Vorstands-Chef wütet
Verletzungs-Schocks, Kanada-Beef und Müller-Knall: Alarmstufe rot beim FC Bayern?
30.03.2025, 19:22 Uhr
Eigentlich läuft es sportlich für den deutschen Fußball-Primus: In der Bundesliga thront der FC Bayern München sieben Spieltage vor dem Ende mit sechs Zählern Vorsprung an der Tabellenspitze. In der Champions League haben die Münchner die Chance auf ihr zweites „Finale Dahoam“ gewahrt und treffen im Viertelfinale auf Inter Mailand. Lediglich das frühe Aus im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Leverkusen vergangenen Dezember verhagelt das schöne Bild. Doch jetzt kommt es - ausgerechnet in der entscheidenden Saisonphase - knüppeldick. Gleich drei Abwehrspieler fallen lange aus - für zwei von ihnen ist die Saison beendet. Zudem gibt's Zoff mit dem kanadischen Fußballverband und Verwirrung um Vereinslegende Thomas Müller. Aber der Reihe nach.
Der Sieg am Wochenende gegen den FC St. Pauli wird für den FC Bayern richtig teuer. Der gerade erst wieder genesene Innenverteidiger Hiroki Ito hat sich erneut einen Mittelfußbruch zugezogen - und wird den Rest der Saison verpassen. Das teilte der Verein am Sonntagvormittag mit. Ito war im Sommer 2024 für rund 24 Millionen Euro aus Stuttgart nach München gewechselt, verpasste aber bis Anfang Februar 32 Pflichtspiele wegen eines zurückliegenden Mittelfußbruchs. Er hatte sich gerade erst nach monatelanger Reha wieder zurückgekämpft. Während der Länderspielpause verletzt sich zudem Linksverteidiger Alphonso Davies schwer - bekannt wurde das aber erst bei einer Nachuntersuchung in München. Die Bayern-Bosse kochen vor Wut und behalten sich sogar rechtliche Schritte gegen den kanadischen Verband vor - was war passiert?
Davies hatte sich vor einer Woche im unbedeutenden Spiel um Platz 3 bei der Concacaf-Nations-League gegen die USA (2:1) in der 6. Minute verletzt, offizielle Angabe: Schlag aufs Knie. Von den Kanadiern gab es offenbar ohne tiefergehende Untersuchung Entwarnung. Davies wurde in den Flieger zurück nach München gesetzt. Nach der Rückkehr hatte der Star-Verteidiger immer noch Schmerzen. Erst eine Untersuchung bei Team-Arzt Prof. Dr. Peter Ueblacker brachte die Schock-Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie mit Knorpelschaden, voraussichtliche Ausfalldauer sechs bis acht Monate. Dass beim Linksverteidiger nicht vor Ort in Los Angeles eine MRT-Untersuchung gemacht wurde, sorgte bei Vorstands-Chef Jan-Christian Dreesen für Unverständnis. Zudem stößt den Verantwortlichen sauer auf, dass ihr Profi vor der Partie muskuläre Probleme beklagte und trotzdem eingesetzt wurde. Davies-Berater Nedal Huoseh hatte deswegen hart gegen die Kanadier gewettert.
„Es kann nicht sein, dass …“
Die wiederum haben sich laut übereinstimmenden Berichten am Samstag in einem offiziellen Statement an die Bayern-Bosse gewandt, „nichtsdestotrotz werden wir – werde ich – ihnen schreiben und um Aufklärung bitten. Denn es kann nicht sein, dass ein Spieler, der in der sechsten Minute ausgewechselt wurde, auf einen 12-Stunden-Flug geschickt wird – ohne eine Bandage und ohne einen Kreuzbandriss festzustellen“, wütet Dreesen nach dem Heimsieg gegen St. Pauli am Samstag in der Mixed Zone. Es dürfte dabei den Bayern vor allem um finanzielle Entschädigung gehen. Der Rekordmeister hatte den Vertrag mit dem schnellen Abwehr-Star erst kürzlich bis 2030 verlängert – für rund 15 Mio. Euro Jahresgehalt und 22 Mio. Euro Handgeld. Dem Verein stehe von der Fifa über das „Club Protection Programme“ eine finanzielle Entschädigung zu, da die Verletzung in der Abstellungsperiode zu den Nationalteams passierte, schreibt die „Bild“. Davies hat sich in Innsbruck bereits von Spezialist Prof. Dr. Christian Fink erfolgreich operieren lassen.
Doch damit nicht genug: Beim Länderspiel mit Frankreich gegen Kroatien hat sich Stamm-Innenverteidiger Dayot Upamecano ebenfalls schwer verletzt. Bei einer Untersuchung der Bayern-Ärzte waren freie Gelenkkörper im linken Knie und eine Beschädigung des Knorpels festgestellt worden. Upamecano wurde ebenfalls erfolgreich von Knie-Spezialist Dr. Christian Fink in Innsbruck operiert, berichtet „Sky“. Upamecano werde „mehrere Wochen“ ausfallen, möglicherweise droht auch ihm das Saison-Aus. Besonders bitter: Mit dem Innenverteidiger waren die Bosse in Verhandlungen über eine Verlängerung seines 2026 auslaufenden Vertrags. An der Säbener Straße hoffen die Verantwortlichen jetzt auf ein Comeback noch in dieser Saison. Wenn alles ideal läuft, könnte Upamecano demnach im Mai wieder einsatzbereit sein.
Weitere Verletzungssorgen und Müller-Vertrag
Für „Sport1“-Experte Stefan Effenberg haben die Ausfälle für die Ambitionen in der Champions League weitreichende Folgen: „Bayern ist nicht Favorit gegen Inter Mailand, das glaube ich nicht. Diese Verletzungen sind hart, das tut weh in so einer Phase. Wenn so eine halbe Achse ausfällt, dann kannst du es nicht kompensieren“, so Effenberg. Auch Manuel Neuer (39) fehlt weiter angeschlagen und laboriert an einem Muskelfaserriss in der rechten Wade. Am 8. April empfangen die Bayern Inter Mailand zum Viertelfinal-Hinspiel - stand jetzt ohne drei wichtige Abwehrspieler und möglicherweise ihren Kapitän zwischen den Pfosten.
Und dann wäre da noch die Causa Müller. Wie am Samstag bekannt wurde, soll der auslaufende Vertrag mit dem FCB-Urgestein nicht verlängert werden. Das ruft auch Ex-Weltfußballer Lothar Matthäus auf den Plan. Der Rekordnationalspieler vermutet Unstimmigkeiten unter den Verantwortlichen der Münchner. „Ich glaube, Max Eberl und Uli Hoeneß sprechen nicht alles ab. Es sieht so aus, als würde die Chemie nicht ganz stimmen, als sei es nicht so harmonisch in der Führung“, sagt der 64-Jährige am Rande des Spieltags in seiner Rolle als „Sky“-Experte.
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