Nörthemann genauso dazu wie der Verzicht auf Alkohol während der Vorbereitung auf Wettkämpfe. „Auch bei Halsschmerzen oder einer Erkältung muss man vernünftig genug sein und das Training mal sausen lassen. Darauf legen auch mein Coach und mein Freund großen Wert.“

Letztgenannter ist auch der Grund dafür, dass der Sport nicht zur Sucht wird – die Gefahr sieht Nörthemann bei sich nicht. „Süchtig nach dem Sport bin ich nicht. Das Wichtigste ist, auch andere Sachen außerhalb des Sports zuzulassen und mal Abstand zu gewinnen, sich mit Freunden zu treffen oder Zeit mit der Familie zu verbringen.“

Ohnehin sei ein stabiles Umfeld die halbe Miete für den Erfolg in einer Einzelsportart, wie es der Triathlon ist. Den Sport sieht sie aufgrund des Fitness-Booms zwar am Wachsen, „dennoch ist es sehr schade, wie wenig Anerkennung die Leistungen der Sportler in den Medien erfahren“.

Ihrem eigenen Engagement tut das allerdings keinen Abbruch. Das WM-Qualifikationsrennen im österreichischen Zell am See/Kaprun steht am letzten August-Wochenende an. Ein guter Zeitpunkt, die Fünf-Stunden-Marke zu knacken.

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