Von Großhaslach nach Las Vegas: NFL-Franke Eberle im Interview
29.4.2020, 08:26 UhrHerr Eberle, ihre Vita ist seit dem Wochenende ein Medien-Hit, beginnt in vielen Berichten aber erst mit dem Umzug ihrer Familie in die USA. Was gab es in den knapp 14 Jahren zuvor Wissenswertes in ihrem Leben?
Eberle: Geboren bin ich in Nürnberg, aufgewachsen aber zunächst in Stein und danach in Großhaslach, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Ansbach. Da hat’s mir wirklich gut gefallen. Bei den dortigen Sportfreunden hab‘ ich bis zur D-Jugend Fußball gespielt, als Stürmer.
Großhaslach ist nicht weit entfernt von Katterbach und der dortigen US-Base. Erklärt das ihr Faible für American Football?
Eberle: Nicht wirklich. Ich hatte von American Football gehört, es aber nicht verfolgt, ich kannte auch keine Teams oder so. Ich wusste, was es war, hab’s aber in Deutschland nie gespielt.
+++ Profi-Vertrag für Eberle! Franke träumt von der NFL +++
Ergo: Erster persönlicher Kontakt mit der zuvor noch ziemlich unbekannten Sportart in Kalifornien. Das heißt aber auch: Als absoluter Anfänger in neun Jahren zum NFL-Vertrag. Schildern Sie doch bitte mal ihre ersten Versuche.
Eberle: Eigentlich wollte ich in den USA zunächst weiter Fußball spielen, das ist aber vor allem an der nicht gerade optimalen Talentförderung gescheitert. Deshalb hab‘ ich mir gedacht: Probier‘ doch mal was anderes aus. Ein Freund brachte mich aufs Kicken – wahrscheinlich hätte auch eine andere Position spielen können, weil ich sehr schnell bin. Auf der High School hatte ich mal mein Glück als Safety und Linebacker versucht, es aber wieder sein lassen. Und mich voll aufs Kicken konzentriert.
Mit erstaunlichem Erfolg.
Eberle: Ich wusste, dass ich Talent hatte, ich wusste aber auch, dass ich mich immer weiter steigern musste. Zum Ende der High School traute ich mir zu, auf dem College zu bestehen. Und so weiter. Mit Utah State hat das dann alles einfach wahnsinnig gut geklappt. So gut, dass ich jetzt in der NFL gelandet bin.
Haben Sie noch Verbindungen nach Großhaslach? Von Großhaslach nach Las Vegas, was für eine Geschichte.
Eberle: Meine besten Freunde leben noch da, ich rede fast täglich mit denen. Darauf freue ich mich. Und die freuen sich auch.
Wie haben Ihre Freunde reagiert auf ihren Vertrag mit den Raiders?
Eberle: Sie konnten es kaum glauben. Das kleine Kind aus "Hosla", das es irgendwie nach Las Vegas geschafft hat. Das ist unglaublich für sie. Und für mich auch.
Stimmt es, dass Sie als Vierjähriger zum erstem Mal den Club im Stadion gesehen haben – und hängen geblieben sind beim 1. FC Nürnberg?
Eberle: Ja, genau, wir hatten ein Heimspiel gegen Energie Cottbus oder so. Mein Vater hat noch Bilder davon. An das Spiel kann ich nicht mehr erinnern, an das nächste schon. Im Frühjahr 2002 gegen Leverkusen, 1:0, Torschütze Marek Nikl. Das war der Klassenerhalt.
Wenn sie mal in der alten Heimat sind, gehen Sie also noch regelmäßig zum Club?
Eberle: Natürlich. Im Mai 2016 war ich beim Relegationsrückspiel, im Mai 2007 mit meinem Vater beim Pokal-Finale in Berlin. Man hat schon so viel erlebt mit diesem Verein, Höhen und Tiefen, das schweißt einfach zusammen. Faszinierend, unglaublich. Deshalb bin ich dem Club immer treu geblieben. Hier an der Westküste muss ich nur verdammt früh aufstehen, um die Spiele zu sehen.
In einem Video auf Twitter hauen Sie im Pre-Draft-Camp in Buffalo einen Kick aus 61 Yards (knapp 56 Meter, d. Red.) rein – sie hatten dabei ein eher football-untypisches, rotes Hemd an.
Eberle: Ein Club-Trikot, es war am letzten Tag. Das hatte ich dem Coaching Staff aber angekündigt.
Ihr weitestes Field Goal bislang?
Eberle: Nein. Mein persönlicher Rekord liegt bei 76 Yards (knapp 70 Meter, d. Red.) gekickt auf dem College.
76 Yards! Ist noch mehr drin, vielleicht sogar 80 plus x?
Eberle: Dafür müssten die Bedingungen schon perfekt sein, ein bisschen Wind vielleicht. Oder man muss in der Höhe von Denver spielen. Aber klar, 80 Yards sind schon ein Ziel für mich.
Interview: WOLFGANG LAASS, ALEXANDER AULILA
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