Wenn beide Trainer und der Kapitän wegbrechen
Turbulente Tage beim TSV Buch
28.9.2021, 16:17 UhrSchon Anfang des Monats mussten die Landesliga-Fußballer des TSV Buch mal ohne Manuel Bergmüller und Udo Brehm auskommen. Daran gewöhnen wollten sie sich eigentlich nicht. Der Trainer und sein Assistent weilten mit ihren Familien getrennt voneinander im Urlaub, also übten erste und zweite Mannschaft für ein paar Tage zusammen.
Die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den BSC Woffenbach am 10. September verlief demnach bereits eher ungewöhnlich und sollte final auch noch von einem schrecklichen Gerücht überschattet werden. Dass die Bergmüllers tags zuvor im Südtirol-Urlaub schwer verunglückt seien, wussten zunächst nur ein paar enge Vertraute des Trainers, der seit dem 14. September nur noch der Ex-Trainer des TSV Buch ist. Mit ihm ging aus beruflichen Gründen auch Udo Brehm, der eine neue Stelle angetreten hat und deshalb nicht mehr ausreichend Zeit hat für seinen Herzensverein.
"Sehr geknickt" seien die Spieler danach gewesen, erzählt Stefan Fleischmann, der Kapitän, weil es menschlich einfach gepasst habe zwischen ihnen. "Da sind zwei richtige Kumpels weggebrochen aus der Mannschaft", sagt Fleischmann. Den 3:2-Erfolg bei der SG Quelle am vorvergangenen Wochenende widmeten sie denn auch ihren ehemaligen Chefs; nach dem Treffer zum 3:1 (Endstand 3:2) seien "alle rausgerannt und haben mit dem Udo gefeiert", erzählt Fleischmann. Mit Brehm, dem Fan.
"Schon sehr extrem"
Die Bucher Legende wird sich weiterhin regelmäßig blicken lassen, nur eben ohne offizielle Funktion. Manuel Bergmüller bestimmt eines Tages auch wieder, in den nächsten Wochen und Monaten muss er sich aber um seine Frau kümmern, der es mittlerweile etwas besser geht, die wegen einer Wirbelsäulen-OP aber noch länger stark eingeschränkt sein wird in ihrer Beweglichkeit. Und da sind ja auch noch die zwei kleinen Kinder.
Beim TSV haben sie natürlich vollstes Verständnis für die beiden Rücktritte, auch wenn sie den ganzen Verein erschüttert haben. "Schon sehr extrem" nennt Fleischmann die vergangenen Wochen, ohne damit aber zum Beispiel das 0:3 gegen Woffenbach entschuldigen zu wollen. "Da ist einfach schiefgelaufen, was schieflaufen konnte", sagt Fleischmann. Ein früher Platzverweis, kurz zuvor ein Eigentor.
Am Montag danach leitete Brehm seine letzte Einheit, am Dienstag hatte der Landesligist plötzlich keine Trainer mehr. Andreas Awerkow und Wolfgang Diehm sprangen ein, wie lange sie im Amt bleiben, wird sich zeigen. Zumindest so lange, bis ein neuer Trainer gefunden ist, was erfahrungsgemäß dauern kann. Aktuell scheinen sie dem TSV jedenfalls richtig gut zu tun. "In der Woche vor dem Quelle-Spiel war wieder ein bisschen mehr Stimmung, sind wir ein bisschen befreiter aufgetreten", sagt Fleischmann, nach einer in jeder Hinsicht extrem unruhigen Phase.
Knorpelschaden vierten Grades
Spätestens nach dem 3:2 in Fürth, bei "einem unserer Lieblingsgegner" (Fleischmann), wähnten sich die Bucher wieder auf dem richtigen Weg in Richtung Saisonziel. Vierter müssen sie in ihrer Vorrundengruppe der Landesliga Nordost mindestens werden, um sich für die Aufstiegsrunde zu qualifizieren, mindestens Vierter wollen sie auch werden, obwohl die Konkurrenz groß ist.
Auch Türkspor/Cagrispor mischt nach zehn Punkten aus den vergangenen vier Spielen jetzt plötzlich wieder oben mit und steht seit gestern und dem 3:1-Erfolg gegen den TSV Buch auch vor dem TSV Buch, der seine zahlreichen Ausfälle nicht kompensieren konnte und lediglich nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Labeat Ferizi (58.) wieder auf etwas mehr hoffen durfte als nur eine knappe Niederlage. Ismail Yüce machte zehn Minuten vor Schluss "nach einer Slapstick-Aktion von uns", wie Fleischmann die entscheidende Szene beschrieb, aber alles klar für den Aufsteiger, das 1:0 und 2:0 hatte Mustafa Jasarevic besorgt.
Der nächste Rückschlag für den TSV Buch in einer an Rückschlägen gewiss nicht armen Spielzeit 2021/22. Unterkriegen lassen wollen sie sich trotzdem nicht, eine schöne Restsaison ist das Mindeste, was sie ihren ehemaligen Trainern schenken können. Bergmüller war drei Jahre da, Brehm sein halbes Leben. "Wir wollen, dass Manu stolz auf uns ist", sagt Fleischmann; vor dem 3:2 bei der SG Quelle hatte er ihnen noch Tipps gegeben und wird wahrscheinlich auch künftig an Spieltagen nicht nur in Gedanken bei seinen Jungs sein, die ihm viele Nachrichten geschrieben haben in letzter Zeit. "Sie haben verstanden, dass wir Glück im Unglück hatten, aber der Rücktritt jetzt notwendig war."
Dass jetzt auch noch der Kapitän ausfällt und vielleicht sogar ganz aufhören muss mit dem Fußball, trifft den TSV Buch ebenfalls hart und an einer empfindlicher Stelle. Den Außenmeniskus im rechten Knie hat sich Stefan Fleischmann eingerissen beim 3:2 in Fürth, ein Spezialist in München diagnostizierte auch noch einen Knorpelschaden vierten Grades. Selbst wenn alles planmäßig läuft, kann Fleischmann vielleicht erst in einem Jahr wieder Sport treiben. Es ist die dritte Säule beim TSV Buch nach Manuel Bergmüller und Udo Brehm, die jetzt wegbricht.
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