Überraschung: Rothenburger Startrainer für die Rams

5.11.2011, 11:25 Uhr
Überraschung: Rothenburger Startrainer für die Rams

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Herr Hanselmann, vorgestern brauchten Sie noch ein paar Tage Bedenkzeit, gestern sagten Sie den Nürnberg Rams zu. Warum die Eile?

Hanselmann: Präsident Alexander Schweiger hielt die Ungewissheit einfach nicht mehr aus. Im Ernst: Es ist manchmal für alle besser, wenn man beizeiten Fakten schafft. Ich freue mich auf die Rams.

Warum ausgerechnet Nürnberg? Als ehemaliger Nationaltrainer hatten Sie doch gewiss auch Angebote von namhafteren Vereinen.

Hanselmann: Schon richtig, es haben sich auch Erstligisten um mich bemüht. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war vor allem das Programm in Nürnberg.


Wie meinen Sie das?

Hanselmann: Die Rams haben in den vergangenen vier, fünf Jahren eine schöne Entwicklung genommen. Außerdem ist das Trainer-Team wirklich erstklassig. Markus Schöpf und Stefan Grundmann schätze ich seit gemeinsamen Rothenburger Zeiten sehr. Alles Leute mit Leidenschaft, natürlich Alan Reed. Das sind Dinge, die Nürnberg wahnsinning interessant machen. Darüber hinaus wollte ich nicht mehr pendeln, wie zuletzt nach Düsseldorf. Ich brauche wieder ein Zuhause.

Sportlich und beruflich wird es bis auf Weiteres Nürnberg heißen. Wie kam der Kontakt zustande?

Hanselmann: Alexander (Schweiger) und ich, wir kennen und schon uns länger. Als er mich neulich mal fragte, ob ich mir vorstellen könnte, in Nürnberg was aufzubauen, habe ich spontan mit „Ja“ geantwortet.

Wieso?

Hanselmann: Weil ich glaube, dass die Stadt, die ganze Region ein großes Football-Potenzial hat. Die Rams gehören in die Erste Liga und müssen sich da etablieren. Es gibt ja doch sehr viele sehr gute Sportler in der Region. Warum also nicht American Football?

Klingt logisch.

Hanselmann: Wir müssen wegkommen von dem Hau-drauf-Image. American Football ist mehr, viel mehr. Eine hoch athletische, strategische, von Taktik geprägte Sportart. Da steckt so viel dahinter, nicht nur monotones Lauf- oder Kraftraining. Monatelange Vorbereitung. Und vor allem Leidenschaft. Diese Philosophie will ich auch in Nürnberg vermitteln.

Können Sie den Wechsel auch mit Ihrem Gewissen vereinbaren? Die Football-Standorte Nürnberg und Rothenburg verbindet eine, sagen wir, gewisse Rivalität. Sie sind Rothenburger und sogar Gründungsmitglied der Knights.

Hanselmann: Dafür bin ich mittlerweile zu sehr Profi. Aber stimmt schon, mein Herz hängt an den Franken Knights. Da habe ich Football gelernt, da komme ich her. Aber jetzt bin ich bei den Rams. Und will etwas bewegen.

Was Ihnen in Ihrer Trainer-Karriere stets großartig gelungen ist, auch zuletzt in Düsseldorf. Warum mussten Sie trotzdem Ende Oktober gehen?

Hanselmann: Ich bin entlassen worden, einfach so, offiziell wegen wirtschaftlicher Zwänge. Das nagt an mir, denn wir hatten Erfolg. Im Sommer waren wir im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Als Aufsteiger!

Wohl auch deshalb hat Sie die Düsseldorfer Sportpresse als „Sportpersönlichkeit des Jahres“ vorgeschlagen. Unter anderem neben Timo Boll. Eine Ehre?

Hanselmann: Ich freue mich darüber. Sehr sogar.

Vor vier Jahren, als Sie bei den Panthern anfingen, war Düsseldorf noch Zweitligist. Ist eine ähnliche Erfolgsgeschichte auch demnächst in Nürnberg möglich?

Hanselmann: Das kann ich noch nicht sagen, Ende des Jahres weiß ich mehr. Die Eindrücke vom Try-out am Samstag waren jedenfalls positiv.

Wie kamen Sie zum Football?

Hanselmann: Als ehemaliger 100-Meter-Sprinter musste ich 1982 einsehen, dass das Limit erreicht war. Ein absoluter Frusterlebnis für mich. Just zu der Zeit ging ich in Rothenburg zum ersten Mal in ein Football-Training. Mit dem Ex-Ansbacher Nick Nagel, auch sonst waren super Typen dabei. Das hat mich begeistert. Und ich bin dabei geblieben.

Bis heute – und noch mit der gleichen Begeisterung wie 1982?

Hanselmann: Ich habe damals erfahren dürfen, wie faszinierend American Football auf mich wirkt. Der Gedanke, dass man gemeinsam etwas anpackt. Dabei entsteht eine enorme Gruppendynamik.

Schon ab morgen auch in Nürnberg? Da ist das erste Training.

Hanselmann: Aber noch ohne mich. Ich muss in Köln noch eine Rede halten vor einem Management-Seminar. Weil ich Leidenschaft angeblich so gut transportieren kann.
 

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