Uttenreuther Urgesteine im Badminton-Fieber
5.7.2016, 06:00 UhrAm Ende blieb der Pokal doch in Uttenreuth. Zumindest ein bisschen. Zum dritten Mal in Folge bekam Hannah Göbel die Auszeichnung für den erfolgreichsten Spieler des Turniers. Wem das gelingt, der darf den dazugehörigen Wanderpokal behalten. Nichts anderes hatte sich die 26-Jährige gewünscht.
Beim SC Uttenreuth begann Göbel das Badmintonspielen. Schon als Elfjährige war sie sehr ehrgeizig. „Ich möchte immer gewinnen.“ Zum Studieren ist sie nach Freising gezogen, beim dortige Badminton-Klub spielt sie in der Bezirksliga. „Auf einem Bayernliga-Turnier habe ich gesehen, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann.“ Im Badminton ist die Bayernliga die viertbeste Klasse.
„Uttenreuth ist mein Heimatverein, da komme ich immer zum Turnier“, sagt Göbel. Am Samstag läuft es gut, im Einzel gewinnt sie das Finale gegen Annika Leiter von der SGS Erlangen. „Meine Schwäche sind die Aufschläge“, sagt die Uttenreutherin. „Das ist reine Kopfsache.“ Göbel mag die Vielfalt am Badminton. „Schnelle Ballwechsel, Taktik, ich mache sehr viel über Kondition.“
Am Sonntag im Doppel läuft es nicht rund. „Wir werden in unserer Gruppe nur Dritter“, sagt Göbel. Dann ruft der Hallensprecher ihren Namen, sie muss aufs Feld. Für das Turnier haben sich 94 Spieler aus 34 Vereinen gemeldet. Ihre Schuhe quietschen über den Spardorfer Hallenboden, ständig hört man das dumpfe Klopfen, wenn Schläger den weißen Federball durch die Luft treiben. Zuerst denkt man, der Flug geht ins Aus. Doch dann wird der Federball langsamer und senkt sich ins Feld.
Nudeln aus dem Geräteraum
In der Halle ist es stickig. Weil beim Badminton schon der kleinste Windzug spielentscheidend sein könnte, ist die Lüftung abgeschaltet. Allein durchs Herumstehen geraten
Zuschauer ins Schwitzen, die Spieler erst recht — und wie geht es nur denjenigen, die dieses Turnier organisieren und spielen? Gabriele Winkler sitzt auf der Tribüne und, nun ja, schwitzt.
Seit elf Jahren veranstaltet der SC Uttenreuth das Sommerturnier. Winkler ist von Beginn an dabei. Hauptsächlich organisiert sie die Kantine, die soll so fabelhaft sein, wie man es in einem Geräteraum einer Schulsporthalle hinbekommt. Möglicherweise sogar besser. „Wir bringen jedes Jahr Kühlschränke und Herdplatten mit, damit alles gelingt.“
In der Slow-Mo sieht man auch den #Federball 🏸 Viel los beim #Badminton Turnier des SC #Uttenreuth heute. #Erlangen pic.twitter.com/oC4HPRL5qz
— Katharina Tontsch (@Kati_Unterwegs) July 3, 2016
Am Anfang war Winkler noch nervös. Mittlerweile aber strahlt sie die Erfahrung zehnjähriger Turnierorganisation aus. Spielen, Brötchen schmieren, Spielen, Kaffee kochen, dazwischen noch ein Zeitungsinterview — die 49-Jährige bringt nichts aus der Ruhe. Stattdessen beantwortet sie sogar Fragen zu ihrem Alter. „Natürlich ist Badminton ein Sport, der auf die Gelenke geht.“ Es sei ein ständiges „Stop and Go“, Abbremsen, schnelle Schritte, dazu die extreme Hitze. „Ich profitiere von meiner Technik und der Erfahrung.“
Auch die Trostrunde lohnt sich
Früher hat Winkler Tennis gespielt, in den 90er Jahren begann sie mit Badminton, wie ihre beiden Kinder. „Es ist ein extrem schnelles Spiel.“ Und trickreich: Zwar kann man den Federball nicht so anschneiden, wie den Ball beim Tennis. „Aber wir tricksen anders, täuschen an. Also zumindest die richtig guten Spieler machen das.“
Beim Erlanger Sommerturnier sind sie alle vertreten: die richtig Guten, die Normalos, die Freizeitspieler, jung und alt. Die Konkurrenzen im Einzel, Doppel und Mixed sind entsprechend dem Können der Spieler in zwei Klassen unterteilt.
Durch den Turniermodus hatte jeder mindestens drei Partien auf möglichst gleichem Niveau. „Um bis ins Finale zu kommen, sind es sechs Spiele“, sagt Winkler. Sie selbst erreichte im Mixed der B-Klasse mit Michael Franck Rang drei. Das Einzel ließ die Uttenreutherin ausfallen, um in der Kantine das Abendessen vorzubereiten. Insgesamt waren dieses Jahr sieben Kilogramm Putenfleisch und 14 Kilogramm Nudel zu verarbeiten.
Im Doppel der B-Klasse holte Winkler mit Christine Schneider erneut Platz drei. „Aber auch die Trostrunde lohnt sich, da gibt’s eine Flasche Sekt zu gewinnen.“ Damit wollte sich Hannah Göbel nicht zufriedengeben. Den Wanderpokal für die erfolgreichste Mannschaft holte sich zwar der TSV Zirndorf, als erfolgreichste Spieler waren Hannah Göbel, Peter Pinzer und Alexander Petrasch gleichauf. Nach der Auswertung der Einzelstatistik aber lag sie vorn — und der Pokal damit in Händen einer (ehemaligen) Uttenreutherin.
Ergebnisse: www.alleturniere.de
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